„Das Ohr“ – Ein Experiment in der Süstadt
Freitag, 30. November 2018 | Text: Susanne Wächter | Bild: Susanne Wächter
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Zuhören, diskutieren, mitmachen, Musikmachen – das Ohr ist vieles. Auf jeden Fall ist es ein Raum für Begegnungen. Mitten im Vringsveedel, genauer gesagt im Ferkulum Nummer 8. Dort ist ab sofort alles möglich. Ein Besuch an diesem Wochenende lohnt besonders. Samstag und Sonntag beginnen jeweils mit einem Frühstück. Es gibt Konzerte, Diskussionen, eine Vernissage und viel Platz für Spontanes.
Irgendwie ist es für Außenstehende schwer fassbar, was der Raum, der eigentlich immer ein Frisörsalon war, genau ist. Zuviele Aktivitäten werden ab sofort dort stattfinden. Eine konkrete Erklärung dafür zu finden ist schwer.
Auch deshalb sind die aktiven Mitglieder von „Köln spricht“, einer Initiative, die mit politischen und kulturellen Veranstaltungen vor allem junge Menschen angesprochen haben, mit einem Infostand vor dem früheren Ladenlokal an exponierter Stelle präsent. Auf der Facebookseite der Initiative „Köln spricht“, die einer der Akteure des Ohres ist, steht es etwas konkreter: „Das Ohr ist ein großangelegtes Experiment, das sich irgendwo zwischen Musikschule, Coworking-Space, Lese-Café und Kultur-Spielstätte verortet. Und ganz nebenbei bringen wir Kölner und Kölnerinnen miteinander ins Gespräch.“
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Angefangen hat alles als Musiker Kilian Müller einen Raum für seine Musikschule suchte. Bei ebay-Kleinanzeigen stieß er auf ein Angebot. Für symbolische 1 Euro suchte der Eigentümer des Ladenlokals einen neuen Mieter. Und offenbar sind sich der Musiker und der Eigentümer einig geworden. Vielleicht spielte Sympathie für Müller eine Rolle, vielleicht aber auch das Konzept, den Raum für möglichst viele Gruppen und vor allem das Veedel zu öffnen. „Kilian hat den Raum für weit unter dem normalen Mietspiegel erhalten“, erzählt Fabio Gazzo. Das Modell sei paritätisch angelegt.
„Das Ohr“ ist durchaus sprichwörtlich zu nehmen. Es nimmt auf, was vor sich geht. Politisch, gesellschaftlich und eben auch künstlerisch und musikalisch. Es müssen nicht nur Kölner Themen sein, die dort einen Raum finden. Wichtig ist den Machern, dass wieder miteinander gesprochen wird. Über Dinge, die bewegen, die beschäftigen, welcher Art auch immer. „Wir hatten auch Diskussionen zum Hambacher Forst oder warum die Grünen gerade auf Bundesebene erstarken, die SPD nachlässt in der Wählergunst. Es kann aber auch um lokale Themen gehen“, erklärt Gazzo das offene Konzept.
Cross Art spielt auch mit
Einige Projekte wie Cross Art, das Künstlerprojekt von Peter Mück, vielen bekannt von seinen Malaktionen auf dem Eierplätzchen, wird ebenso mitspielen. Künstler können „das Ohr“ zum Beispiel als Ausstellungsraum nutzen, Nachbarn oder andere Gruppierungen aus dem Umfeld als Versammlungsraum. Themen kann es viele geben. „Es findet hier sehr viel statt“, kündigt Fabio Gazzo an. Auch ein Co-Working-Space ist „das Ohr“ von montags bis freitags von 8 bis 15 Uhr, danach Musikschule, am Abend Diskussions-, Ausstellungs- oder Konzertraum. Es kann über alles geredet werden, was die Menschen beschäftigt, so Gazzo. Wer das Ladenlokal nutzt, gibt eine Spende. Feste Preise sind nicht vorgesehen. Lediglich die Musikschule verlangt Stundensätze für den Unterricht. Aber die sollen sozial angelegt sein, damit sich jeder den Unterricht leisten kann, erklärt David Blum einer von insgesamt sechs Musiklehrern um Kilian Müller.
Drei Monate haben sie geschuftet und in Eigenregie das Ladenlokal hergerichtet. „Das war alles eigene Manpower“, sagt Sergej Usov. Herausgekommen ist eine Einrichtung zwischen Gemütlichkeit wie in Omas Wohnzimmer und puristischer Zweckmäßigkeit. Im Grunde kann man nur empfehlen: Einfach mal vorbeischauen!
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