Der Mann der Wahl
Freitag, 7. Mai 2010 | Text: Doro Hohengarten | Bild: Alexandra Keller
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Das Wahllokal Zugweg ist sein zweites Zuhause: Walter Vossen, Jahrgang 1945, ist seit 25 Jahren Wahlhelfer in der Südstadt. MEINE SÜDSTADT-Redakteurin Dorothea Hohengarten traf ihn zum Interview in der Bar Tiberius am Ohmplatz.
MEINE SÜDSTADT: Bist du ein politischer Mensch?
Ein bisschen ja. Ich sag immer: Leute, wenn ihr nicht wählt könnt ihr nicht meckern, wenn es nicht so läuft wie ihr es wollt. Wählen ist eine echte Möglichkeit, auf Parteien Einfluss zu nehmen.
MEINE SÜDSTADT: Warum sollte man an diesem Sonntag wählen gehen?
Es geht auch darum, wie gut unsere Region, unser Wahlkreis im Land eingebettet ist – und deshalb ist es wichtig dass uns eine starke Persönlichkeit im Landtag vertritt.
MEINE SÜDSTADT: Wie bist du Wahlhelfer geworden?
Ich war Dozent an der Rheinischen Fachhochschule für Konstruktionslehre und technische Mechanik. Irgendjemand von meinen Kollegen oder Studenten dachte wohl, ich hab nicht genug zu tun und hat mich einfach vorgeschlagen. Ich wurde eingeladen, bin hingegangen und bis heute hängengeblieben wegen der Leute, die ich da so traf. Man trifft da ja das ganze Veedel! Kommt mit Leuten ins Gespräch die man vorher noch nie gesehen hat. Und gerade als Single fand ich das wirklich nett und spannend – bis heute.
MEINE SÜDSTADT: Verrätst du uns, wer in deinem Wahlbezirk zu den bekannteren Wählern gehört?
Nein, das darf ich nicht, denn Wahlhelfer sind zur Verschwiegenheit verpflichtet. Aber es gibt mindestens einen bekannten Fernsehmoderator und -journalisten, und mehrere nicht ganz so bekannte Schauspieler. Auch die Politiker aus der Stadt kommen mal rein und schauen was läuft.
MEINE SÜDSTADT: Wie sind sie denn, die Wähler in deinem Wahlbezirk?
Die wählen hauptsächlich grün. Die zweitstärkste Partei ist meist die SPD, die dritte die CDU. Das war mehr oder weniger immer schon so, aber die Grünen wurden immer stärker. Es gibt einige Spätaufsteher unter den Wahlberechtigten hier. Manchmal kommen eine Viertelstunde vor Wahlende noch 20 Leute. Für die, die zuletzt kommen wird es dann manchmal knapp – wählen können die oft nicht mehr.
MEINE SÜDSTADT: Wie ist die Wahlbeteiligung?
Sie liegt im Durchschnitt. Wenn das Wetter so wird wie in den letzten Tagen, dann haben wir Glück wenn von den 500 bis 600 Wahlberechtigten in unserem Bezirk gerade mal die Hälfte kommt. Aber wenn das Wetter besser ist, ist die Wahlbeteiligung auch höher. Bei Landtags- oder Europawahlen ist die Wahlbeteiligung leider immer recht schwach. Dabei liegen Brüssel und Düsseldorf geographisch doch garnicht so weit weg!
MEINE SÜDSTADT: Wie verhalten sich die Leute beim Wählen?
Es gibt immer wieder Menschen, die scherzen nach dem Motto: „Du wählst ja nicht die, die ich wähle – können wir uns da nicht irgendwie einigen?“. Und dann gibt es, ich sag mal „einfache“ Leute, die richtig sauer werde. Bei der letzten Bundestagswahl, da regte sich einer dermaßen über die anstehende große Koalition auf, dass er sagte: „So, das war’s, ab jetzt geh ich nicht mehr wählen“. Aber im großen und ganzen läuft alles ganz gesittet ab.
MEINE SÜDSTADT: Was waren die spannendsten Wahlen deiner Laufbahn?
Das sind natürlich die Bundestagswahlen. Da geht es um größere Sachen, die uns alle betreffen. Als Schröder gegen Kohl antrat, 1998 zum Beispiel. Da war in der Südstadt eine richtige Aufbruchstummung zu spüren. Oder Merkel gegen Schröder – ein spannendes Kopf-an-Kopf-Rennen. Das hat die Leute polarisiert.
MEINE SÜDSTADT: Wie wird die Stimmung bei der Wahl an diesem Sonntag sein?
Ich glaube die Stimmung ist im Umbruch. Vieles ist schlecht gelaufen. Zum Beispiel die Sache mit dem U-Bahn-Bau. Rüttgers angeknackste Glaubwürdigkeit. Das wird man auch bei dieser Landtagswahl spüren.
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