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Kultur

„Das Bildnis des Dorian Gray“ – frei nach Oscar Wilde

Montag, 26. September 2011 | Text: Gastbeitrag | Bild: Metropol Theater

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Hoffnung, Sehnsucht, Glück, Freude, Zärtlichkeit, Hingabe, Leidenschaft, Wolllust, Melancholie, Neid, Zorn, Freiheit, Eifersucht, Liebe, Furcht, Ekel, Demut, Unterwerfung, Gier, Rache, Wut, Hass liest man auf jeder einzelnen Stufe der Wendeltreppe des Metropol Theaters in der Eifelstraße. Im Text von Oscar Wildes einzigem Roman habe ich sie, die großen Gefühle, in ständiger Begleitung von Beethovens Mondscheinsonate, explizit wieder gefunden. Wunderbar.

Bis auf den letzten Platz war das Haus gefüllt, und das Publikum klatschte begeistert: Das war die Premiere des Stückes „Das Bildnis des Dorian Gray“ – inszeniert von Mareike Marx. Sie ist mit 26 Jahren Deutschlands jüngste Intendantin, und auch ihr Ensemble ist vorwiegend sehr jung. Die Handlung: Die Hauptfigur des Stückes, der naive, unbefleckte und schöne Dorian Gray, besitzt ein Porträt von sich, das auf seinen Wunsch hin statt seiner altert. Aber die Spuren seiner Sünden fressen sich über 20 Jahre lang in das Bildnis ein. Während der Protagonist durch den Einfluss von Lord Henry Wotton immer maßloser und grausamer wird, bleibt sein Äußeres dennoch jung und makellos schön. Die Inszenierung der Regisseurin, von zaghafter und doch stabiler Hand gezeichnet, rief meine Neugierde hervor – und meine Fragen. Im Interview mit „Meine Südstadt“ gibt die Theatermacherin Antworten.

Was hat Sie angetrieben, Dorian Gray zu inszenieren?
Der Narzissmuss ist meiner Meinung nach heute sehr aktuell und wird immer
krasser. Die ganzen Schönheits-OPs, die jährlich durchgeführt werden, überhaupt dieser ganze Schönheitswahn… Und dann muss ich ehrlich gestehen, dass ich auch einige Fälle in meinem Freundeskreis zu verzeichnen habe. Außerdem gibt es in Köln auch eine sehr große Schwulenszene… (lacht)

Ihre erste Inszenierung?
Für Erwachsene, ja. Ich habe vorher zwei Kinderstücke gemacht.

Für was steht die Figur des Lord Henry Wotton für Sie?
Lord Henry Wotton ist jemand, der schon gescheitert ist. Mich hat die Tatsache fasziniert, dass in dem Text eine große Frauenfeindlichkeit zu spüren ist. In der damaligen Zeit war es für homosexuelle Männer und Frauen nicht ungestraft möglich, ihre Sexualität auszuleben. Das führt zu Frust, da dies Verlangen (lt. Romantext) ausgelebt werden muss, weil es sonst krank macht.

So wie die Figur angelegt wurde, mit ihren gut heraus gearbeiteten Bonmots, erinnerte sie mich sehr an eine Schlange oder einen glitschigen Fisch…
Ja. Lord Henry Wotton ist der Puppenspieler und Verführer, der Vergnügen an
dem Experiment „Dorian“ findet, selbst aber nicht mehr zur Liebe fähig ist.

Mir erschien die Figur parodistisch, war das beabsichtigt?
Ja, ich habe Lord Henry Wotton bewusst überzeichnet. Es ist keine natürliche
Spielweise, er geht definitiv “drüber”.

Gibt es eine Figur in dem Stück, mit der Sie sich identifizieren können?
Nein, eigentlich nicht.

Mussten Sie kürzen?
Genau. So ein Roman liest sich ja über Tage, und ein Theaterstück muss natürlich an einem Abend funktionieren.

Warum immer wieder Beethovens Mondscheinsonate als Thema?
Die Mondscheinsonate trägt den Beinamen: „Fantasie“. Diese Melodie fungiert
als Lebensthema des Dorian Gray. Ich finde es faszinierend, dass man, indem
man damit experimentiert, etwas ganz anderes draus machen kann.

Mir ist noch ein Regieeinfall aufgefallen. Sie haben bei einer
genusssüchtigen, zügellosen, sinnlichen Orgie, eine Schauspielerin mit
Krücken bewaffnet und sie wie eine egoman bösartige Spinne über die Bühne
„kreuchen“ lassen. Steht das für den Zerfall der heutigen Gesellschaft?

Ja. Erst einmal wollte ich Lady Gagy als heutiges Pop-Element zitieren. Dieses Gleichnis wirkt sehr verletzlich und hat etwas von Sünde, wenn man sich darüber lustig macht. Die Ästhetik im viktorianischem Zeitalter ist ja kein Spiel, welches mit uns nichts zu tun hat, deswegen Lady Gaga: um das ins Heutige zu ziehen.

 

Isabel Hemming
 

Die Autorin des Artikels lebt in Köln, einen großen Teil davon in der Kölner Südstadt. Sie ist Schauspielerin und arbeitet auch als Schauspieldozentin.

 

Das Bildnis des Dorian Gray – frei nach O. Wilde
Regie: Mareike Marx
Dauer: 2 ½ Stunden

 

Die weiteren Termine – jeweils 20:00 Uhr

Oktober: 1., 6., 7., 8., 9., 27., 28., 29.10.2011

November: 5., 6., 24., 25., 26.11.2011
Dezember: 8., 9., 10.12.2011
Januar: 5., 6., 7., 8.1.2012

 

Text: Gastbeitrag

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