×
In eigener Sache

Dir gefällt unsere Arbeit?

meinesuedstadt.de finanziert sich durch Partnerprofile und Werbung. Beide Einnahmequellen sind in den letzten Monaten stark zurückgegangen.
Solltest Du unsere unabhängige Berichterstattung schätzen, kannst Du uns mit einer kleinen Spende unterstützen.

Paypal - danke@meinesuedstadt.de

Aufgeschnappt: Antiquariatstage in der Mainzer Straße +++ Chlodwigplatz im Weihnachtsglanz +++ Start frei für die Glühweinwanderung 2024 +++

Südstadt

Da steckt mein Herzblut drin

Montag, 11. Mai 2015 | Text: Alida Pisu | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Mit einer Träne im Knopfloch: nach fünfzehn Jahren wird die Biobäckerei „Kornstube“ auf der Merowinger Straße für immer ihre Pforten schließen. Zwölf von diesen fünfzehn Jahren hat Heike Fiegler das Geschäft geführt, ihre Kunden mit einem freundlichen Lächeln empfangen und mit guten Broten oder feinen Backwaren versorgt. Meine Südstadt sprach mit ihr über die Leidenschaft für hochwertiges Qualitätsbrot und über die Gründe für die Geschäftsaufgabe.

Meine Südstadt: Verraten Sie mir Ihr Lieblingsbrot?
Heike Fiegler: Kommt darauf an, zu welcher Gelegenheit ich es haben möchte. Wenn ich Sonntagmorgens frühstücke, dann esse ich am liebsten ein leichtes Brot wie das Kamut-Butter-Toast, das ist total lecker. Mit selbst gemachter Marmelade, Mirabelle oder Himbeere. Wenn ich etwas Herzhaftes essen möchte, liebe ich das Roggen fein, gerne mit Käse. Und wenn ich grille, esse ich am liebsten das Kamut-Dinkel-Mehrkorn-Baguette. Das ist schön knusprig und leicht. Und es hält sich total lang. Man kann es auch noch zwei, drei Tage später essen.

Brot ist ja DAS Nahrungsmittel schlechthin…
Ja, wenn ich mal Hunger habe, mache ich mir zwischendurch ein Scheibchen Brot.

Sie verkaufen vollwertige Brote und Backwaren in Bio-Qualität. Warum ist Ihnen das so wichtig?
Das fing in meiner Jugend an. Ich war im Leistungssport und musste auf mein Gewicht achten und darauf, dass ich fit bleibe. Dadurch musste ich mir Ernährungspläne erstellen und bin relativ früh mit Vollwertkost und biologischen Produkten in Kontakt gekommen. Dann kamen die ersten Bioläden und ich habe angefangen, meine ersten eigenen Backversuche zu machen. Es tat mir einfach insgesamt gesundheitlich sehr gut, auf Vollwertkost umzusteigen. Und da die ersten Bioläden noch sehr klein waren und es wenig zu kaufen gab, habe ich vieles selbst gemacht. Anfang der 80er Jahre, als meine Kinder noch klein waren, bin ich raus gefahren, habe beim Bio-Bauern säckeweise Getreide gekauft, in der eigenen Getreidemühle gemahlen und gebacken. Vielleicht ist meine Liebe zu Brot und gutem Gebäck dadurch erklärbar. Vor allem, weil ich weiß, was für ein Aufwand dahinter steckt. Ich habe mein Roggensauerteigbrot ja selbst gebacken.

Wie kamen Sie zur Kornstube?
Vor fünfzehn Jahren habe ich als Springerin angefangen, dann war ich halbtags angestellt, habe später auch die Filiale geleitet, bis ich den Laden komplett übernommen habe. Er war einer von drei Läden der Bäckerei Kornstube auf der Neusser Straße. Dort war die Zentrale, in der gebacken und an die Filialen geliefert wurde. Seit der Übernahme führe ich den Laden selbstständig. Ich kaufe und verkaufe. Das ist natürlich ein anderer Stand, als wenn man selber herstellt und verkauft, weil die Preise auch anders sind. Ich habe gedacht, es geht trotzdem. Damals habe ich noch sehr schöne Angebote von der ursprünglichen Kornstube im Preis-Leistungs-Verhältnis bekommen und hauptsächlich deren Produkte im Programm gehabt, aber auch nach und nach andere Anbieter dazu genommen.

 

Wenn man vor zehn, zwölf Jahren in den Laden kam, war es rappelvoll.
Wir hatten wunderbar viele Kunden. Die kamen sogar aus Koblenz und haben unsere Kräcker gekauft, so eine Art dickeres Knäckebrot, mit unterschiedlichen Saaten bestreut und mit Käse. Aber leider hat die Qualität derartig nachgelassen, dass ich sie nicht mehr halten konnte. Manchmal habe ich so labberige Dinger bekommen, das ging nicht mehr. Dabei waren die super beliebt. Die Leute haben vorher angerufen und zig Packungen bestellt und ganze Einkaufsbeutel voller Kräcker mitgenommen.

