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Gesellschaft

Das „Rollkofferhaus“ Im Ferkulum

Dienstag, 4. September 2018 | Text: Susanne Wächter | Bild: Susanne Wächter

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Entmietet, saniert und an Touristen vermietet. Im Ferkulum Nummer 16 sammeln sich etwa 40 Südstädter und Neugierige, die dem Aufruf des spontanten Bündnisses von Nachbarn gefolgt sind, gegen die Umwandlung von Wohnraum in Ferienwohnungen zu demonstrieren.

Es ist das dritte Haus in der kleinen Straße, wie Anwohner Lars Wentzke erzählt. Zwar sei in den anderen Häusern nur je eine Wohnung umgenutzt, aber so fange es an, dringend benötigten Wohnraum zu entfremden. Und es ist nicht die einzige Straße in der Südstadt, in der diese Entwicklung voranschreitet. Das Geschäft mit Ferienwohnungen ist lukrativ, sehr lukrativ. 400 Euro zahlte eine Gruppe aus Belgien, die sich im Ferkulum eingemietet hat, wie ihre Mitglieder selbst angaben. Für die Demonstranten zeigen sie Verständnis. Ein Wochenende für 400 Euro, da kommt am Ende des Monats eine stattliche Summe heraus. Mehr als ein Eigentümer bei normaler Vermietung erzielen kann.

Plakate gegen Wohnungsumnutzung


Zwei Frauen, die lieber anonym bleiben möchten, kleben Plakate in der Nachbarschaft an die Wände. „Nachbarn gesucht“, steht darauf. Drei schwarze Shillouetten sind zu sehen. Darunter die Namen der drei Männer, denen das rote Haus im Ferkulum gehört. Passanten schauen sich das neugierig an. Ein älterer Herr klopft den beiden anerkennend auf die Schulter. „Das ist klasse, das ihr das macht“, sagt er und geht weiter.

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Nachbarschaft hält zusammen

Die Nachbarn hier halten zusammen. Haben versucht, mit den Eigentümern Kontakt aufzunehmen. Doch die melden sich nicht. Eine Probebuchung brachte ein wenig Licht ins Dunkle. Wie Wentzke erzählt, werden die Appartements nicht mit der Adresse „Im Ferkulum“ vermietet, sondern über die dahinter verlaufende Straße Severinswall 6. Gäste nutzen den Hintereingang. Vorne soll alles normal aussehen. Das Firmenschild „Smartflats24“ ist entfernt worden. Auf den Klingelschildern stehen Namen statt Nummern. Doch normal ist das alles nicht, finden die Nachbarn. Bezahlt wird ausschließlich in bar. „Das geht auch noch an der Steuer vorbei“, mutmaßt Bezirksbürgermeister Andreas Hupke. Das Haus ist mittlerweile als „das Rollkofferhaus“ bekannt.

Ende des Jahres soll das Haus geschlossen sein

Bis zum Ende des Jahres soll das Haus geschlossen sein. „Sonst machen wir das“, kündigt Wentzke an. Zur Not werde es besetzt. An die Verwaltung wollten sie nicht wenden. Dort seien nur zwei Mitarbeiter damit beschäftigt, derartige Wohnungen ausfindig zu machen. Eigentlich dürfte es solche Appartementhäuser in der Stadt seit 2014 nicht mehr geben. Eine entsprechende Satzung verbietet es, Wohnhäuser ausschließlich als Ferienappartements umzunutzen. Wentzke ruft die Nachbarschaft auf, wachsamer zu sein. Verstöße direkt zu melden. Die Nachbarschaft müsse zusammenhalten.

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Fortan soll es regelmäßige Treffen geben. Das nächste findet am 5. September, um 17 Uhr, in der Alten Feuerwache statt. Thema des Abends „Das ist unser Haus“. Ein weiteres Treffen der Südstadt-Nachbarn ist für den 2. Oktober geplant. Der Ort wird noch bekannt gegeben. Interessenten können sich auf der Webseite www.whistle.blackblog.org in ein Formular eintragen oder eine E-Mail an whistle@zeromail.org schreiben.

Text: Susanne Wächter

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