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Lükes Liebes Leben

Das Leben ist lustig

Montag, 22. Juni 2020 | Text: Reinhard Lüke

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Ich mag diese Sonntagsspaziergänge am frühen Morgen. Die Südstadt ist noch ruhig, hier und da liegen noch die Hinterlassenschaften der letzten Partynacht herum, aber Menschen sind kaum unterwegs. Von ein paar Frühaufstehern mit Brötchentüten abgesehen, begegne ich allenfalls Hundehaltern auf ihren ersten Gassirunden, gähnenden Elternteilen mit putzmunteren Kleinkindern auf dem Weg zum Spielplatz oder Mitarbeiterinnen der ambulanten Pflegedienste. Und dann sind da noch ein paar durstige Männer mit viel Tagesfreizeit, denen über Nacht die Grundnahrungsmittel ausgegangen sind und die im Kiosk ihres Vertrauens nun für Nachschub sorgen. Nun gut, am Sonntag ist Alkohol um diese Uhrzeit anderenorts auch schwer zu bekommen. Was ich allerdings noch nie verstanden habe, ist der Umstand, dass diese Leute sich auch unter der Woche ihren Stoff vorzugsweise in irgendwelchen Büdchen besorgen, obwohl sämtliche Supermärkte in der nahen Umgebung geöffnet haben. Mit der derzeitigen Maskenpflicht beim Einkaufen, die am Kiosk mit Durchreiche womöglich entfällt, hat das Phänomen jedenfalls nix zu tun. Das war auch schon vor Corona so.

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Arme Schlucker im Stress

Wenn ich davon ausgehe, dass es sich bei den meisten dieser Menschen in mehrfacher Hinsicht um arme Schlucker handelt, weiß ich echt nicht, warum sie für den Alk teure Büdchen-Preise zahlen. Gern nehmen sie zum Bier auch noch einen Flachmann Korn oder Wodka dazu. Für das Geld, das sie dafür berappen müssen, gäb´s im Supermarkt ne ausgewachsene Flasche. Den Kioskbetreibern gönne ich das Geschäft von Herzen. Ich verstehe es nur nicht. Wissen die durstigen Kunden da womöglich eine persönliche Ansprache zu schätzen, die ihnen bei Aldi oder REWE fehlt? „Na Jupp, auch mal wieder da? Wie immer?“. Oder so ähnlich. Vielleicht liegt es aber auch am Faktor Zeit. Im Kiosk ist so ein Geschäft ja ohne lange Wartezeiten ruckzuck abgewickelt, während man beim Discounter oft minutenlang in der Schlange steht. Zumindest habe ich mal erlebt, dass ein Mann, der ausnahmsweise doch mal im Supermarkt unterwegs war und eine einzelne Flasche Bier erwerben wollte, lauthals die Öffnung einer weiteren Kasse verlangte, obwohl nur drei Kunden vor ihm waren. Womöglich war er im Stress und hatte einen wichtigen Termin. Glaube ich aber eher nicht.

Tore für die Eiche

Am letzten Montag rückte auf der Eiche mal wieder ein Trupp dieser Männer an, die für die Pflege der städtischen Spielplätze zuständig sind. Aha, würde nun also endlich Ersatz für die im Sommer letzten Jahres abmontierten Gerätschaften wie Rutsche und Schiff geschaffen. Nö. Stattdessen machten sich die Männer in Grün daran, die beiden Fußballtore auf dem Bolzplatz aus der Verankerung zu heben und auf einen Laster zu laden. Waren die irgendwie defekt? Kann mich nicht erinnern, dass es da in der jüngeren Vergangenheit zu irgendwelchen Verletzungen durch Materialermüdung oder sonstwas gekommen wäre. Vielleicht ist aber auch mal ein Kind beim Kampf um den Ball mit dem Kopf vor einen Pfosten geknallt und dessen Eltern haben der Stadt mit Klage gedroht. Kommt heutzutage ja alles vor. Doch siehe da, kaum hatten die Männer die Tore entfernt, wurden auch schon zwei neue angeliefert, die dann zügig eingesetzt wurden. Hat zwei Tage gedauert. Am Morgen danach betrat ein Grüner mit Zollstock das Areal und maß nochmal nach. Was genau, weiß ich nicht. Aber offensichtlich gab es an höherer Stelle irgendwo Zweifel an seiner Messkompetenz. Denn nachmittags erschienen gleich zwei Kollegen mit denselben Arbeitsgeräten, nahmen nochmal Maß und telefonierten zwischendurch eifrig. War dann offenbar doch alles okay. Jedenfalls darf der Platz seit Donnerstag wieder bespielt werden. Mit neuen Toren, die exakt so aussehen wie die alten. Aber irgendeinen Sinn wird die Aktion schon gehabt haben. Die von der Stadt machen sowas ja nicht aus Jux und Dollerei.

Heiterkeitsterror nebenan

Seit ein paar Tagen habe ich eine neue Nachbarin. Wohnt im Nebenhaus und ist lustig. Wobei ich sie jetzt noch nicht getroffen, sondern nur gehört habe. Am Freitag gab es offenbar sowas wie einen Umtrunk mit den Umzugshelfern. Das gehört sich so und ist meiner Erinnerung nach doch nach getaner Arbeit recht nett. Sehen konnte ich die Truppe nicht, da sich zwischen den Grundstücken eine Mauer befindet. Und über Lärmbelästigung will ich nun wirklich nicht klagen. Ist nunmal so, dass es zu solchen Anlässen auch mal etwas lauter werden kann. Gänzlich fremd ist mir allerdings, wie man sich so lange unterhalten kann und dabei alle dreißig Sekunden in kollektives Gewieher ausbricht. War bei diesen jungen Leuten -da öfter von Klausuren die Rede war, nehme ich an, dass es sich um Studierende handelte- aber so. Kaum hatte eine(r) zu einer offenbar lustigen Anekdote aus seinem/ihrem Leben angesetzt, quittierte der Rest das mit der nächsten Lachsalve. Und so ging das in einem fort. Drei Stunden lang! Dabei wurde weder gegrillt, noch, so weit ich das beurteilen kann, übermäßig dem Alkohol zugesprochen. Und Musik gab´s auch nicht.

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Als 1994 in einem kleinen Lädchen auf der Teutoburger Straße „Stadtrad“ eröffnete, ahnte niemand, welch rasante Entwicklung dieses Geschäft…

Nun muss man fraglos bei solchen Gelegenheiten nicht fortgesetzt Trübsal blasen und sämtliche Miseren der Welt erörtern, aber soviel geballte Witzigkeit auf einen Schlag finde ich echt anstrengend. Das Heiterkeits-Virus ist aber offenbar nicht nur unter Jüngeren verbreitet. Auf der Dachterrasse eines Hauses gegenüber findet sich so alle zwei Wochen ein Treffen von Frauen jenseits der 30 statt, bei dem es ganz ähnlich zugeht. Kurz Ruhe, weil eine redet, bevor die Truppe wieder in kollektives Gewieher ausbricht. Mag sein, dass ich nur neidisch bin. Aber wenn die Ladys bei ihrer Hühner-Party dann noch zu vorgerückter Stunde Qualitäts-Schlager von Max Giesinger oder den Toten Hosen in den CD-Player schieben und die Refrains mitgrölen, wird es Zeit, mich trotz besten Wetters ins Haus zu verkriechen.

Text: Reinhard Lüke

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