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Umwelt

Bio-Baum statt Kleiderständer

Sonntag, 15. Dezember 2013 | Text: Jörg-Christian Schillmöller | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Gestern haben wir über Weihnachtsbäume und darüber berichtet, woher sie kommen. Ein wenig scheint der Trend tatsächlich zum Bio-Baum zu gehen. Den kann man am Eifelplatz kaufen: Dort gibt es seit 50 Jahren den Stand der Familie Lüdenbach aus dem Oberbergischen, und vor kurzem haben sich die Lüdenbachs das „Bio“ zertifizieren lassen. Heute betreibt Norbert Krütt-Hüning den Stand, aber den Namen „Lüdenbach“ hat er als Markenzeichen belassen, wegen der Stammkunden.

Herr Krütt-Hüning, was ist ein Bio-Tannenbaum?
Sagen wir es so: Ein konventioneller Baum wird mit Pestiziden bearbeitet. Eigentlich kann man sich das nicht in die Wohnung stellen. Es gab schon vor vielen Jahren Berichte, dass Mitarbeiter von Anbaufirmen Hautprobleme hatten. Auch die Böden wurden verseucht, das war meines Wissens schon Ende der Siebziger Jahre bekannt.

Was ist also ein „Bio“-Baum?
Die Familie Lüdenbach dachte sich irgendwann: Wenn wir so weiterarbeiten, dann bekommen wir Probleme mit unseren Böden. Man gräbt sich sozusagen den eigenen Boden ab. Es folgte eine Zeit des Experimentierens. Ein Problem war das Unkraut: Das wächst in den Baum hinein. Die Nadeln bekommen zuwenig Licht und werden braun. Man hat dann mit Gummi- und Filzmatten experimentiert, und mit dem Mähen von Hand, aber das war alles sehr aufwändig. Dann kamen die Schafe.

Die „Shropshire“-Schafe.
Nein, erst kamen die konventionellen. Aber die haben die jungen Triebe gefressen, die Spitzen. Also hat man es mit Shropshire-Schafen versucht. Die verbeißen die Bäume nicht. Das war der Durchbruch. Bei den Insekten war das auch so: Nützlinge fördern, um Schädlinge zu reduzieren.

 

Shropshire-Schafe verbeißen die Bäume nicht.

Wann haben Sie Ihre Bäume zum ersten Mal „Bio“ genannt?
Anfangs war das nur so ähnlich wie bio. Die Familie Lüdenscheid hat sich vor dem Zertifikat gescheut, weil das teuer war. Erst 2011 haben sie den Antrag gestellt – mit dem Hintergedanken: Es wäre doch Quatsch, sich das alles nicht bestätigen zu lassen. Ich glaube, erst dieses Jahr haben wir offiziell mit dem Bio-Zertifikat geworben (Anm. d. Red.: das Siegel lautet DE-ÖKO-003).

Was müssen Sie einhalten?
Es gibt klare Auflagen: Womit wird gedüngt? Einige Stoffe sind zugelassen, aber man muss das begründen. Es heißt auf jeden Fall: Unkrautvernichtungsmittel und chemische Dünger sind tabu.

Also auch das bekannte Herbizid Glyphosat.
Das geht gar nicht.

Gibt es denn bei den Südstädtern ein Bewusstsein für Bio-Bäume?
Am Eifelplatz haben wir 70 bis 80 Prozent Stammkunden. Die wollten immer schon wissen: Woher kommt unser Baum? Sie wollten keine Bäume mit unklarer Herkunft. Wir haben dann auch Bilder von unseren Schafen gezeigt. Aber der Unterschied war den Menschen nicht sofort wichtig. Es ist wie mit Rosen und Tulpen: ob die fair gehandelt sind, ist nicht der Punkt. Das ist anders als beim Essen, denn diese Pflanzen nimmt man ja nicht zu sich.

 

Haben Sie jetzt nur noch Bio-Bäume?
Ich denke, im nächsten Jahr haben wir keine ‚Umstellungsbäume‘ mehr. Das Bio-Siegel erlaubt ja ein paar Jahre Frist. Und so ein Baum, der braucht 15 bis 18 Jahre, um zwei Meter hoch zu werden. Das Problem sind die Setzlinge: Auf dem Markt gibt es kaum Bio-Setzlinge, da haben wir lange gesucht.

Was kostet so ein Bio-Weihnachtsbaum?
Der ist rund 20 Prozent teurer. Eine Nordmann-Tanne kostet 27 Euro pro Meter. Aber Sie sehen das. So ein Sauerländer, das ist halt oft nur ein Besenstiel mit Zweigen. Unsere Bäume kommen aus Vordersteimel. Das gehört zu Engelskirchen, keine 50 Kilometer von hier.

Was zeichnet den Bio-Baum aus?
Sie holen sich keine Chemiebombe ins Haus. Und optisch sieht man das eben auch. Bei uns kann man nicht durch den Baum durchgucken. Der ist satt und voll. Er bekommt Ruhe und Zeit.

Aber wenn man die Baum-Etagen vor lauter Zweigen nicht erkennt: Wohin tut man dann den Schmuck?
Das ist eine interessante Diskussion. Wenn Sie viel Schmuck wollen, dann nehmen Sie halt so einen Kleiderständer aus dem Sauerland. Bei uns kommt der Baum dagegen als solches zur Geltung. Die Äste sind stärker, und Sie haben keine Trauerweide, bei der die Zweige nach unten hängen.

Und das wissen die Leute am Eifelplatz zu schätzen?
Unsere Stammkunden haben uns sogar schon alte Zinkbadewannen mitgebracht, als Tränke für unsere Schafe. Das ist was Besonderes am Eifelplatz: Wenn der Stand steht, dann hat das eine soziale Komponente. Mir haben Kunden sogar schon was zu essen mitgebracht. Da war ich echt gerührt.

Vielen Dank für das Gespräch.

 

Text: Jörg-Christian Schillmöller

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