Crowdfunding: Ein Kinderbuch schlägt ziemlich hohe Wellen
Mittwoch, 29. Januar 2020 | Text: Elke Tonscheidt | Bild: @klickklickhurra
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
„Musik!“, ruft Anna. Sie ist so gerührt, dass sie lieber etwas hört, eben Musik, als selbst sprechen zu müssen. Denn Kevin hatte gerade das von ihr verfasste Kinderbuch „Max findet einen Freund“ vorgelesen. Wobei lesen es nicht richtig trifft. Der Schauspieler, der extra aus Frankfurt in die Kölner Südstadt gereist war, hatte wirklich alles gegeben, um dem Buch noch mehr Würze zu geben. Alle strahlten, Anna verdrückte eine Glücksträne.
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Dreiling Orthopädie-SchuhmacherAlles fing vor ungefähr zwei Jahren an. Über eine Instagram-Challenge haben sich Anna und Kevin kennengelernt. Richtig live gesehen haben sie sich seitdem nicht – erst jetzt im Café Oma Helga. Freudestrahlend kommt Anna auf mich zu, als ich herein trete: „Du bist Elke!“ Genau, und wer Kevin einmal gesehen hat, weiß, dass man auch ihn nicht übersehen kann. Seine roten Locken leuchten mir entgegen und ich darf den beiden noch vor der Lesung, zu der sie eingeladen haben, ein paar Fragen stellen. Denn „Max findet einen Freund“ hat 2019 durch eine Crowdfunding-Kampagne viel Aufmerksamkeit auf sich gezogen, richtig viel Geld wurde gespendet. Dazu später mehr.
Instagram macht es möglich
Zunächst stutze ich. Ich hatte zwei Autoren erwartet – auch Kevin Silvergieter schreibt, unter anderem als Familienblogger –, die sich richtig gut kennen. Schließlich diente Kevin und seine Regenbogenfamilie als „letzte“ Inspiration für Annas Werk. Bei meiner Recherche vorab hatte ich mir das so vorgestellt: Sie ist bestimmt mindestens langjährige Freundin, vielleicht sogar so was wie Patentante. Weit gefehlt. Instagram machte es möglich, nicht irgendeine rührende Freundesgeschichte. Deshalb sind die beiden im Umgang auch noch gar nicht routiniert miteinander.
Anna Lisicki-Hehn ist mit der Geschichte rund um Max, der einen entlaufenden Hasen findet und zurückgeben muss, ein kleines Meisterstück gelungen. Ja, es gibt viele schöne Kinderbücher, gerade die Südstadt ist voller Autor*innen und Buchläden, die da viel zu bieten haben. Doch die Story über Max, der eine Schwester, einen Papa und einen Papi hat, ist insofern anders, weil sie ein Thema scheinbar belanglos integriert. Denn, ja: Es geht auch um eine Regenbogenfamilie. Und nein, genau das wird bewusst NICHT thematisiert. Hase Hoppel ist in diesem Buch besonderer als Papi Kevin.
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fbs – evangelische FamilienbildungsstätteUnd genau das findet offenbar Anklang. Auch deshalb geht das Buch gut über die „Shop-Theke“, mehr als 1200 Bücher sind bereits verkauft. „Wir konnten die Auflage, nachdem wir so viel Geld via Crowdfunding bekommen haben, verdoppeln“, freut sich Anna immer noch. Wer schon immer mal mit Crowdfunding geliebäugelt hat – Anna Lisicki-Hehn ist ein Paradebeispiel dafür, wie es gut geht. Während sie sich zunächst als Fundingziel 4800 Euro gesetzt hatte, durfte sie dieses schon bald korrigieren. Nun hieß es: 20.000 Euro. Und auch das hat die freiberuflich tätige Autorin und Illustratorin, die seit fünf Jahren in der Südstadt lebt und arbeitet, locker erreicht.
Suche nach einem Buchladen
Mit so viel Erfolg im Rücken kann man sich gut neue Zielen stecken. Denn klar ist: Natürlich geht Annas Arbeit weiter, sie denkt bereits über etwas wie eine „Serie“ nach. Denn es gibt ja genug andere Themen, die herausfordernd sind. Über die man gern schreibt ohne sie bewusst in den Vordergrund zu rücken. Etwas nicht zu thematisieren und es genau deshalb zum Thema zu machen, ist eine Kunst. Anna ist sie gelungen. PS: Und wer Anna einen Wunsch erfüllen mag: Sie würde ihr Buch, das es momentan „nur“ online über ihren Web-Shop gibt, gern in der Südstadt in einem (Buch-)Laden verkaufen. Hat jemand Interesse?
Mehr über die Crowdfunding-Kampagne von Anna Lisicki-Hehn gibt es hier.
Mehr über die real existierende Familie, die Anna als Vorbild diente: Kevins Regenbogenfamilie, über die er auf seinem Blog papapi.de und auf seiner beliebten Instagram-Seite regelmäßig berichtet. Kevin will mit „Max findet einen Freund“ auch bald ins Tonstudio und ein Hörbuch aufnehmen…
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Dazu meinerseits ein paar Vertriebstipps.
Der Buchhandel ist über dreierlei Wege zu erreichen.
1. Sigelung und Lagerung bei den Barsortimenten (Grosshandel), damit es für den Buchhändler überhaupt bestellbar ist.
2. Online (was den stationären Buchhandel schwächt)
3. DIREKT-Marketing bei den Buchhandlungen (E-MAIL) und Nachbearbeitung, sehr zeitintensiv.
Der Buchhandel kauft nur mit Rabattierung ein. D.h. in der Regel 35-40 % vom Nettoverkaufspreis müssen berücksichtigt werden.
Gerne weitere Infos!