Das Ende einer Hausbesetzung
Mittwoch, 27. Juli 2011 | Text: Gastbeitrag | Bild: Ruhrbarone
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Die Polizei hat das besetzte Haus Moselstraße 8 gestern Vormittag geräumt. Eine Gruppe von AktivistInnen hatte das Gebäude im Rahmen der Kampagne „Squat a lot am Samstag besetzt.
Das sechsgeschossige Wohnhaus steht laut den BesetzerInnen seit anderthalb Jahren leer. Angeblich soll sich der Besitzer, ein Wiesbadener, beim Kauf verspekuliert haben und nicht das nötige Geld für eine Renovierung aufbringen können. Dass das Haus trotzdem keine neuen Käufer findet, wundert allerdings. Der in der Nähe des Indie-Bermudadreiecks gelegene Teil der Südstadt ist nicht nur unter Studierenden als Wohnviertel beliebt. Die Warmmieten liegen bei mindestens 10/qm, und die geplanten Lärmschutzwände für die Bahnstrecke, die direkt an der Straße verläuft, dürften die Attraktivität der Gegend noch einmal steigern.
Am Montag, dem dritten Tag der Besetzung, war die Strasse allerdings von den Lautsprechern aus der Hausnummer 8 beherrscht. Egal ob Egotronic oder Ton Steine Scherben gespielt wurde, was dem Kampfgeist diente. Endlich Häuserkampf, kommentierte eine Sympathisantin hinter der Absperrung die Lage. Ab Mittag spitzte sich die Situation vor dem Haus zu. Die Polizei fuhr mit mehreren Mannschaftswagen vor, es wurden Absperrgitter aufgestellt: Der Besitzer hatte Anzeige erstattet, die Polizei durfte nun räumen. Gegen 16 Uhr kommunizieren die Anwälte von Besitzer und BesetzerInnen, aber bis zum Abend ändert sich nichts nur das Hungergefühl scheint zu steigen. Gegen halb acht wurde ein Transparent an der Moselstraße entrollt: Wir wollen Pizza und Wohnraum für alle. Gut 20 Polizisten warteten die Nacht über vor ihren Wagen, hinter der Absperrung machten 10 Sympathisanten ihr Solidarität kund, und im besetzten Haus verabschiedete sich der Verstärker endgültig. Am nächsten Morgen gegen 8:15 Uhr begann die Räumung.
In einem Kommuniqué erklären die BesetzerInnen ihre Ziele. Hier ein Auszug:
„Wir wollen nicht funktionieren, wir wollen leben! Mit der Besetzung der Moselstraße wollen wir einen Raum abseits dieser kapitalistischen Verwertungslogik erschaffen. Wir wollen hier selbstverwaltet und emanzipatorisch zusammen leben, möglichst frei von gesellschaftlichen Zwängen und Diskriminierung jeder Art. Es soll ein Raum für kulturelle, soziale und vor allem kollektive Vernetzung entstehen, wo sich jeder Mensch nach seinen Interessen einbringen kann und soll, z.B. durch Workshops, Kunst, Kochen, Infocafés usw. Der Kreativität sind keine Grenzen gesetzt.“
Wir veröffentlichen diesen Artikel mit freundlicher Genehmigung der Ruhrbarone.
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