„Das habe ich dann einfach mal gemacht“
Montag, 19. Januar 2015 | Text: Kathrin Baumhöfer | Bild: Barbara Siewer
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Armin Maiwald erzählt, wie er schreibt wie er spricht. In seinem Fall kann man durchaus von einem Markenzeichen sprechen: Er ist die Stimme der Maus, wie viele sagen. Wie kommen die Löcher in den Käse? Und die Streifen in die Zahnpasta? Wie wird ein Flugzeug gebaut? Armin Maiwald hat uns das alles in der Sendung mit der Maus schon einmal erklärt.
Diesmal aber geht es um ihn selbst. Aufbau vor laufender Kamera heißt das Buch, in dem er Geschichten aus meinem Leben aufgeschrieben hat nach hartnäckiger Aufforderung seiner jeweiligen Zuhörer, wenn er mal wieder ein paar Dönekes zum Besten gegeben hatte.
Zur Buchvorstellung ist der rote Saal in der Comedia bis auf die hinteren Reihen voll besetzt. Auf der Bühne Armin Maiwald in dunkelblauem Pullover überm hellblauen Hemd, Brille und raspelkurzen, hellgrauen Haaren. Am Freitag wird er 75 Jahre alt. Das mit dem Aufschreiben habe er dann einfach mal so gemacht, erzählt er, ohne Gliederung und die üblichen Pläne für ein so umfangreiches Projekt.
Überhaupt: Improvisation. Für jemanden Jahrgang 1940 vielleicht so etwas wie eine Grundvoraussetzung fürs Leben. Auch davon erzählt er im Buch. Ich bin sehr pragmatisch, sagt Maiwald, möglicherweise ist meine Risikoeinschätzung eine andere als bei denjenigen, die später geboren wurden.
Als Student der Theaterwissenschaften in Köln mit Hang zum Fernsehen für Theaterleute eher bah-bah hat er das immer wieder zu nutzen gewusst: Am Drehort auf Pellworm, wo es zwar ein bewilligtes Budget, aber plötzlich keine Geschichte mehr gab. Oder am Großglockner, wo das gesamte Team samt Hubschrauber in einer Wolke verschwand und irgendwie auf sicheres Terrain gelotst werden musste. Und unzählige Male im Studio, wenn es darauf ankam, Bild und Ton mit heute vorsintflutlich anmutenden Mitteln aufeinander abzustimmen. Ich halte das Leben für nicht planbar, sagt Maiwald.
Auch bei den Maus-Geschichten ist das so. Auf die Frage nach einer Lieblings-Episode sagt er: Es ist der nächste Film, den ich mache, sonst wird nichts draus. Alles, was ich gedreht habe, ist Vergangenheit, daran kann man nichts mehr ändern. Nach wie vor eine der wichtigsten Voraussetzungen: eine saubere Recherche. In die investieren wir wahnsinnig viel Zeit. Manchmal sogar ein Jahr oder noch mehr.
Es wird immer Menschen geben, die Geschichten erzählen wollen…“
So ist das zum Beispiel bei der Frage: Kann man eine Wolke wiegen? Ein bislang unbeantworteter Dauerbrenner. Jedes Mal, wenn wir kurz davor waren, es zu schaffen, spielte das Wetter mal wieder nicht mit, sagt Maiwald. Aber wir bleiben dran. So steht es jetzt wieder für das nächste Jahr auf der Themenliste..
Vieles im Leben von Armin Maiwald ist mit Köln verbunden, wo er immer noch wohnt und am Eigelstein seine Filmproduktionsfirma betreibt. Vor dem Umzug in die Nordstadt war die Südstadt sein Revier: Erster Firmensitz am Duffesbach, Wohnungen in der Waisenhausgasse und in der Pfälzer Straße, Karneval in der Ringschänke am Karolingerring, in der der die Bläck Fööss damals sogar ihren Probenraum hatten.
Auch mit dem Severinskirchplatz verbinden sich schöne Erinnerungen, erzählt er. Der war ja der Ausgangspunkt für unsere Serie Die Geheimnisse der Severinstraße. Für Kenner seien hier erwähnt: die Rippen von Martin Legros (natürlich die mittelschweren) und das Publicius-Grabmal.
Neugier ist nach wie vor das, was ihn antreibt. Ich hab schon als Kind gefragt, bis der Arzt kommt. Und die Arbeit an den Filmen macht immer noch Spaß. Höchstens die Wandertage, bei denen man auf dem Weg zum Drehort erst durch die Karpaten muss, sind jetzt nicht mehr so sein Ding. Geschichten oder vielmehr: die Fragen, die dahinter stecken gibt es genug. Oder, wie er es ausdrückt: Es wird immer Menschen geben, die Geschichten erzählen wollen, und es wird immer Menschen geben, die Geschichten erzählt bekommen wollen. In welcher Form auch immer.
Armin Maiwald: Aufbau vor laufender Kamera Geschichten aus meinem Leben?
Verlag Kiepenheuer und Witsch?
ISBN 978-3-462-04745-5
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