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Bildung & Erziehung Politik Südkids

Das Engagement der SV an Kölner Schulen

Mittwoch, 18. Dezember 2013 | Text: Gastbeitrag | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Die Schülervertretung soll die Interessen der Schüler und Schülerinnen vertreten. Doch was, wenn sich dafür zu wenig SchülerInnen engagieren? Was ist es, das die Umsetzung von erwünschten Projekten erschwert ? Wie weit geht das Mitbestimmungsrecht der SV? Eine Bestandsaufnahme an drei Schulen aus dem Kölner Süden: der Gesamtschule Rodenkirchen, der Kaiserin-Augusta-Schule und dem Humboldt-Gymnasium.

Drei Schüler aus der Oberstufe der Gesamtschule Rodenkirchen erzählen über ihre Arbeit in der SV, über ihre Pläne ebenso wie über ihre Probleme. Lucas ist seit diesem Jahr Schülersprecher und in der Stufe 10. Der ehemalige Schülersprecher, ebenfalls Lukas, macht jetzt sein letztes, dreizehntes Schuljahr. Max ist in der 12 und seit einigen Jahren schon engagiertes Mitglied in der SV.

Ihre SV zählt 15 Mitglieder. Aktiv davon sind acht. Die Mitglieder kommen hauptsächlich aus der Stufe 10. Die Unterstufen-SV (USV) der Stufen 5-7 sei nicht so gut besucht, erzählt Schülersprecher Lucas. Ihre 7 Mitglieder seien mittlerweile schon in der Mittelstufe, und der Zuwachs gestalte sich hier eher schleppend.
Die Kaiserin-Augusta-Schule hat hingegen einen engagierten Kreis von 20 SchülerInnen aus den Stufen 5 bis 12 in ihrer SV.

Woran das Fehlen neuer und jüngerer Mitglieder in der USV der Rodenkirchener Gesamtschule liegt? Darüber sind sich die Jungs nicht ganz einig. Ein mangelndes Interesse an politischem Engagement könnte ein Grund sein. Jedoch findet Lucas, hier spielten einige Faktoren zusammen:  Zwar sei jeder Schüler willkommen, zu den wöchentlichen SV-Sitzungen zu kommen, der SV-Raum liege allerdings in der hintersten Ecke der Schule. Die SV sei so für die Unterstufe nicht präsent.

 

So etwas wie eine Schülerzeitung gibt es an der Gesamtschule Rodenkirchen noch nicht in ausgearbeiteter Form. Ein Infobrief auf der Schulhomepage informiert die Eltern und Schüler über jüngste Ereignisse, wie beispielsweise die Wahl vom Schülersprecher. Es ist dem Schülersprecher aber zeitlich nicht möglich, nach der Wahl durch alle Klassen zu laufen, um sich persönlich vorzustellen. Man dürfe auch nicht vergessen, dass ihre Hauptbeschäftigung sei, Schüler zu sein. Der Unterricht werde streckenweise für SV-Arbeit vernachlässigt. Man müsse einen guten Rahmen dafür finden, erzählt der ehemalige Schülersprecher Lukas aus Erfahrung.

Das Humboldt-Gymnasium hat von 40 SV-Mitgliedern einen festen Kern von etwa 10 Leuten. Auch sie teilen ihre Mitglieder in Junior- und Senior-SV auf, in denen die gleichen Themen auf unterschiedliche Weise besprochen werden. Informationen gelangen hier neben Aushängen in den Schaukästen vor allem über die Schul-Website und auch über ihre Facebook-Seite zu den SchülerInnen.? Über eine Facebook-Seite habe die SV der Rodenkirchener Gesamtschule auch schon nachgedacht.

Gewählt wird der Schülersprecher von circa 90 Schülern in der Schülerratssitzung, die sich wiederum aus Klassen- und Stufensprechern zusammensetzt.
Zwar nicht alle, aber einige SchülerInnen wissen doch, wen sie für Anliegen ansprechen können. „Schüler tragen immer wieder im Laufe der Woche Ideen an die SV heran“, erzählt der ehemalige Schulsprecher Lukas.? Wichtig seien den Schülern vor allem die Mitgestaltung des Gebäudes innerhalb und außerhalb, Bepflanzungen, die Anschaffung von Spielgeräten, der Kiosk und das Essen in der Mensa.

 

„So sollen die Schüler ohne den pädagogischen Zeigefinger selbst entdecken, wo Rassismus anfängt und was Ausgrenzung ist“, erzählt Max.

