Brigittes Büdchen – drei Monate später.
Donnerstag, 21. Juni 2018 | Text: Pardis Shafein | Bild: Marc Loecke
Geschätzte Lesezeit: eine Minute
Hat sich die Rettungsaktion für das Pleite-Büdchen in der Merowinger Straße durch die Südstadt-Nachbarn Ende März gelohnt? Die Antwort ist: Ja! Die 73jährige Brigitte ist mit dem neuen Look ihres Kiosks happy, und nicht nur die Atmosphäre, sondern auch das üppige Angebot sprechen für sich. Brigitte verrät uns, dass sie jetzt dreimal so viele Kunden habe wie vor dem rettenden Umbau samt Neustart.
Bierkisten-Türme mitten im Raum
Seit 26 Jahren schon hat Brigitte diesen Kiosk und arbeitet stolze sieben Tage die Woche von 14:00 bis 01:00 Uhr nachts – und zwar alleine! Beim Nachfüllen der Getränke wird ihr jetzt aber doch ein wenig unter die Arme gegriffen. Ein bis zweimal die Woche werden die neuen Getränke geliefert und von den Lieferanten selbst in den Kiosk gebracht. Dabei stehen die meisten Kästen mitten im Büdchen, was einen gewissen Charme hat. Im Sommer muss Brigitte sogar bis zu dreimal die Woche neue Getränke bestellen. Die Nachfrage ist also hoch! Das Angebot reicht von Bier über Wein, Sekt, Softgetränke, Säfte und Süßigkeiten bis zu Eis und sogar ein paar Lebensmitteln. Mit dabei ist auch das selbst gebraute Südstadt-Pils von Johann Schäfer, das Brigitte in ihrem Kiosk fast als Einzige anbietet.
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Seit dem Neuaufbau gab es viel gutes Feedback. Die Nachbarn freuen sich für Brigitte und auch mit dem Vermieter läuft soweit alles gut. Einzig der Papierkram macht Brigitte noch zu schaffen, da sie diesen nicht alleine stemmen kann. Sie ist zurzeit noch auf der Suche nach einem Steuerberater. Bisher ist sie leider noch nicht fündig geworden. „Die Steuerberater wollen einfach keinen Kiosk vertreten.“ sagt Brigitte. Pfarrer Hans Mörtter, einer der Hauptorganisatoren der „Rettungsaktion“ für Brigitte Ende März, schaut ab und zu nach dem Rechten. Neben seiner großzügigen Spende bemühte er sich nach der Pleite von Brigittes Büdchen vor allem in den Gesprächen mit Brigittes Vermietern. Die Einzigen Konkurrenten des Büdchens seien der Supermarkt Rewe (geöffnet bis 24 Uhr) und der Discounter Penny (geöffnet bis 22 Uhr). In den langen Öffnungszeiten sieht Brigitte ein Problem „Dort ist es halt günstiger. Und dann gehen die Leute eher dahin“ meint sie. Doch das Südstadtfest vor zwei Wochen schmälerte ihre Angst vor der Konkurrenz ein bisschen. Rund fünfzig Menschen versammelten sich um ihren Kiosk, um zu feiern und gemütlich etwas zu trinken.
Soweit ihr gesundheitlicher Zustand es zulässt, möchte Brigitte diese Arbeit weitere fünf Jahre machen.
Gewohnheitssache Nachtschicht
In Rente zu gehen kann sie sich derzeit nicht vorstellen, denn da fehle ihr der menschliche Kontakt. Auf die Frage, ob ihr die Arbeitszeiten bis spät in die Nacht nichts ausmachen würden, antwortete sie: „Das mache ich seit 26 Jahren bis 01:00 Uhr. Das ist für mich nichts Neues. Das ist Gewohnheit.“ Brigitte nimmt es also gelassen und sprüht noch immer voll jugendlicher Energie.
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