„Bis Juni halten wir noch durch“
Donnerstag, 10. Dezember 2020 | Text: Judith Levold | Bild: Judith Levold
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Sagt Daniel Hentze, Chef der Cologne Hunters am Bonner Wall. Seit gut dreißig Jahren machen er und sein Team, momentan 16 Festangestellte, „in Veranstaltungen“, heißt: Licht, Ton, Rigging, Planung, kurz: Full Service für große Messen&Co.
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Deutsche Pfadfinderschaft Sankt Georg – DPSG KölnEin klassischer mittelschwerer Player aus der Veranstaltungswirtschaft ist das Unternehmen aus der Südstadt, von quasi Berufsverbot betroffen seit dem ersten Lockdown im März. „Ja, wir waren mittendrin, hatten alles aufgebaut bei einer Produktion in der Schweiz, als der Kunde abreiste und uns das Militär die Messehallen verschlossen hat – war ganz schön kompliziert, unsere Sachen da überhaupt wieder ´rauszubekommen.“ erinnert er sich an die Zeit, als quasi allen der Stecker gezogen wurde.
Dass beim Thema Veranstaltungswirtschaft den meisten Menschen Schlagworte wie „Konzert, Festival, Theater, Kino, Weihnachtsmarkt“ einfallen, ist für ihn nichts Neues. Denn die wenigsten wissen: Gut 80% der Beschäftigten oder Selbstständigen in der Veranstaltungsbranche arbeiten nicht im kulturellen, sondern eher im klassischen Business to Business-Bereich, heißt: Für Hauptversammlungen, Kongresse, Messen oder Produktpräsentationen großer Industriekunden. Und das vor allem auch in der Technik, hinter den Kulissen. Das sei den meisten einfach nicht klar, meint Daniel Hentze. Sprich: „Nicht nur KünstlerInnen und leer stehende Theaterhäuser oder Konzerthallen haben das Problem, dass sie keine Einnahmen haben und oftmals trotzdem große Kosten.“ Sondern auch bei den Cologne Hunters trifft genau das zu.
Natürlich geht es an die Reserven
Rauswerfen musste Daniel Hentze aber noch niemanden, Kurzarbeitergeld sei Dank. Das sei ein wirklich hilfreiches Instrument, ebenso wie staatliche Überbrückungsgelder. Und natürlich müsse man an die Reserven, habe aber vor der Corona-Krise „ganz ordentlich da gestanden.“. Doch die Perspektive, nichts machen zu können, einfach seine Arbeit nicht tun zu können, die sei schon belastend. „Aber ich bin ein optimistischer Mensch“, sagt Daniel Hentze über sich.
Was nach Juni 2021 komme, also da wüsste er jetzt nicht, was er dazu sagen solle – dann müsse man schon sehr neu drüber nachdenken, was noch geht. Heißt: Plan B steht noch nicht so recht. Ob er denn mit den Überbrückungshilfen klarkomme, was die konstant weiter laufenden Kosten für den Betrieb betreffe? „Nein, da kommen wir natürlich nicht mit hin, aber damit kann man größeres Leid abwenden. Ich kann mich da über den Staat nicht beschweren.“ sagt Hentze unumwunden. Und man habe die Bürokratie im Griff in seinem Laden, mit unter 20 Angestellten. „Ich kann nur sagen, wir gucken uns um. Wir sind bereit, wenn man wieder was machen kann, machen wir das.“ Auch einer Zuwendung auf kundenseitig nachhaltiger operierende Unternehmen -bislang sind die Cologne Hunters vor allem für Kunden aus der Automobilindustrie tätig- steht Daniel Hentze offen gegenüber.
Nicht alles logisch
Ob er Angst verspüre? „Definitiv. Aber vor zwei, drei Monaten irgendwie noch mehr. Ich hab mir jetzt gesagt: Ich kann es nicht ändern und es wird irgendwo ne Tür aufgehen. Es wird sehr langsam irgendwie weitergehen.“ ist sich Hentze sicher.
Insgesamt findet er auch die Corona-Schutz-Maßnahmen richtig, selbst wenn sie im Detail häufig jeder Logik entbehrten – aber: Ihn störe, dass man sich nicht kritisch äußern dürfe, ohne Gefahr zu laufen, als Corona-Leugner und Spinner abgetan zu werden. Nur empfinde er es eben als nicht ganz verständlich, warum Läden offen, Messen zum Beispiel aber nicht gestattet seien – auf einer Messe könne man wesentlich sicherer sich aufhalten als im normalen Handel.
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Kartäuserkirche – Evangelische Gemeinde KölnEin befreundeter Marktkonkurrent habe ihn angerufen und erzählt, dass er in die Insolvenz gehe, auch wenn er das wegen der aktuell besonderen Insolvenz-Rechtslage nicht müsse, aber, so habe er gesagt: Ich kann mental nicht mehr!. Daniel Hentze dagegen kann noch, und verlässt sich auf seinen „Überlebenswillen“.
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