„Besonders die Jüngeren möchten gerne gestalten und engagieren sich eher, wenn ein sichtbares Ergebnis erzielt wird“, erklärt Lukas (ehem. Schülersprecher). Das sei an der Schule jedoch nicht immer zu realisieren. Sollen ein Bild oder Plakate aufgehängt oder Büsche gepflanzt werden, sei ein ständiges Gegenargument der Schulleitung der „Brandschutz“, bemängelt Max. Bei mehreren Gesprächen mit der Schulleitung sei ihnen dadurch die Argumentationsgrundlage genommen worden. „Das Schulgebäude ist ein ‚Private Partnership Project‘ des Privatinvestors ‚Hochtief‘“, erklärt Max. „Die bauen das Gebäude, und die Stadt mietet es für 100 Jahre zurück. ‚Hochtief‘ behält dabei die Verwaltungsrechte“. Selbst der Architekt habe sich noch in einigen Gebäudeteilen die Rechte vorbehalten. Deshalb sei die Farbpalette an den Schulwänden auch beschränkt auf „rot gefleckt, orange gefleckt und grau gefleckt“.

Ralph Kuhn ist seit 2009 der Schulleiter der Gesamtschule Rodenkirchen und erzählt von der „Zukunftswerkstatt“, die vor einem Jahr von Lehrern, Eltern und Schülern geschaffen wurde, um neue Möglichkeiten für die SchülerInnen zu schaffen. Hier wurde besprochen, was neu eingeführt und weiterentwickelt werden sollte. Heraus kamen Themengruppen in der Schülerschaft, die sich zum Beispiel mit Vandalismusprävention oder Müllvermeidung beschäftigen. Durch beide Projekte könne Geld eingespart werden. Außerdem gebe es Einrichtungsgruppen wie die „Schulhof-AG“, die sich um neue Spiel- und Sportgeräte kümmere.

Allerdings gibt es eine Aktion der Rodenkirchener SV, die bisher nicht zu verwirklichen war.? Die Schule möchte Teil des Netzwerks „Schule ohne Rassismus – Schule mit Courage“ werden. Voraussetzung dafür sind Unterschriften von 70% der Schüler, Lehrer und weiterem Personal an der Schule, die sich aktiv an der Schule gegen Rassismus einsetzen wollen. Die Unterschriften hat die SV schon zusammen. Jetzt arbeitet sie an der Realisierung eines „Großprojekts“. Hierfür möchte sie drei Tage in der Schulzeit aufgeteilt auf die Klassen 5-7, 8-10 und 11-13 Seminare zum Thema Rassismus und Ausgrenzung führen. Sie möchten externe Referenten einladen, beispielsweise von der „Mobilen Beratungsstelle“, der „GEW“ oder der „Friedrich-Ebert-Stiftung“.

Ideen, um Unterstufenschüler zu erreichen, seien zum Beispiel kurze Theaterstücke rund um das Thema Diskriminierung. „So sollen die Schüler ohne den pädagogischen Zeigefinger selbst entdecken, wo Rassismus anfängt und was Ausgrenzung ist“, erzählt Max. „Bis hin zu Gesprächen über den Postnazismus in Österreich und der Bundesrepublik. Jeder soll mit seinem Wissensstand mitarbeiten können“.? Für die engagierten Schülervertreter ist diese Aktion sehr wichtig: „Im größten Teil der Gesellschaft befinden sich Alltagsrassismen, und damit müssen wir uns auseinandersetzen.“ Der Umsetzung stehe jetzt nur noch im Weg, dass zusammen mit der Schulleitung ein Termin gefunden werden müsse, was sich als schwieriger herausstellte, als gedacht.

Das Humboldt-Gymnasium ist bereits offiziell Mitglied in dem Netzwerk gegen Rechts und hat eine große Aktion an der Schule mit dem Namen „Humboldt gegen Homophobie“ gemacht. 

 

Das Engagement in der SV wird an allen drei Schulen am Ende des Schuljahres oder der Schullaufbahn auf dem Zeugnis honoriert. Carlo von der Humboldt-SV erzählt, man lerne einiges über Diskussionen, Organisation und Planung, vor allem mache die SV-Arbeit aber großen Spaß.

Das merkt man auch den Rodenkirchener Jungs an, wenn man sich mit ihnen über politische Themen unterhält. Ob in der 10. oder 13. Klasse – sie möchten etwas verändern und weiterentwickeln an ihrer Schule. Dafür sind sie bereit, einiges zu tun und eine gute Kommunikation zur Schülerschaft aufzubauen.

 

 

 

Die Autorin, Theresa Mainka, ist Kölnerin von Geburt und machte gerade ihr Abitur. Sie spielt Saxophon und interessiere sich für ferne Länder.

Text: Gastbeitrag

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