Das waren noch Zeiten…
Ja, und früher hat der Kunde alles Mögliche mitgenommen, vor allem am Wochenende. Samstags, wenn er einkaufen kam, hat er seine Milch, seine Butter, sein Brot, ein paar Brötchen, Käse, Marmelade und auch noch ein bisschen Kuchen mitgenommen. Das war noch ein Einkauf. Heutzutage nimmt er ein Brot oder zwei Brötchen, selten mal ein Stück Butter oder was anderes dazu. Da stöhnen die Leute: „Och, was ist die Butter teuer.“ Ja, ich habe Bio-Butter, fair gehandelt. Beim Kaffee fragen sie: „Fair gehandelt?“, auch bei der Schokolade, aber die Butter muss billig sein, bloß nicht fair gehandelt.

Ist das veränderte Konsumverhalten der einzige Grund für Ihre Schließung?
Nein, auch von Lieferanten-Seite her wird es schwieriger. Um beim Beispiel Butter zu bleiben. Ich hatte auch Demeter-Butter im Angebot, die ich einzeln bestellen konnte. Nun muss ich zwölf Stücke abnehmen und ich weiß genau, dass ich in den nächsten ein, zwei Wochen nur zwei oder drei Stück davon verkaufe. Das ist auch ein Grund, warum ich mit dem Laden Schluss machen muss. Die Einkaufsbedingungen haben sich in den letzten zwei Jahren so verändert, es geht einfach nicht mehr.

Wann werden Sie den Laden schließen?
Spätestens am 30. Juni.

Und wie fühlen Sie sich dabei?
Ich habe ja drei Kinder. Und der Laden war so etwas wie eine Art viertes Kind, das ich jetzt aufgebe. Ich gehe schon mit einer Art Wehmut in den Laden und denke: „Ach, ist doch eigentlich ein ganz schöner Laden. Und da steckt auch mein Herzblut drin. So schade!“ Aber dann sehe ich die Zahlen und denke: „Um Gottes Willen!“ Zwei Jahre habe ich überlegt, ob ich schließen soll. Jetzt gibt’s nichts mehr zu überlegen. Jetzt sagen die Zahlen, dass es nicht mehr anders geht.  

Was bleibt?
Wahnsinnig viel an Erfahrung, vor allem im Umgang mit Menschen. Ich habe gelernt, wie unterschiedlich man auf Menschen wirkt, obwohl man ja immer derselbe Mensch ist. Das hat mich sehr erstaunt. Ich habe Kompetenzen erworben, durch die Leitung des Ladens, den Umgang mit Personal. Und es ist einfach eine sehr schöne Zeit gewesen, in der ich drei Kinder groß gekriegt habe, das Ganze hat mich auch getragen.

Ihre Zukunftspläne?
Manche wissen ja, dass ich Heilpraktikerin bin. Ich werde vor allem in der Naturheilkunde tätig sein, mit kleinen Praxis-Räumlichkeiten in Bornheim, wo ich wohne. Darauf freue ich mich auch total, weil ich in dem Bereich viele Erfahrungen gesammelt habe.

Ein Lebens-Abschnitt geht zu Ende, ein neuer fängt an. Frau Fiegler, herzlichen Dank für das Gespräch und alles Gute für die Zukunft!
 

Text: Alida Pisu

In eigener Sache

Dir gefällt unsere Arbeit?

meinesuedstadt.de finanziert sich durch Partnerprofile und Werbung. Beide Einnahmequellen sind in den letzten Monaten stark zurückgegangen.

Solltest Du unsere unabhängige Berichterstattung schätzen, kannst Du uns mit einer kleinen Spende unterstützen.

Paypal - danke@meinesuedstadt.de

Artikel kommentieren

Ich habe die Datenschutzerklärung zur Kenntnis genommen. Ich stimme zu, dass meine Angaben und Daten zur Beantwortung meiner Anfrage elektronisch erhoben und gespeichert werden. Sie können Ihre Einwilligung jederzeit für die Zukunft per E-Mail an kontaktnoSpam@meinesuedstadt.de widerrufen.

Meine Südstadt Partner

Alle Partner

Meine Südstadt Service


Parkstadt Süd

Parkstadt Süd – Info-Homepage der Stadt ist online

Eifelwall wird für Autoverkehr gesperrt

Parkstadt Süd: Stadtteilbüro öffnet

Aufgeschnappt

Antiquariatstage in der Mainzer Straße

Chlodwigplatz im Weihnachtsglanz

Start frei für die Glühweinwanderung 2024

Die Südstadt auf Instagram.