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Bürgerbeteiligung Parkstadt Süd Politik

Das „Grün“ bitte zuerst und sofort bauen

Mittwoch, 3. Juni 2015 | Text: Gastbeitrag | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 5 Minuten

Viel Stoff und ein wenig Skepsis am Beteiligungsprozess – die Stimmung nach dem vierten „ParkstadtSüd-Themenabend“.
Diesmal war der „Freibeuter“ in seinen heimischen Gefilden in den Neuland-Gärten an der Alteburger Straße geblieben. Einmal nur, und zwar beim dritten Themenabend der „Parkstadt Süd-Debattieren“-Reihe, als es um die stadtgesellschaftlichen Werte des neuen Quartiers in der südlichen Innenstadt ging, hatte sich die goldgelb blühende Ringelblume in ihrem piratenen Übertopf blicken lassen, um sich selbst ein Bild von der „bedrohlichen“ Lage zu machen und sich gemeinsam mit der Neuland-Mannschaft eine Strategie für die kommenden Monate zu überlegen. Den vierten und letzten Themenabend des „Bürgerbeteiligungsforums“ ließ die aufmüpfige Pflanze indes aus, ging es diesmal aber doch im Wesentlichen um den Kern der Sache, die „Urbane Parklandschaft“, also um den Park in der Stadt mit all seinen ihm von Stadt, Planern, Investoren und hoffentlich auch Bürgern zugewiesenen Aufgaben und Nutzungsoptionen.

Wie gehabt ging es auch bei der vierten Runde mit „Impulsen“ los. Der stellvertretende Leiter des Kölner Grünflächenamtes, Dr. Joachim Bauer, skizzierte ein genaues Bild der „Chancen der Grüngürtelerweiterung“ und Professor Martin Prominski von der Universität Hannover sprach über die „Herausforderung urbaner Parkentwicklung“. Daraus ergaben sich schließlich auch die Kernfragestellungen für die nachfolgen Gruppendiskussionen. Wie kann der Grüngürtel weitergeführt werden und welche Nutzungen sind in dem zu schaffenden Park möglich?
Unter dem Titel „Stadt – Park/Park – Stadt “ diskutierte Dr. Bauer mit einer großen Gruppe die Lage und Nutzungsmöglichkeiten des Grünzuges. Dabei schienen sich die Diskutanten  nicht so recht einig zu sein, ob das Grün so wie im Entwicklungskonzept ESIE vorgegeben oder doch lieber entlang der Bahntrasse platziert werden soll. Eine Überprüfung sei im weiteren Prozess sinnvoll, darauf einigte man sich als These. Ebenso darauf, dass die Anlage des Grünzuges vorderste Priorität habe und möglichst vor allem anderen gebaut werden solle.

 

Zwischennutzungen und die Vernetzung mit bestehenden Freiflächen gehörten gleichermaßen in das Realisierungskonzept, wie die Schaffung von „neutralen Flächen“, die als „soziales Grün“ ohne feste Belegung vielerlei Nutzung zuließen.
Mit „Urbanisierung und Natürlichkeit“ diskutierte Professor Prominski die scheinbar unlösbare Quadratur des Kreises, also einer als städtischer Park erkennbaren Freifläche mit einem gerüttelt Maß an Diffusität in Bezug auf Gestaltung und Nutzung. In der Dynamik von Enge und Weite erkennen die Diskutanten hier das Potenzial des Areals. Schließlich müsse das Thema „Natürlichkeit“ auf alle Zonen des Grüngürtels übertragen und werden, auch im Sinne der Schaffung von  Sukzessionsflächen für Mensch, Tier und Pflanze. So könne etwa auch die Nutzbarkeit von Brachflächen mit hohem Naturschutzwert mitgedacht werden.

Der Nürnberger Landschaftsarchitekt Professor Gerd Aufmkolk ließ in seiner Gruppe über „Bildung, Sport und Bewegung im Park“ diskutieren. Strahlte dabei eher mit Sach- als mit Ortskenntnis. Denn als ein Repräsentant des SC Fortuna Köln auf den stetig wachsenden Bedarf an Sportflächen auf dem Areal hinwies und diese einforderte, erwiderte er zur Erheiterung: „Fortuna Köln. Das sagt mir jetzt gar nichts. Können sie das konkretisieren?“ Gefragt, getan. Nach Aufklärung des Sachverhalts einigte sich die Gruppe dann auf die These, die bestehenden Sportflächen zu erhalten, zu erweitern und für Schulen und Vereine zu öffnen. Es gelte darüber hinaus, frei nutzbare Grünräume und Orte mit Anziehungskraft unter Einbeziehung der bestehenden Strukturen und Initiativen wie etwa dem Tierheim und der Fortuna zu schaffen. Ein weiterer Punkt, der es dann aber nicht auf die Liste der Thesen schaffte, war die Anregung, man möge doch im Sinne der Umweltbildung Gehölze und Bäume für den wissbegierigen Bürger bitte kennzeichnen.

