Café Selenskyi: Treffpunkt für Ukrainer*innen in der Südstadt
Dienstag, 3. Mai 2022 | Text: Judith Levold
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Immer sonntags ab 17 Uhr wird die Bagatelle Bar zum Treffpunkt für Menschen, die vor dem Krieg in der Ukraine geflüchtet und in Köln gelandet sind.
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in.form – Köln SüdstadtInitiiert hat das der noch ganz junge Verein seiSTARK e.V. und der KG Ponyhof. „Wir haben uns ja erst am 11. Januar gegründet“, erzählt Emitis Pohl von seiSTARK. Momentan habe der Vorstand 12 Mitglieder – mit nur einem „Quotenmann“ neben 11 Frauen, so die engagierte Vereinsgründerin. „Und die 11 ist ja mit Köln sehr verbunden“, fügt sie lachend hinzu.
Frauen in sozialen Notlagen zu helfen – das ist erklärtes Vereinsziel: „Jetzt sind eben auch die ukrainischen Mütter mit ihren Kindern hier sozial benachteiligt“, so Pohl. Motivation für die Eröffnung des Café Selenskyi sei gewesen, für einen Ort zu sorgen, an dem sie sich mit Landsleuten vernetzen und austauschen können, einfach mal die Sorgen vergessen, es schön haben. Pohl war selbst als 13-Jährige unbegleitet nach Deutschland gekommen und ist heute erfolgreiche Unternehmerin.
Engagement
„Wir wollen besonders auch die Jugendlichen in den Blick nehmen“, erzählt Daniel Rabe, Betreiber der Bagatelle Bar und Vorstandsmitglied der KG Ponyhof. Der Südstadt-Karnevalsverein hatte sich direkt zur Kooperation mit seiSTARK e.V. entschlossen. Und so helfen viele „Ponys“ selbstverständlich, natürlich ehrenamtlich. Hinter der Theke, als Live-Musikanten oder Übersetzer*innen. Essen und Getränke spendieren die KG Ponyhof und das Johann Schäfer von Gastronom Till Riekenbrauk für diesen neuen Begegnungsort in der Südstadt. Oberbürgermeisterin Henriette Reker, die bei ihrem Besuch ohne Tamtam ihren Mann mitbrachte und sich Zeit nahm für Gespräche, weiß das auch zu schätzen: „Ohne Ehrenamt wäre die Gesellschaft eine komplett andere.“ Ihr sei wichtig, die anwesenden Ukrainer*innen als oberste Vertreterin Kölns hier selbst anzusprechen. Und die Ehrenamtler*innen – denn ein solches Engagement sei „nicht selbstverständlich“, so die OB.
Während die Bagatelle Bar beim ersten Café-Termin am 1. Mai sowohl drinnen als auch auf der Straßen-Terrasse proppenvoll ist, gibt es unten im Souterrain noch reichlich Platz. Nur einzelne Jugendlichen trauen sich, miteinander ins Gespräch zu kommen, zu kickern oder in der Art Disco-Wohnzimmer abzuhängen.
Neuorientierung nach der Flucht
Die 12-jährige Sofia, die seit zwei Wochen schon hier in Köln zur Schule geht, deren Namen sie nicht zu sagen weiß, will auch lieber wieder nach oben zu ihrer Familie. Sie wirkt angespannt und scheu. Kein Wunder, nach Flucht und dem Zurechtfindenmüssen in völlig neuer Lebenssituation. Und dann ist da noch ihr Job als „24/7-Übersetzerin“ für Familie und Freunde. Schließlich kann sie als einzige in ihrer kleinen Community halbwegs englisch sprechen.
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Große Kleinkunst im Theater 509 im Bürgerhaus StollwerckViktoria aus Charkiw ist mit ihren Kindern in Ehrenfeld untergekommen, ihre Freunde, Eltern eines Kindes mit Behinderung, in Worringen. Alle sind sichtbar happy, hier zu sein. Viktoria hat mitbekommen, dass es die Oberbürgermeisterin ist, die da direkt neben ihr steht und plaudert. Lachend bittet sie Henriette Reker um ein Handyselfie. Und die zögert nicht: „Na klar!“ Eine friedliche Stimmung liegt über dieser Szene mit paradoxerweise kriegerischer Ursache. Und dann sagt Viktoria noch: „Seit wir in Deutschland angekommen sind, kann ich wieder lachen, ich sehe meine Kinder mal lachen! Danke Deutschland.“
Auch NRW Integrations- und Familienminister Joachim Stamp kommt vorbei – er ist mit seiSTARK-Gründerin Emitis Pohl befreundet. Der Minister versichert allen Anwesenden, übersetzt von Julia Mikhiienko, dass sie sich sicher sein könnten, solange der Krieg in ihrer Heimat auch dauere, hier bekämen sie weiter Schutz und Hilfe.
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