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Politik

Bodendecker oder Weinreben? – Streit wegen Bepflanzung an der Torburg

Dienstag, 27. Juni 2017 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: eine Minute

Die Umgestaltung des Chlodwigplatzes ist abgeschlossen. Der neue Wochenmarkt wurde in der vergangenen Woche eröffnet. Und auch an der Severinstorburg gab es Veränderungen. Zu Beginn diesen Jahres wurden am Südhang kleinere Bäume und diverses Gestrüpp entfernt, damit der Ort nicht mehr von Wildpinklern benutzt wird. Doch der unverstellte Blick auf die historische Stadtmauer hielt einige Männer nicht davon ab, weiterhin dort ihre Notdurft zu verrichten. Daraufhin reifte in der Bezirksvertretung Innenstadt die Idee, dem Stadtwinzer Thomas Eichert an dieser Stelle die Möglichkeit einzuräumen, mittels einer Patenschaft Weinreben zu pflanzen. In der kommenden Sitzung des Bezirksparlaments ist ein entsprechender Antrag zu finden.

 

Der blaue Kölner

 

Thomas Eichert schwärmte bereits vom „Blauen Kölner“. Einer Traube, die aus Slowenien stammt und dort auch unter dem Namen „Bleu de Cologne“ bekannt ist. Aber in Köln kommt ja bekanntlich alles immer ganz anders,  als man denkt: Am Anfang der Woche rückten Gärtner im Auftrag des Liegenschaftsamtes an, um den Hang mit Bodendeckern und kleineren Büschen zu bepflanzten. In der Presseerklärung der Stadt Köln heißt es: „Das Amt für Liegenschaften, Vermessung und Kataster als Verwalter der Torburg hat in enger Abstimmung mit dem Stadtkonservator ein Pflanzkonzept entwickelt, das einerseits das historische Gebäude gut zur Geltung kommen lässt und die Fläche zum anderen für ,Wildpinkler‘ möglichst unattraktiv macht. Mit der Neugestaltung der Grünfläche setzt die Verwaltung den Beschluss der Bezirksvertretung Innenstadt vom April 2016 um.“ Im entsprechenden Beschluss der Bezirksvertretung, auf das sich das Amt für Liegenschaften beruft, findet sich der Auftrag, den Wildwuchs auf der Böschung zu entfernen.

 

Verwaltung lehnt Weinreben ab

 

Das Amt für Liegenschaften gibt in seiner Pressemitteilung weiter bekannt: „Die Idee, die Böschung an der Stadtmauer alternativ mit Weinreben zu bepflanzen, lehnte die Verwaltung nach interner Prüfung ab, da durch die Bepflanzung mit mannshohen Reben das ,Wildpinkeln‘ nicht vereitelt, sondern sogar gefördert würde.“

 

Das findet Stadtwinzer Thomas Eichert sehr bedauerlich. Er ist fest davon überzeugt, dass sich die Mehrheit in der Bezirksvertretung Innenstadt für den Weinanbau aussprechen wird. Zumal 50 Prozent des Ernteertrages für soziale Zwecke gespendet werden sollten. Stadtwinzer Eichert: „Es wäre gut, wenn die Politik ein eindeutiges Votum abgäbe. Denn ich muss die Rebveredler jetzt vorbestellen. Die Hochstammreben könnte ich beispielsweise direkt im Frühjahr einpflanzen, und wir alle könnten 2018 den ersten Wein ernten.“ Dabei wusste das doch schon der ehemalige Regierungspräsident Franz-Josef Antwerpers, der 1981 vor seinem Amtssitz einige Rebstöcke einpflanzte und später scherzhaft als „Klein-Kölnhausener Zuckerberg“ abfüllte, dass sich Köln und traditioneller Weinanbau nicht ausschließen müssen. 

 

Text: Nora Koldehoff

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