Der Spiegel der Seele – BücherwurmBestes #8
Donnerstag, 28. April 2016 | Text: Gastbeitrag | Bild: Meinesuedstadt
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Die Haut ist der Spiegel der Seele – gilt das auch für Tattoos? Im Anderen Buchladen könnt ihr das bald herausfinden. Und mit unseren neuen Buchtipps das frostige Wetter vergessen und euch in den Mai hineinlesen. Heute kommen die Tipps wieder vom Comic-Fachfrau Rumo (Fantastic Store) und von Friederike Dobisch (Der Andere Buchladen).
An einem Wintertag – und das Ende April – treffe ich Friederike für neue Lesetipps. Sie zitiert: „Wenn es regnet, lächle ich, denn wenn ich nicht lächle, regnet es auch.“ Wahrscheinlich Karl Valentin. Wir sitzen hinten im Büro, und Friederike holt das Buch „Unorthodox“ von Deborah Feldman. „Mich beschäftigt beim Lesen vor allem, wie sehr eine Religion in deinen Alltag eingreifen kann.“ Es geht um eine ultraorthodoxe jüdische Community in Williamsburg/New York, die chassidische Satmar-Gemeinde, die im Holocaust eine Strafe Gottes sieht. Und es geht um eine Frau, die von ihrem inneren Erwachen erzählt, von ihrer Befreiung aus den Fesseln dieser sektenartigen Religion. „Sie beschreibt das sehr gut, man kann es förmlich riechen, wenn die Großmutter kocht“, sagt Friederike, die aber auch einräumt: „Es ist schon manchmal beklemmend, darum lese ich das in Etappen“. Ganz klar: must read.
Deborah Feldman: „Unorthodox“. Secession Verlag. 319 Seiten, 22 Euro.
Danach reden wir über Tattoos, denn Friederike macht am 2. Juni eine Lesung in der Buchhandlung: „Wenn die Haut spricht“. Es geht um literarische Geschichten über das Tattoo, und vorlesen werden die Schauspieler Jean-Paul und Jonas Baeck von der Kölner Truppe „Acting Accomplices“,also ganz und gar keine Unbekannten. Toll! Und die Musik macht Anna-Lea Weiand. Und ein Buch dazu hat Friederike natürlich auch: „Das Herz auf der Haut“ heißt es, und drin stehen Geschichten, Auszüge, Passagen über Tattoos – angefangen bei Melville über Nicolai Lilin, Egon Erwin Kisch bis zu Silvia Plath. Karten für die Lesung bekommt ihr im Anderen Buchladen: Vorverkauf 8 Euro, Abendkasse dann 10 Euro.
„Das Herz auf der Haut“. Literarische Geschichten über das Tattoo von Herman Melville bis Franziska Gerstenberg. Herausgegeben von Benedikt Geulen, Peter Graf und Marcus Seibert. Mit einem Vorwort von Clemens Meyer. 368 Seiten. 24,90 Euro.
Und zum Schluss gibt es noch eine DVD. „Den musst Du unbedingt sehen“, sagt Friederike – denn ich kenne „Alles steht Kopf“ vom Pixar-Team noch nicht. Im Inneren des Mädchens Riley leben die fünf Emotionen Freude, Kummer, Angst, Wut und Ekel, die ihr helfen, ihr Leben und vor allem eine große Herausforderung zu meistern: den Umzug aufs Land. Trailer
„Alles steht Kopf“. 91 Minuten. 15,99 Euro.
Autor: Jörg-Christian Schillmöller
Rumo fing bereits in der 6. Klasse an, sich für Comics zu interessieren. Von der Stammkundin im Comic-Laden wurde sie vor anderthalb Jahren zur festen Mitarbeiterin. Die Frechenerin interessiert sich für Mangas und Marvel Comics. Für unsere Leser hat sie sich folgende Titel herausgesucht, die sie natürlich alle selbst gelesen hat.
Manifest Destiny ist die Geschichte von Lewis und Clark. Sie reisen von der östlichen zur westlichen Küste Amerikas, um das Land zu erkunden und einen schiffbaren Wasserweg zum Pazifik zu finden. Historie meets Fantasy mit dem richtigen Schuss Horror. Story ist schön, das Buch ist gut gezeichnet, leicht zu lesen und sehr fesselnd.
Für alle, die Fantasy, Horror und Zombies mögen. Vielleicht sollte man nicht ganz so jung sein, es ist schon eher was für Erwachsene.
„Manifest Destiny 1: Flora und Fauna“ von Chris Dinges. Cross Cult, 20 Euro
Jeder, der schon mal einen Superheldenfilm gesehen hat, weiß: Kein Sieg, ohne dabei die halbe Stadt zerstört wird.
Deshalb beschließt die Regierung: Keine Maskierungen mehr, Ihr müsst Euch alle registrieren lassen. Aber nicht alle sind damit einverstanden, denn viele Helden tragen ja nicht ohne Grund eine Maske. Das Gesetz spaltet die Gesellschaft in zwei Teile. Es kommt zu Konflikten
Dieser Comic bildet die Grundlage für den neuen Captain America Film. Es taucht fast jeder auf, der in Marvel relevant ist. Eine der besten Storys, die ich gelesen habe.
„Civil War“ von Marc Millar und Steve McNiven. Panini, 19,99 Euro
Die Menschheit hat sich in der Zukunft durch einen Atomkrieg fast zerstört. Um sich aufzubauen, werden utopische Städte erbaut Eine davon ist No.6. Es gibt kein Leid, alle leben in Wohlstand, ein nahezu perfektes System. Shion, ein Junge aus der Stadt bemerkt, dass eine Krankheit ausbricht, die er selbst glücklicherweise überlebt. Die Regierung möchte es verschleiern. Er ist gezwungen, vor die Tore der Stadt zu fliehen. Dort muss er kennen, dass seine perfekte Welt NO.6 grausam ist, wenn man nicht in ihr lebt. Er versucht, mit neuen Freunden gegen das System anzukämpfen, um NO.6 und das Korrupte zu zerstören.
Fesselnd, toll gezeichnet, in neun Teilen komplett abgeschlossen. Die Manga-Adaption der Romanreihe von Azuko Asano.
NO.6. von Atsuko Asano und Hinoki Kino. Egmont Manga. je Teil 6,50 Euro
Der Boxer. Hier wird die wahre Geschichte von Hertzko Haft erzählt, einem polnischern Jude. Die Novel spielt zur Zeit des Nationalsozialismus und beschreibt seine Lebensgeschichte von der Kindheit im Nationalsozialismus, der Zeit im KZ bis hin zur Flucht und dem Neuanfang in den USA, wo er Boxer wurde.
Er ist gut zu lesen, trotz oder gerade wegen der Kriegsthematik. Dass die Geschichte wahr ist, lässt sie noch näher an einem rankommen.
Mit einem wunderschönen Strich gezeichnet; einfach, aber dennoch so komplex, dass es einen beim Lesen wirklich in die Geschichte reinzieht.
Richtet sich an Erwachsene und vielleicht auch an Jugendliche, die den Nationalsozialismus gerade als Thema in der Schule haben, sich weiterbilden wollen und das Gefühl erfahren möchten, was damals los war.
„Der Boxer“ von Reinhard Kleist. Carlsen, 16,90 Euro
Autor: Jasmin Klein
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