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Südstadt

Das erste Mal CARneval

Dienstag, 16. Februar 2021 | Text: Evelyn Maria Denda | Bild: Maren Pussak

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Mein erstes Karnevalskostüm hatte ich mit drei Monaten und egal, wo ich in der Welt unterwegs war, die jecken Tage in Köln habe ich nie verpasst. Dann kam Karneval 2020/2021. Mal ein Skype-Treffen oder ein Stream mit Freunden, das werden meine diesjährigen Highlights, beschließe ich. Bis ich auf die Carnevalssitzungen stoße. An einer solchen nehme ich am Rosenmontag-Mittag im Fortuna-Stadion im Veedel teil. Heute auf dem Programm, das von Radio Köln Moderator Stephan Unkelbach moderiert wird: Höhner, Miljö, Klüngelköpp, Bläck Fööss und Kasalla.

Alaaf aus dem Autoradio und die etwas anderen Raketen

Die Carnevalssitzungen werden in Köln von der Eventagentur fünfdrei und Rheinevents, Veranstalter für Events im Rheinland, organisiert. Zwischen Weiberfastnacht und Karnevalsdienstag finden täglich Car-Veranstaltungen statt, zwei davon am Rosenmontag. Ungefähr 250 Autos zählen wir am Montagmittag. Oberste Gebot neben einer guten Fastelovend-Stimmung – die Einhaltung der Corona-Schutzverordnung. Das hat sehr gut geklappt, stellen wir fest.

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Das Konzert ist gut besucht mit vielen liebevoll geschmückten Autos – nicht nur aus Köln, auch von weiter her sind die Besucher gekommen. Die meisten von ihnen sind kostümiert. Am besten so, dass man dank Zwiebellook auch für fast vier Stunden im Auto gewappnet ist. Auch wer nicht in den ersten Reihen steht, hat durch eine große LED-Wand eine gute Sicht. Das autoeigene Radio wird zur Fastelovend-Box, denn die Musik kommt per UKW-Frequenz ins Auto. Damit man auch die anderen Jecken beim Feiern sieht, gibt es die Möglichkeit, gemeinsam an einer Zoom-Konferenz über das Handy teilzunehmen. Und vielleicht entdeckt man sich dann auch auf der großen Leinwand.Was nicht fehlen darf, ist die Rakete zur Begrüßung und Verabschiedung der Künstler. Da wird aufs Lenkrad getrommelt, ein bisschen gesungen und gegrölt und schließlich die Lichthupe betätigt. Eine Möglichkeit, mit den Künstlern trotz geschlossenen Fenstern in Kontakt zu treten.

Ein Ausflug gegen den Karnevals-Blues

Das Publikum ist bunt gemischt; viele junge Leute sind gekommen, aber auch Familien mit kleinen Kindern und Oma/Opa-Enkel-Duos sind vertreten. Für alle eine gute Gelegenheit, dem Fastelovend-Blues zu entkommen. Das bestätigen auch Nina und Katrin aus Wuppertal. „Wir sind total jeck und jedes Jahr in Köln unterwegs. Und das hier ist in diesem Jahr die tollste Möglichkeit, Karneval zu feiern. Wir freuen uns auf den bunten Mix der Künstler“, da sind sich die beiden einig. Aus Prüm in der Eifel sind Carina und Hannah zum Autokonzert gekommen. Die beiden Freudinnen sind „super happy, dass wir eine Karnevalsalternative gefunden haben. Und so kommen wir zum Karnevals-Feeling.“ Wir entdecken auch viele kölsche Junge und Mädche; unter ihnen Tim und Claudia, die bereits zum zweiten Mal dabei ist und überlegt, am Abend noch ein drittes Mal wieder zu kommen. Und dann geht’s los…

