4 x 2 + 1 x 3: Blind Date – Spannende Konzertreihe im Salon de Jazz
Dienstag, 10. April 2018 | Text: Reinhard Lüke | Bild: Oliver Köhler
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Es wird ja dieser Tage unendlich viel gedatet. Im Fernsehen wie im wirklichen Leben. Auch nackt und blind. Doch dieses Blind Date, das am 11. April erstmals im Haus Severinskirchplatz 3a stattfindet, hat mit den herkömmlichen, eher albernen Versuchsanordnungen erfreulich wenig gemein. Im kleinen aber feinen Salon de Jazz treffen im Laufe des Jahres fünfmal Jazzer zusammen, um gemeinsam zu musizieren. Viermal im Duett, einmal als Trio. Das Besondere: Nicht nur die Zuhörer sondern auch die Musiker selbst wissen bis zum Auftritt nicht, wer es an den Abenden mit wem zu tun bekommt. Ausgedacht und organisiert hat (sich) dieses Format der in Köln lebende (Jazz-)Schlagzeuer und Komponist Jens Düppe, der im Laufe seiner Karriere schon mit Weltstars wie Albert Mangelsdorff unterwegs war und mit seinem eigenen Quartett zuletzt die von John Cage inspirierte CD „Dancing Beauty“ herausgebracht hat. (Hörprobe unter: JensDueppe.de) Zudem kuratiert der Musiker seit 2011 alljährlich das interdisziplinäre Festival „Kommunikation 9“ in Köln und Umgebung, das diesmal eben als Blind Date daherkommt.
Wer mit wem?
Zum Ablauf dieser Überraschungskonzerte erklärt Düppe im Gespräch: „Ich stell mir das im besten Fall so vor, dass sich die jeweils Beteiligten erst auf der Bühne treffen. Also nicht im Foyer oder backstage, sondern vor Publikum, wo ich sie dann einander und den Zuhörern kurz vorstelle. Der Salon der Jazz ist zwar nicht besonders groß, hat aber verschiedene Eingänge, so dass sich das arrangieren lässt.“ Zu den auftretenden Musikern gehören neben Jens Düppe unter anderem Trompeter Markus Stockhausen und der Pianist, Organist und Betreiber des Salon de Jazz, Clemens Orth. Der Rest der Mitwirkenden (dir komplette Liste unter: Kommunikation9.de) stammt aus unterschiedlichen Ländern und das Instrumentarium reicht von Klarinette und Electronics über Saxophon und Stimme bis zu Tuba und präpariertem Klavier. Jens Düppe hat die Musiker ausgewählt, die einzelnen Paarungen zusammengestellt und ist sich ziemlich sicher, dass sich alle Teilnehmer an die Spielregeln halten werden. „“Ich habe zwar allen erlaubt“, so Düppe, „auf ihren Websites Werbung für ihren Auftritt zu machen, und natürlich könnten sich die Teilnehmer ihre jeweiligen Mitstreiter ergooglen. Aber ich denke, das macht keiner, weil er sich damit um die Spannung brächte, die dieses Format ermöglicht. Für das Publikum gilt dasselbe.“
Absprachen vor Publikum
Dass es solche Blind Dates in dieser Form nach seinen Recherchen noch nie irgendwo gegeben hat, erstaunt Jens Düppe nach eigenem Bekunden selbst. Schließlich gehören Improvisationen zum Jazz wie Mayo und Ketchup zu Fritten. Aber mit den üblichen Sessions, zu denen sich einander vertraute Jazzer üblicherweise auf irgendwelchen Bühnen zusammenfinden, um gemeinsam zu musizieren und zu improvisieren, haben diese Blind Dates allenfalls am Rande Ähnlichkeit. Weil die Beteiligten hier eben nicht wissen, mit wem sie es zu tun bekommen. Und der Fall, dass da zwei (oder drei) langjährige Weggefährten zusammentreffen könnten, ist ebenfalls ausgeschlossen. „Die Musiker“, versichert Jens Düppe,“ kennen einander, wie man sich in der Jazz-Szene halt kennt, aber sie haben noch nie miteinander musiziert. Erst recht nicht als Duo, beziehungsweise Trio und schon gar nicht in freier Improvisation. Ich finde es zudem sehr spannend, ob und wie sich die Musiker auch verbal auf der Bühne austauschen, bevor sie zu spielen beginnen. Weil man im Salon de Jazz mit seinem Wohnzimmercharakter ganz nah am Geschehen ist, wird man im Publikum auch von diesen Absprachen jedes Wort mitbekommen.“
Vorgaben? Keine!
Irgendwelche stilistischen Vorgaben seitens des Organisators gibt es keine. So bleibt es den Akteuren komplett selbst überlassen, was sie auf der Bühne veranstalten. Nur 60 Minuten sollte das Ganze schon dauern. Schon wegen des Publikums, das schließlich (bescheidene) 12 Euro Eintritt zahlt. Dass da womöglich Musiker aufeinander treffen könnten, die so gar nichts miteinander anzufangen wissen, hält Jens Düppe für ausgeschlossen. Schließlich hat er sich die Paarungen reiflich überlegt. Wobei er sich selbst als einziger Musiker natürlich nicht an die Spielregeln gehalten hat, da er sich seine(n) Partner respektive seine Partnerin aussuchen konnte. Er habe halt unbedingt auch als Musiker dabei sein wollen, sagt er, entschuldigend mit einem Lächeln.
Magische Momente
Und was dürfen Zuschauer von diesen fünf Konzerten erwarten? Düppe: „Ich denke, wenn Musiker ohne jegliche Vorgaben aufeinander treffen, die sich in keiner Form auf das vorbereiten konnten, was gleich passieren wird und nicht mal wissen, mit welchem Instrument sie es auf der anderen Seite zu tun bekommen, können dabei nach einer Phase des anfänglichen Abtastens magische Momente entstehen. Das sind die Momente, die mich sowohl als Zuhörer wie auch als Musiker auf der Bühne interessieren. Ich erwarte, hoffe, dass es im Rahmen der Reihe zu vielen dieser Momente kommt.“ Und wenn´s läuft, kann das natürlich auch durchaus länger als eine Stunde gehen.
Blind Date, 11. April, 20 Uhr, Salon de Jazz. Eintritt 12, ermäßigt 8 Euro. Die weiteren Termine: 25. April, 18. September, 9. Oktober und 14. November.
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