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Gesellschaft

Dem Sterben den Schrecken nehmen

Sonntag, 6. November 2011 | Text: Sonja Alexa Schmitz | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

In der letzten Zeit mache ich mir Gedanken über das Wesentliche. Vielleicht liegt’s am Alter. Vielleicht daran, dass zwei Freundinnen schwanger sind. Vielleicht dass gerade der Sommer stirbt.

 

Was wird sein, wenn ich mal alt bin? Wir hoffen darauf, dass wir finanziell durch die Rente und sozial durch die Familie ummantelt werden. Gibt es aber für mich später mal Rente? Gibt es für mich später mal Familie? In meinem Bauch wird es kalt, im Herz erst recht – was, wenn ich weder Geld noch Menschen habe, die sich um mich kümmern?

 

Ein Interviewtermin beim Hospizdienst in der Lutherkirche trifft sich mit meinen Gedanken. Beate Meurer, Koordinatorin des ambulanten Hospizdienstes, klärt mich über ihre Tätigkeit auf. Die meisten Menschen möchten zuhause sterben. Das ist natürlich nicht immer so einfach zu bewerkstelligen. Wieder die Frage nach der Familie und irgendwie auch nach dem Geld. Und Fragen, die man als Unerfahrener in Sachen Sterben nicht beantworten kann: Was braucht der Sterbende? Wie gehe ich mit ihm um? Wie oft muss ein Arzt her? Wie nah ist der Sterbende dem Tod, und wann sollte ich lieber neben dem Bett sitzen bleiben und die Enkel her rufen?

 

Wenn eine Rückkehr in die eigenen vier Wände zum Sterben nicht möglich ist, dann besteht die Möglichkeit, in einem Hospiz oder einer Palliativklinik zur Ruhe zu kommen. Vier stationäre Hospize gibt es in Köln, und auch hier hin sowie in Altersheime fahren die Haupt- und Ehrenamtlichen des Kölner Hospizdienstes. Sie sitzen am Bett, sind einfach da, wo Menschen Menschen brauchen, Sterbende einen Begleiter, Angehörige einen Ratgeber und Tröster.

 

Dort sein, zuhören, Mut machen sind die Aufgaben von Beate Meurer.

 

Dem Sterben Leben geben: „Wir schauen auch, ob wir dem Sterbenden noch was Gutes tun können. Eine Frau wünschte sich ein Zitroneneis von der italienischen Eisdiele. Ein anderer wollte noch einmal in den Volksgarten, und einer echten Kölschen wurde es ermöglicht, am 11.11. mit einem Karnevalsshirt und Sauerstoffflasche auf dem Altermarkt zu feiern. Sie wurde mit diesem Karnevalsshirt beerdigt.“

 

„Welche Antworten haben Sie auf Fragen, die die Sterbenden stellen? Was sagen Sie ihnen, wenn sie wissen wollen, ob sie nun bald gehen müssen? Wie der Himmel aussieht? Ob Gott ihnen verzeihen wird?“ „Ich kenne die Antworten natürlich auch nicht, und es geht auch gar nicht darum sie zu haben. Es geht darum, dass die Fragen gestellt werden können. Dass da ein Mensch ist, der zuhört, einen tröstet oder Mut macht. Eine Angehörige fragte mich: Werde ich meinen Mann im Himmel wieder treffen? Sie glaubte und hoffte es so fest. Das glaube ich ganz bestimmt, habe ich ihr geantwortet.“

 

„Macht Ihnen bei Ihrer Arbeit noch etwas Angst?“ muss ich plötzlich fragen. Beate Meurer schaut mich kurz überrascht an. „Angst? Hm, manchmal kann es schwierig sein, wenn die Angehörigen uns gebeten haben, zu kommen, der Sterbende selber skeptisch ist. Da sind Fragen wie: Wer kommt denn da? Wie tickt die? Will die mir jetzt erzählen, wie Sterben funktioniert? Manche denken wohl, wenn wir kommen, klopft Gevatter Tod an die Tür. Der Erstkontakt kann dann manchmal schwer fallen. Aber Angst gibt es eigentlich nicht.“

 

„Begegnung und Offenheit würden mir gefallen“, sagt Frau Meurer.

 

Auch die ca. 30 Ehrenamtlichen berichten immer wieder, dass ihnen diese Tätigkeit ganz viel gibt. Sie leben intensiver, sind näher am Wesentlichen. Am Bett des Sterbenden finden sie Frieden und Liebe. Wer ehrenamtlich im Hospizdienst tätig werden möchte, ist herzlich willkommen. Die Ehrenamtler bekommen eine Schulung über 80 Unterrichtsstunden, fortlaufende Weiterbildungen, Begleitung während des Einsatzes, und vor allem, und das merke ich schon, nachdem ich eine halbe Stunde mit Frau Meurer über das Thema gesprochen habe, eine natürlichere, liebevollere, mutmachende Einstellung zum Sterben. Das liegt wohl auch daran, dass Frau Meurer selbst so erfrischend und munter ist.

 

Muss der Tod immer so verschwiegen und düster behandelt werden? Immer hinter verschlossenen Türen, am besten im anonymen Raum?, frage ich mich. „Herzliches Beileid“ und „Leichenschmaus“ gefallen mir nicht. Begegnung und Offenheit würden mir gefallen. „Müsste man nicht viel mehr über den Tod reden? Hospize nicht wie furchterregende Siechhäuser aus den Köpfen verbannen, sondern aufklären über den Frieden und die Liebe, das Wesentliche, was dort geschieht?“ will ich wissen. „Auf jeden Fall,“ bestätigt die Sozialpädagogin, „darum gibt es auch das Projekt „Hospiz macht Schule“. Wir gehen in Schulen und erzählen von unserer Arbeit. Es ist schön zu sehen, wie die Kinder mucksmäuschenstill werden und gespannt zuhören.“

 

Wer einen Menschen verloren hat, und mit seiner Trauer nicht alleine sein möchte, der kann im Trauer-Café andere Trauernde treffen und Trauerbegleiter finden, die ihm als Ansprechpartner Trost und Hilfe geben. Das Trauer-Café findet an jedem 3. Samstag im Monat statt, von 15.00 -17.00 Uhr, an der Thomaskirche/Neusser Wall. Kontakt: Hospizdienst der Evangelischen Gemeinde Köln Martin-Luther-Platz 2 50677 Köln Telefon: 0221- 271 73 82 kontakt@hospiz-koeln.de

Text: Sonja Alexa Schmitz

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