Ein bisschen Kuba im Südstadion

Ja, bei dem kalten Wind wären wir gerne in der Sonne. Die gibt’s zunächst nicht, dafür aber die Höhner, die den Jecken mit „Anna aus Havanna“ und der festen Überzeugung, „Irjendwann sin mer uns widder“, einheizen. Mit „Wenn nicht jetzt wann dann?“ sprechen sie vielen Jecken aus dem Herzen. Und mit „Nemm mich su, wie ich ben“ stimmen sie ein Lied mit einer Botschaft an, die auch über den Karneval hinaus gelten sollte. In der Pause erfahren wir von einer Mädels-Gruppe aus Köln, dass das Konzertticket auch eine schöne Geschenkidee ist: „Weil wir dieses Jahr nicht zusammen feiern konnten, hat mir meine Freundin das Ticket zum Dreißigsten geschenkt“, verrät uns eine von ihnen. Wie sie die Sitzung bis jetzt finden? „Überragend“ – ist die einstimmige Meinung. Auch die kleinen Jecken sind begeistert. Eine von ihnen ist heute schon zum zweiten Mal dabei und dafür mit ihrer Mama 80 Kilometer angereist.

Schunkeln, bis das Auto wackelt

Miljö, die von Stephan Unkelbach zu Beginn eine Entlohnung ganz im Sinne ihres Song „Kölsch statt Käsch“ in Aussicht gestellt bekommen, bringen die Jecken mit Hits wie „Null oder Hundert“ oder dem „Liebesleed“ in Tanzlaune auf ihren Autositzen – und die Autos zum Wanken. Auch wenn sie sich dabei nicht wie in den Kneipen im Veedel in den Armen liegen, ist gewiss: „Dat es Sympathie foer die Poesie, die uns he op alle zick verbingk“.

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Mit den Klüngelköpp feiern die Jecken anschließend „1000 Näächte“ und dem neuen Sessionshit „Mir sin Kölsche“ bevor alle gemeinsam die „Stääne“ am Himmel tanzen lassen. Pünktlich zum Auftritt der Bläck Fööss lässt sich auch die Sonne blicken. Sänger Mirko Bäumer freut sich über die Auftritte bei den CARsitzungen, denn „so verblaßt die Session nicht völlig.“ Neben Klassikern wie „Drink doch eine mit, Mer bruche keiner und Unser Veedel“ präsentieren sie mit „50 Johr“ auch ihren Song zu ihrem 50-jährigen Bühnenjubiläum. Auch „Die nächste Rund“ darf nicht fehlen. „Hoffentlich brauchen die Jecken keine neuen Stoßdämpfer, so wie sie gehüpft sind“, stellt Mirko fest.

Das Finale: Kasalla bitten zum Autositz-Tanz

Mittlerweile ist es später Nachmittag, als Kasalla noch einmal die Bühne rocken und nicht nur mit „Di Leed“ zum Tanzen im Auto auffordern. Von ihnen gibt es nun „Pommes und Champagner“ auf die Ohren, nachdem man schon während des gesamten Konzerts für den Hunger zwischendurch Speisen und Getränke mithilfe eines QR-Codes bestellen konnte – Lieferung frei Autofenster. Auch wenn bei „Alle Jläser huh“ das Kölsch nicht in die Höhe ragt. Und bei „Stadt met K“ statt zu hüpfen Warnwesten und Schals aus den Fenstern gewedelt werden – alle zusammen sind „Midden em Sturm“. Das bekräftigt dann auch das Handy-Lichtmeer bei „Mer sin Eins“. Sänger Basti Campmann formuliert es treffend: „Irgendwann ist auch der größte Driss vorbei und wir sind dankbar, dass wir immer wieder auf die Bühne klettern dürfen. Wenn auch 2021 in einer ganz anderen Art und Weise. “

Die Erinnerung an eine besondere Session

Das jecke Herz hofft auf einen nächsten Karneval mit Schunkeln, Bützen, Kamelle und Strüßjer. In diesem Jahr war die CARnevalssitzung eine schöne Abwechslung. Um es mit Stephan Unkelbach zu sagen: „Wie der Rheinländer so ist, haben wir auch dieses Jahr das beste aus der Situation gemacht.“

Text: Evelyn Maria Denda

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Kommentare

  • Nina aus W sagt:

    Hallöchen,
    das ist ein hervorragender Artikel, der die Stimmung des CARnevals fantastisch einfängt. Es war grandios!
    Weiter so und liebe Grüße aus Wuppertal

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