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Lükes Liebes Leben Südstadt

Ciro geht

Montag, 8. April 2024 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Nun wird es also doch passieren. Ciro macht zu. Schon vor gut einem Jahr drohte dem Ludari an der Severinstraße die Schließung, weil die Miete für diese wunderbare Mischung aus Bistro, Feinkostladen und Restaurant drastisch erhöht werden sollte.

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Dann ging es doch weiter, und ich hatte schon die stille Hoffnung, dass sich das Problem irgendwie gelöst haben könnte. Aber am 31. Mai wird der Napolitaner nun nach fast zwanzig Jahren zum letzten Mal Pasta und Espresso servieren. Er wird mir fehlen. Seit ewigen Zeiten habe ich nachmittags da draußen meinen kleinen Schwarzen getrunken, entspannt vor mich hin geraucht und das Treiben auf der Severinstraße an mir vorbei ziehen lassen.

Pasta & Espresso noch bis Mai

Was leider auch jetzt schon nicht mehr geht, weil Ciro in Erwartung der drohenden Schließung für 2024 keine Genehmigung für Außengastronomie mehr beantragt hat. Und der Blick ins Innere macht auch eher trübsinnig. Die meisten Regale sind leer oder bereits abgebaut, so dass man meinen könnte, der Laden sei bereits geschlossen. Ist er aber nicht, wie der Wirt auf einem Aushang auf der Eingangstür kundtut. Bis Ende Mai wird nach wie vor mittags (Freitag und Samstag auch abends) wunderbare Pasta serviert.

Ciro bleibt

Vor Wochen erzählte mir Ciro, er habe nach langer Suche endlich eine neue Lokalität gefunden, sogar ganz in der Nähe. Im Juni zieht das Ludari in eine Laden am Severinskirchplatz, in der sich zuletzt der Frisiersalon Hairbox befand. Kochen will Ciro aber dort nicht mehr. Das werde ihm mit zunehmenden Alter zu anstrengend, sagt er. Also nur noch Feinkost und Café. Und natürlich werde ich auch da meinen nachmittäglichen Expresso einnehmen. Ein kleines Tischchen dürfte wohl auch auf dem schmalen Gehweg vor dem Laden Platz finden. Auch wenn mir das Treiben auf der Severinstraße als Live-Show fehlen wird.

Zentrum des Wahnsinns

Ich habe mich ja schon letztens über den Komiker-Trend bei der Deutschen Bahn gewundert. Auf meiner Rückfahrt aus Berlin war letzte Woche wieder so ein humoriger Zugleiter am Start. Erst verkündete er nach Abfahrt des Zuges mit hörbarer Ironie, man habe „heute ein funktionierendes Bordrestaurant“ dabei, das sogar mit Speisen und Getränken beladen worden sei. Was an den Vortagen offenbar nicht immer der Fall war. Kurz vor Wuppertal erklärte er dann den Speisewagen zum „Zentrum des Wahnsinns“, wo inzwischen eine Party steige und auch Gin Tonic ausgeschenkt werde.

Hätte er im weiteren Verlauf noch eine Blaskapelle annonciert, die da ab sofort zum Tanz aufspielen werde, hätte ich mir den Wahnsinn mal angeschaut. Und als der ICE dann vor der Hohenzollernbrücke fünf Minuten auf Einfahrt warten musste, näselte quasi zur Entschuldigung unvermittelt die Bläck-Föös-Hymne „Du bes die Stadt“ aus dem Lautsprecher. Hatte sich der Zugleiter das spontan von Spotify runtergezogen? Oder war da womöglich Künstliche Intelligenz im Spiel?

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Dat is alles diese KI

KI ist ja jetzt überall. Unter manchen Artikeln unserer Heimatblätter findet sich inzwischen der Zusatz: „Dieser Text wurde mit Unterstützung Künstlicher Intelligenz (KI) erstellt, redaktionell bearbeitet und geprüft.“ Immerhin: Man schaut in der Redaktion nochmal drauf, bevor man ihn raushaut. Aufgefallen ist mir lediglich, dass in diesen Artikeln weniger orthographische und grammatische Fehler auftauchen. Ich kann mich aber auch täuschen. Auf jeden Fall ist KI inzwischen in aller Munde. Ganz gleich, ob nun die unfassbaren Möglichkeiten gepriesen werden oder das Ganze als Teufelswerk betrachtet wird. Und selbst Menschen, die mit der Materie nicht sonderlich vertraut sind, wissen ganz genau, was hinter diesen beiden Buchstaben steckt.

KI-Mist an der Kasse

Als eine Dame mittleren Alters bei Aldi neulich mal wieder brüsk die Öffnung einer weiteren Kasse verlangte und man sie daruf hinwies, sie könne ja auch die Scanner-Kasse nutzen, gab diese empört zurück: „Dieser KI-Mist kann mir gestohlen bleiben.“

Und vor ein paar Tagen wurde ich im Café Zeuge eines Gesprächs zwischen zwei Männern, von denen einer von einem Telefonat mit irgendeiner Firma oder Behörde berichtete. Die Frau am anderen Ende der Leitung, so der Mann, habe zwar eine nette Stimme gehabt, aber ihm überhaupt nicht zugehört, sondern ständig was gefragt und ihn aufgefordert, irgendwelche Tasten auf seinem Telefon zu drücken, bis er irgendwann entnervt aufgelegt habe. Sein Kumpel klärte ihn auf. Er habe da keine Frau sondern einen Computer an der Strippe gehabt. „Dat machen die jetzt alles mit diese KI“, setzte er noch hinzu. So wird es sein.

Text: Reinhard Lüke

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