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Südstadt

Brauchen wir urbane Gärten?

Montag, 3. September 2018 | Text: Susanne Wächter | Bild: Susanne Wächter/Stefan Rahmann

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Wie wichtig sind urbane Gärten für Städte wie Köln? Eine Frage, die die Teilnehmer des bundesweiten Urban Gardening Sommercamps auf dem Gelände des NeuLand-Gartens unter anderem mit dem Leiter des städtischen Grünflächenamtes, Dr. Joachim Bauer, diskutierten.
Eigentlich aber erübrigt sich die Frage angesichts der Anzahl schon bestehender urbaner Gartenprojekte in Deutschland: mittlerweile sind es mehr als siebenhundert. Und es werden immer mehr.

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Brachflächen werden blühende Gärten

Sie verwandeln Brachflächen in Bienenweiden und Gemüsebeete, sorgen für Ruheoasen mitten in der Stadt, bieten Umweltbildung vor allem auch für Kinder und leisten einen aktiven Beitrag zum Klimaschutz. Trotzdem sind sie überall der Verwaltungswillkür ausgesetzt, wie die Soziologin und Vorsitzende der anstiftung, einer Münchner Stiftung, die bundesweit nachhaltige Projekte und urbane Gärten unterstützt, Dr. Christa Müller, sagt. Deshalb arbeiten sie alle gemeinsam daran, eine bindende Zusage für Flächen zu erhalten, auf denen sie dauerhaft bleiben können. Ein schwieriger politischer Prozess. Auch der städtische Vertreter Dr. Bauer konnte den Teilnehmern an diesem Tag nichts Konkretes zusichern. Dazu stünden zu viele Ämter sich oft auch kontrovers gegenüber, da sie unterschiedliche Ziele verfolgten.

Die Diskussion, an der auch Stadtplanerin Claire Duvernet teilnahm, machte deutlich, in welchem Zwiespalt Gärtner und Verwaltung stecken. Die Flächen, die die GärtnerInnen nutzen und aufwerten, sind oft als Bauland ausgewiesen. Und das nicht nur in Köln. Duvernet forschte über ähnliche Projekte in New York, wo es seit den 1970er Jahren bis heute so viele Urbane Gärten wie in ganz Deutschland zusammen gibt. Sie stellte dort fest, wie vehement die Aktivisten für ihre Projekte kämpfen müssen. In Köln ist das nicht anders, wie Judith Levold vom Vorstand des NeuLand-Gartens bestätigte. Die Ausstellung, die noch bis zum NeuLand-Kartoffelfest am 6. Oktober im langen Zelt auf dem Garten-Gelände zu sehen ist, zeigt die Entwicklung im New Yorker East Village.

Schule statt Pflanzkästen

Irgendwann wird dort auf dem Gelände zwischen Alteburger-, Koblenzer und Schönhauser Straße eine Schule stehen. Das derzeitige Gartengrundstück liegt mitten im Plangebiet der Parkstadt Süd. „Wir schätzen, dass wir noch drei bis vier Jahre hier bleiben können“, sagt Levold. Dann, so hoffen die NeuLänderInnen, werden sie an anderer Stelle im Gebiet, vielleicht in die Erweiterung des Inneren Grüngürtels integriert. „Wir müssen ja nicht mehr so groß wie jetzt sein“, sagt Levold. Eine Zusage aber vermochte Grünflächenamtsleiter Dr.Bauer an diesem Tag dazu nicht zu geben.

Urbane Gärten seien wichtig, betonte er, vor allem, weil sie neben dem Gärtnerischen auch Sozialprojekte seien. Sie gehörten zu einer lebendigen Stadt wie Köln. Ob dies aber Kleingärten oder Gemeinschaftsgärten sein müssten, darüber sei man sich eben noch nicht einig. Die Menschen, die sie betreiben, seien wichtig, meinte er. Gleichzeitig gab er zu, dass die Urbanen Gärten in den Kölner Gremien noch nicht so etabliert seien. „Da bedarf es noch viel politischer Diskussion“, so Bauer und er gab den Aktivisten mit auf den Weg, sich Gehör zu verschaffen und offensiver für politische Mehrheiten zu kämpfen.

Für Akzeptanz in der Kommune kämpfen

Sie alle stünden vor denselben Problemen, in ihren Kommunen Akzeptanz zu finden. Denn urbane Gärten wie NeuLand, haben bislang keine dauerhafte Bleibeperspektive auf den Brachflächen, die sie (ehrenamtlich) zu öffentlichen grünen Orten umgestaltet haben. Umso wichtiger ist es, diese Gärten sichtbar zu machen. Für NeuLand gilt dies genauso wie für alle anderen Gärten im Netzwerk der Gemeinschaftsgärten Köln und auch anderswo in Deutschland. Genau deshalb treffen sich die Aktivisten aller Urban Gardening Projekte, eingeladen von der Münchner Anstiftung, seit 2012 jedes Jahr. In diesem Jahr war Köln als Gastgeber an der Reihe.


„Es ist wichtig sich zu vernetzen, gemeinsam an Strategien zu arbeiten und dafür zu kämpfen, dass Gemeinschaftsgärten fest in den Städten verankert werden“, sagt Jonas Mittelsten-Schuld von der Anstiftung. Überall stehen diese Gärten in Konkurrenz mit Bauprojekten. Oft müssen sie Investoren, die mit viel Geld winken, weichen. Mit Workshops zu gärtnerischen, politischen und Nachhaltigkeitsthemen, mit Exkursionen in andere Gärten/Grünflächen oder entlang des von der Stadt seit Jahren angekündigten Pionierpfads in der geplanten Parkstadt Süd, vernetzen und stärkten sich die Urbanen GärtnerInnen beim Sommercamp 2018 gegenseitig und teilten ihr Wissen.



Aus den vielen Schnittmengen einen gemeinsamen Punkt bilden


Es gebe viele Schnittmengen in Sachen Klima, Grün und Soziales zwischen Verwaltung, Politik und den Urbanen Gärtnern, findet Levold. Die gelte es weiter auszubauen und gemeinsame Sache zu machen. Auch müsse eine Stadt wie Köln sich öffnen und mal mutiger experimentieren, also verschiedene Möglichkeiten von Nutzungen und Nutzungs-Kombinationen, auch in Grünzügen, zulassen. „Klar, wir sind nicht so ordentlich wie der Rosengarten im Volksgarten, haben aber trotzdem unsere Berechtigung und bieten öffentliches Grün.“, so Levold, die sich eine breitere Allianz in Politik, Verwaltung und Bürgerschaft wünscht.

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Claire Duvernet gab Dr. Bauer mit auf den Weg, dass Urbane Gärten besonders im Lernprozess der Stadtgesellschaften eine große Rolle spielten. Städter, die ansonsten keinen Zugang zur Natur hätten, könnten dort viel über Umwelt und Kreislaufwirtschaft lernen. Und genau das werde schließlich im Zuge des Klimawandels immer wichtiger.

Text: Susanne Wächter

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