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Kultur

„Das Lachen bleibt im Halse stecken“

Montag, 3. Juni 2013 | Text: Aslı Güleryüz | Bild: Meyer Originals

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

sagt Manuel Moser über das neueste Stück des Comedia Jugendclubs „Wofür es sich zu leben lohnt“. Gemeinsam mit Xenia Bühler hat Manuel Moser das Projekt geleitet und Regie geführt.

7 Mädchen und 4 Jungen stehen auf der Bühne. Sie reisen unter anderem aus Düren, Erftstadt und Essen an. Manche von ihnen haben bereits letztes Jahr Bühnenerfahrung im Comedia Theater gesammelt. Sie sind der COMEDIA Jugendclub und haben am Samstag ihr neues Stück zum ersten Mal auf die Bühne gebracht.

Mit einem Tabuthema will sich die Gruppe auseinandersetzen: Selbstmord. Was könnte einen (jungen) Menschen dazu bewegen, den Freitod zu wählen? Und was könnte den (jungen) Menschen dazu bewegen, es nicht zu tun? Existenzielle Fragen will die Gruppe stellen und das Publikum konfrontieren. Seit Januar arbeiten die Jugendlichen an dem Stück. Manuel Moser bewundert, dass Xenia Bühler um die 30 Theaterstücke mit den Jugendlichen gesehen hat. Dadurch sollte die Gruppe zu dem finden, was sie machen wollte und wie. Besonders beeindruckt war die Gruppe von dem Stück „Dunkles Land“. Von Anfang an war den Jugendlichen klar, dass sie kein klassisches Theaterstück erarbeiten wollten. Daher gibt es zum Beispiel keine Dialoge in dem Stück. Sie verknüpfen verschiedene Effekte miteinander, kombinieren Musik, Tanz und Text.

 

Zunächst stellen die 14- bis 18-Jährigen sich selbst in ihnen typischen Handlungen pantomimisch dar. Dazu wird ihr Lieblingslied gespielt. Die Lieder werden lange ausgespielt – und das dauert natürlich ein bisschen bei 11 Jugendlichen. Was schätzen sie an ihren Mitmenschen und was nicht? Unverblümt sprechen sie es aus. Weiter geht es rasant mit Publikumskontakt. Den Text des etwas langatmigen, live vorgetragenen Liedes mit Gitarrenbegleitung versteht der Zuschauer nur schwer. Der letzte Vers ist klar und deutlich zu verstehen: I want to know who I am. Zu diesem Thema hätte ich gerne mehr gehört und gesehen.

 

Anschließend wird es spannend: Die Jugendlichen zählen ihre 4 schönsten Erinnerungen auf, die 4 wichtigsten Menschen in ihrem Leben und das, was ihr momentanes Glück bedeutet – quasi das, was sie am Leben erhält, „wofür es sich zu leben lohnt“. Allerdings sprechen alle 11 Jugendlichen gleichzeitig und nicht sehr deutlich, so dass es zu einem Stimmenwirrwarr kommt, aus dem gelegentlich ein Fetzen hörbar wird. Gut durchdachte Szene mit viel Potential, aber die Darstellung kann besser werden.

Ja, und wenn man nicht bleiben möchte – wie stellt man das dann am besten an mit dem Selbstmord? 10 Dinge, die Sie schon immer über Selbstmord wissen wollten. Die Jugendlichen beschreiben jeder einen Weg wie man Selbstmord begehen könnte. Ob, Strick, Sprung, Kugel, Zug, Feuer, Säure oder ähnliches – jeder Weg wird makaber und teilweise komisch dargestellt. Doch das Lachen will dem Zuschauer nicht so recht über die Lippen – denn: „Das Lachen bleibt im Halse stecken“ beschreibt Projektleiter und Regisseur Manuel Moser das Gefühl treffend.

In der eindrucksvollsten Szene schreit eine Schülerin die Gründe, die zu einer Überbelastung und den daraus resultierenden Selbstmordgedanken führen könnten,  in den Zuschauerraum: Stress, Notendruck, Streit. Eine weitere Schülerin versucht parallel stoisch die aufgebrachte Schülerin zu beschwichtigen: „Du musst das schaffen! Da musst du durch! Das musst du aushalten!“ Doch weitere Konfliktsituationen werden nicht thematisiert. Die Belastungen der heutigen Jugend werden nur gestreift. Was ist der Ausweg aus der Spirale? Das hätte vertieft werden können.

In der Schlussszene bedankt sich jeder Darsteller bei einem Mitmenschen für etwas ganz Konkretes, das ihn ein Stück mehr am Leben erhält. Ein schönes Ende.

 

„Wofür es sich leben lohnt“

Eine grausame groteske vom Comedia Jugendklub

Mit. Damla Kleemeyer, Lasse Claßen, Nils Claßen, Juliane Müzel, Till Kanis, Tim Lechner , Eliška Bertelsmann, Swantje Silber, Jule Valder, Emily Ebel, Milena Mager

Projektleitung und Regie. Manuel Moser, Xenia Bühler
Ausstattung. Maurice Dominik Angrés

 

Weitere Termine: Di. 04., Mi. 26., Do. 27., Fr. 28., Sa. 29.06.13
Jeweils 19:00 Uhr
Ca. 60 Minuten
Empfohlen ab 14 Jahren
Comedia Theater

 

Text: Aslı Güleryüz

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