 

„Freiraum selbst gestalten“. Dazu entwickelte die Gruppe unter Leitung von Klaus Overmeyer ihre auf die künftige Aufgabenstellung gerichteten Thesen. Eine widerkehrende These, dass der Park vor der Bebauung fertig sein solle, auch hier einhellige Meinung. Ein Thema das dabei ernst genommen werden müsse, sei die selbstgestalteten Freiräume und konkreten Projektideen, die bereits voprhanden  seien, zu berücksichtigen. Bestehende  Gesetze zum Schutz öffentlichen Grüns seien ebenso  notwendig wie klare Spielregeln über Verantwortlichkeiten, öffentliche Nutzung und den Grad des Engagements. Auch sollten grünen Zwischennutzungen, wie beispielsweise der vom Kölner Neuland e.V., Perspektiven gegeben werden mit der Möglichkeit der Verstetigung.

Zur „Mobilität und Inklusion im neuen Park“ stellten die Diskutanten bei Moderator Jörg Neubig die barrierefreie öffentliche Nutzung des Grünzuges vor die kommerzielle.  Auffindbarkeit und Nutzbarkeit für alle, Verbindung zu angrenzenden Quartieren, Vorrang für Rad- und Fußgängerverkehre, ein kontrastreiches Lichtkonzept für sichere und inklusive Parknutzung sowie eine Planungssorgfalt für kritische Querungspunkte beispielweise an der Schönhauser Straße, Bonner Straße und am Eifelwall stellte die Gruppe als weitere Thesen heraus.

Die „Parkstadt Süd“ solle in jeder Hinsicht Maßstäbe für klimagerechten Städtebau setzten. Das ist eine klare Prämisse der Gruppe  „Klimagerechte Metropole“ unter Moderation von Simon Hubacher. Öffentliches Bodeneigentum sollte für klimawirksame Pflichtenhefte für die Freiräume im Quartier und Baufelder genutzt werden. Als Park möglichst ohne bauliche Barrieren komme dem Grüngürtel eine wichtige Funktion als Frischluftkorridor zu. Klimamaßnahmen seien relevante Gestaltungselemente, die vom Park aus die Stadt „infizieren“ könnten. Auch Wasser in der Stadt und im Park sei klimawirksam und entbehre nicht einer gewissen Lebensqualität, so der Gruppenkonsens.

Von der Stadt gefeiert als Meilenstein der Bürgerbeteiligung und von verschiedenen Akteuren kritisch beäug, zweifeln Skeptiker indes an der wahren Partizipation des „Bürgerwillens“ beim kooperativen Planungsverfahren zur Parkstadt Süd. Der angekündigte „Köln-weite Diskurs über die Parkstadt Süd“ findet momentan zumindest innerhalb der beteiligten Fachämter der Stadtverwaltung und der zum Entwurfsprozess geladenen Planungsbüros sowie einigen engagierten und kritischen Bürgern statt. Schaut man sich die große Anzahl von Mitarbeitern der Verwaltung, Planungsbüros,  Baufirmen und Vertretern der Politik über die vier Veranstaltungen an, so war abgesehen von den Mitgliedern der  örtlichen Bürgerinitiativen, Interessengruppen und den üblichen Akteuren der Bürgerbeteiligung, die Zahl der „normalen Bürger“ relativ gering. 

 

Dabei hätten diese durchaus die Chance zu einem „initiationsgleichen“  Wissensgewinn gehabt. Wäre sie doch von fachkundigen Referenten und Moderatoren in die „Kunst“ der Stadtentwicklung eingeführt und somit in die Gemeinschaft der Stadtplaner von heute für die Südstadt von morgen aufgenommen worden.  Sei es drum. Stadt und Planer werden sich jetzt daran messen lassen müssen wie viel von dem schlau Gesagtem und als Thesen auf Flipcharts Geschriebenem sich tatsächlich in der Aufgabenstellung für die Planer-Teams wiederfinden und was am Ende von Amts wegen zugelassen wird. Auch hier scheint die alte russische Redewendung durchaus ihre Berechtigung zu haben, „Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser“.

 

Also „Freibeuter“, schau den Planern weiter auf die Finger, den die „Süd-Stadt-See“ wird stürmisch. Vielleicht sieht man ihn ja, wenn am Freitag, 19. Juni, von 17 bis 20 Uhr, und am Samstag, 20. Juni, von 14 bis 17.30 Uhr, in der Europaschule Köln am Raderthalgürtel die Aufgabenstellung für die Planungsteams definiert und bekannt gegeben wird.

 

Wer hat´s geschrieben?
Dieter Brühl, lebt seit 46 Jahren in Köln, davon zehn in der Südstadt (1993-2003). Von der Passion für fossile Korallen, über die Öffentlichkeitsarbeit für die Lokale Agenda 21 bis zur Unternehmenskommunikation war es für ihn ein abwechslungsreicher Weg.  Der promovierte Geologe arbeitet heute von Neuehrenfeld aus als freiberuflicher Journalist und Kommunikationsberater. Er ist verheiratet und hat eine Tochter.

 

 

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Text: Gastbeitrag

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