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Neuigkeiten

Der Rheinauhafen zu Köln – sauber und sicher

Freitag, 12. Juli 2013 | Text: Stephan Martin Meyer | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Unter dem Titel „Kultur, Sport, Erlebnis und Genuss: Welche Mischung braucht der Rheinauhafen?“ lud die Rheinauhafen Verwaltungsgesellschaft (RVG) am 11.07.2013 zum zweiten Mal gewerbliche Anlieger zum Hafengespräch ins Schokoladenmuseum. In illustrer Runde, zu der private Anlieger nicht geladen waren, werden gekühlte Getränke und Schokoladentäfelchen gereicht. Ich plaudere mit dem Veranstalter, will genauer nachfragen, was der Abend bringen soll. Doch das Gespräch wird von einem anderen Organisator jäh unterbrochen. Kein Blick in meine Richtung. Kein Wort der Erklärung. Das Gespräch ist beendet. Nun gut, ich bin ja auch nur der Reporter des regionalen Onlinemagazins.

Maria Mrachacz, die Direktorin des Schokoladenmuseums, führt in die Veranstaltung ein, listet Zahlen über Besucher und Größe ihres Museums auf. Sie hätte sicherlich einige spannende Aspekte aus ihrer Erfahrung als Direktorin eines der bestbesuchten Museen in Europa beitragen können, das auch mit diversen Veranstaltungen aufwartet. Aber sie bleibt weitgehend bei Zahlen und Fakten. Danach übernimmt Constantin Graf von Hoensbroech, der Sprecher von Shell, die Moderation und betont gleich zu Beginn, was für ihn das Besondere des Rheinauhafens ist: Die Tiefgarage sei ein Riesenerlebnis. Es mache Spaß, hindurch zu fahren. Gut zu wissen, dass wir den herausragenden Ort des Hafens unterirdisch finden.

Franz-Xaver Corneth, einer der Geschäftsführer der RVG, kommt zu Wort und gibt unumwunden zu, dass bei der Planung des Rheinauhafens seinerzeit die Bespielung der Außenflächen schlicht vergessen wurde. Das müsse nachgeholt werden. Maßgabe seien dabei hoher kultureller Anspruch und Innovation. So sei beispielsweise zu Weihnachten eine Parade mit LED-beleuchteten Figuren geplant. So sieht kultureller Anspruch aus. Nicht zum letzten Mal fallen die Worte, die offenbar von besonderer Bedeutung für viele der Beteiligten sind: Es geht um Sicherheit und Sauberkeit. Corneth rühmt sich damit, dass bis heute keine Graffiti im Rheinauhafen zu finden seien. Sauber.

Eine der Fragestellungen des Abends ist: Beharken sich Anwohner und Gewerbetreibende? Kommen sich die unterschiedlichen Ansprüche in die Quere? Großveranstaltungen versus Ruhe. Eine durchaus reizvolle Frage angesichts der Abwesenheit von Bewohnern. Einzig der Geschäftsführer des Restaurants Joseph´s, Jürgen Hörmann, ist zugleich Anwohner. Gemeinsam mit Klaus H. Schopen, dem Marketingleiter des Schokoladenmuseums, Jörg Krauthäuser von facts and fiction und Hans Rütten als Vertreter der Kölner Sportstätten sitzt er als Gesprächsteilnehmer auf der Couch und geht den drängenden Fragen des Hafens nach.

Hörmann ist davon überzeugt, dass die Großveranstaltungen gut für den Hafen sind. Jeder Bewohner könne sich selbst entscheiden, ob er an den Events teilnehme. Wie gut, dass keine anderen Anwohner dabei sind, die sich dazu äußern können, ob sie die regelmäßigen Veranstaltungen mögen. Auch Schopen ist aus der Sicht des Schokoladenmuseums mit den Entwicklungen im Hafen zufrieden. Der Durchgang der Promenade sei wieder offen und die Skater kämen sogar aus der Südstadt auf das Areal am Kap. Eine schöne Abgrenzung von Südstadt und Rheinauhafen.
Hans Rütten von der Kölner Sportstätten GmbH betont angesichts der Frage, ob die Events stören, dass man es nur dann allen recht machen könne, wenn man gar keine Veranstaltungen anbiete. Dann störten sie auch niemanden. Wenn man jedoch wie im Rheinauhafen attraktive Angebote für die Kölner schaffen wolle, dann müsse man sich bemühen, möglichst wenig Anwohner zu behindern. Klingt nachvollziehbar. Und was ist mit dem täglichen Leben im Rheinauhafen?

 

 

Kritische Nachfragen von mir hören die Veranstalter nicht besonders gerne. Welche Konzepte gibt es für die alltägliche Belebung des Areals fern der Großveranstaltungen? Meine Formulierung, unter der Woche sei es im Rheinauhafen weitgehend tot, wird von der Mehrheit der Beteiligten als Provokation aufgefasst. Demonstratives Lachen im Publikum, verbale Spitzen gegen den Fragesteller, die Betonung, es sei doch belebt und die Befürchtung, eine Situation wie am Brüsseler Platz hervorzurufen, mischen sich mit der sachlichen Antwort von Jörg Krauthäuser, der für das Gesamtkonzept der Bespielung verantwortlich ist. Er plädiert durchaus für mehr Leben im Alltag des Hafens und bringt unter anderem die Idee eines Kulturschiffes ins Spiel. Die ist jedoch nicht neu, und konkrete Entwicklungen dazu legt er leider nicht vor. Aber er beruhigt: Das Gespenst des Brüsseler Platzes werde sich hier nicht niederlassen, denn dazu biete sich der Ort nicht an. Das wisse er aus eigener Erfahrung, da er sich selbst gerne am Brüsseler Platz aufhalte.

Die geladenen Gäste sitzen zusammen, tauschen sich aus. Beschlossen wird nichts, aber das ist ja auch nicht Sinn des Abends. Wirklich neue Ideen werden ebenfalls nicht zusammengetragen.

Ein Abend des gegenseitigen Schulterklopfens und Lobens. Man trifft sich, trinkt ein gutes Glas Wein miteinander, lauscht dem perfekt organisierten Gespräch mit genau ausgesuchten Teilnehmern. Eine Diskussion kommt nicht zustande. Es ist eine Veranstaltung, die dem Charakter des Rheinauhafens durch und durch entspricht: Alles ist gut, alles ist sicher, alles ist sauber. So ist es, und so soll es bleiben. Hinterher tauscht man sich dann noch bei einem Glas Kölsch aus und geht seiner Wege.

Doch es bleiben Fragen offen. Warum sind keine Anwohner zu dem Gespräch geladen gewesen? Wollte man unter sich bleiben und einfach nur ein wenig klüngeln? Wird der Rheinauhafen zu einem Ort der Großveranstaltungen an den Wochenenden, während er an den anderen Tagen in erster Linie sauber und sicher ist? Das Areal wirkt weitgehend steril. Bäume sucht man vergeblich. Zwischen Bürogebäuden liegen einige wenige Lokale und Geschäfte. Ansonsten: Leere. Dabei ist hier so viel vorstellbar. Aber offenbar nicht gewünscht. Schade.

 

Text: Stephan Martin Meyer

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