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Kultur Sport

Dem perfekten Wurf…

Montag, 15. September 2014 | Text: Judith Levold | Bild: NFP*

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

…auf der Spur sind Basketball-Star Dirk Nowitzki und sein Trainer und Gefährte Holger Geschwindner seit gut zwanzig Jahren. Damals entdeckte der frühere Nationalspieler Geschwindner den schlaksigen großen Jugendlichen bei einem Spiel und fand heraus, dass der gar nicht systematisch trainierte.

 

Das konnten die beiden ändern – der Beginn einer bis heute andauernden, ungewöhnlichen Männerfreundschaft. Davon und vom Aufstieg eines fränkischen, nach Aussage seines ehemaligen Lehrers „absolut bewegungsbegabten“ Jungen zum Superstar im US Profibasketball-Geschäft handelt der Film „Der perfekte Wurf“.

 

Regie und Produktion gehen auf das Konto der am Ubierring beheimateten Firma Broadview-TV. Wer 2011 schon deren Kino-Hit „Klitschko“ über die gleichnamigen Boxbrüder gesehen hat, ahnt, dass Regisseur Sebastian Dehnhardt auch in diesem neuen Bio-Pic weniger den Profisport selbst als vielmehr die Persönlichkeit des Sportlers im Fokus hat. Vor allem aber die Frage, wie sich ein inzwischen millionenschwerer Sportler im Profi-Zirkus, gerade in den USA extrem show-betont, entwickeln konnte.

Man sieht einen meist jungenhaft lachenden Dirk Nowitzki und dessen zugleich extrem harte Arbeit an sich selbst. Zum Beispiel im Spezialtraining mit Coach Holger Geschwindner, der als studierter Physiker auch wissenschaftlich den perfekten Wurf zu erreichen versucht und an winzigen Bewegungsdetails arbeitet. Oder während der frenetisch gefeierten Spiele mit seinen Dallas Mavericks.

 

Siege und Niederlagen, Druck und Hoffnung, Jubel und absolute Niedergeschlagenheit – das alles kommt einem mit der Geschichte von Nowitzkis Sportlerkarriere sehr nahe. Man lernt einen Mann kennen, der von Kind an sportbegeistert und ehrgeizig ist und dessen Eltern, Schwester, Jugendfreunde, Mannschaftskollegen und Ehefrau in Interviews seinen Humor, seine Bodenständigkeit und seine Bescheidenheit loben.

 

Dirk Nowitzki / Foto Copyright: NFP* / Anne Wilk

 

Man bekommt das Gefühl, dass sich Dirk Nowitzki seinen Erfolg mit harter Arbeit und viel Verzicht verdient hat, dass er sein Privatleben tatsächlich privat hält und dass er mit großer Treue den Kern seiner ganz persönlichen Mannschaft -Familie, Trainer, Freunde- nie verlassen hat. Auch wenn es ihn nach Amerika, tausende Kilometer weg von seiner Heimat, verschlug.

 

„Talent und ein bisschen Glück machen nur etwa 20% des Erfolges aus, 80% kommen von harter Arbeit und Disziplin“ sagt er, während er nach einem für ihn ausschweifenden Abend samt Bowling und Rotwein, selbstverständlich erst nach Ablauf der Spielsaison, mit dem Auto unterwegs auf US-Highways ist.

 

„Wahnsinn, ich kann relativ gut ’nen Ball in ein Körbchen schmeißen, aber es gibt garantiert Tausende andere, die auf ihrem Sektor mindestens genau so gut sind, und die kennt keine Sau. Das ist schon surreal.“ Solch eine Selbsteinschätzung macht deutlich, wes Geistes Kind er ist.

 

Und hört man seinen Vater angesichts der heiß ersehnten und endlich erreichten Meisterschaft mit den Dallas Mavericks 2011, dann weiß man, dass Dirk Nowitzki starke Wurzeln hat: „Ich bin nicht so stolz auf ihn als Basketballer, sondern auf das, was er als Sohn ist, als Mensch. Das Soziale an ihm“, sagt Nowitzki Senior.

Man lernt in „Der perfekte Wurf“, wie Basketball nach Europa kam und olympische Disziplin wurde, dass Basketball wie „Jazz“ sei und dass, wie NBA-Star Kobe Bryant sagt, Nowitzki die richtige Einstellung habe.

Der Film ist perfekt komponiert: startend wie ein Roadmovie mit immer wiederkehrenden Szenen vom nachdenklichen Nowitzki beim Autofahren, mit starken Bildern aus der US-Basketball-Show mit Cheerleadern und kochenden Stadien, von spektakulären Spielszenen und Körben Nowitzkis sowie ruhigen, eher einsamen Trainingseinheiten.

 

„Ich mache jeden Tag zwei Yoga-Übungen. Das dehnt dann übel in die Leiste. Wer mich spielen sieht, sagt, ich sei hüftsteif. Aber es ist schon besser geworden!“ Familienfotos, Aufnahmen von Spielen aus der Jugendmannschaft und schön inszenierte und montierte Interviews sowie die großartige Tonmischung und Musik machen das Ganze rund und sehenswert.

 

Allein die grafischen Spielereien zur Illustration mancher Episoden, etwa wenn Nowitzki für den des Steuerbetrugs verdächtigten Geschwindner eine Kaution stellt, erschließen sich nicht wirklich und wirken schlicht überflüssig. Insgesamt jedoch auch für absolut Basketball-Ahnungslose ein spannender Film, für Sportfans ohnehin ein Muss.

 

„Der perfekte Wurf“, Premiere Dienstag, 16.09.14, 20h im Cinedom, ab Donnerstag, 18.09.14 im Kino.
 

Text: Judith Levold

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