Die Einheit von Essen und Philosophie – Nachruf auf Peter Metternich
Mittwoch, 1. Juli 2015 | Text: Gastbeitrag | Bild: Dirk Gebhardt
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Peter Metternich war eine Institution im Vringsveedel und der Südstadt. Die kölsche Promi-Nummer war nicht seine Welt, nicht sein Ding. Er wirkte fein auf seine Art, war mit vielen von uns verbunden. Was ihm echt erschien, unterstützte er völlig selbstverständlich und großzügig. Als wir im Frühjahr 2014 gegen den Aufmarsch von Pro Köln vor dem Flüchtlingsheim Vorgebirgstraße ein improvisiertes Frühlingsfest machten, stiftete er die Grillwürste.
Dabei hatte er mit Kräutern und Gewürzen auch dunkle Würste gemacht. Eben normal und gut. Seinen Spruch werde ich nie vergessen und erzähle ich oft: Wenn ihr da Senf oder Ketchup drauf tut, müsst ihr sie bezahlen. Das war ihm mit der vielfach preisgekrönten Naturmetzgerei Hennes wichtig, das Echte ohne billige Geschmacksverstärker. Die Qualität, die man schmecken kann. Geschmacksnerven sensibilisieren, die uns das wieder merken lassen, um zu genießen.
In seiner engagierten Arbeit sehe ich Peter als einen Künstler, der konsequent weiter denkend seine Kunden zu anderer, eben echten Wahrnehmung führen wollte.
Entgegen dem Billigwahn unserer Zeit mit ihren letztlich mörderischen Auswirkungen – auf die Tiere, auf unsere Körper und Gesundheit, auf die Dritte Welt.
Ethik war für Peter völlig natürlich. Sein Leitsatz: Behandle Tiere genauso, wie auch du behandelt werden möchtest. Achtung und Würde steht ihnen zu. Bewusstes Essen und Philosophie, das war für Peter eine Einheit, weil es darin um unsere Lebensform und Lebensqualität geht und um Glaubwürdigkeit. Das war ihm wichtig, daran hat er gearbeitet und angefangen, Essens-Gesprächs-Foren anzubieten, damit wir neu wahrnehmen und darin miteinander in einen produktiven Prozess gehen.
Feinsinnig war Peter auch der weite Denker, dem Diskurs und Weiterentwicklung
am Herzen lagen. Zusammen mit ihm und Südstadt-Leben an der Lutherkirche hatten wir Abendbrot ins Leben gerufen. Weil sich die Generationen kaum noch miteinander erleben, aber wir ohne das an Weite verlieren. Von 18 20 Uhr trafen wir uns an herrlich gedeckten Tischen, aßen und redeten miteinander und alle Generationen waren dabei, und Peter gehörte zu den frohen Gastgebern. So einfach, natürlich und schön, miteinander.
Das nehme ich als Erbschaft mit, das immer wieder zu tun und zu hoffen, dass aus diesen genussvollen Begegnungen mehr wird. Vor einiger Zeit hatten wir beide ein sehr intensives Gespräch über Sterben und Tod. Beeindruckt hat mich, wie Peter gegen den Krebs gekämpft hat, darin war er ein Löwe. Gleichzeitig aber auch sagen konnte, dass er das Sterben annehmen kann, wenn das sein Weg sein soll. Einfach kapituliert hat er nicht, aber Peter war auch so frei, kommen zu lassen und hat darin vertraut.
Ich weiß, dass ein Engel an seiner Seite war und ihm die Hand anbot, die er genommen hat. Das hat er getan.
Nicht nur ich verliere mit Peter Metternich einen verbündeten Freund im Kampf um das Echte, das es nur im sozialen, in einstehender Gemeinschaft gibt. Er ist gegangen, aber ich behalte viel von ihm in mir drin als Stärkung und Auftrag.
Der Autor:
Hans Mörtter ist Pfarrer an der evangelischen Luther-Kirche in der Südstadt. Er ist in vielen sozialen Projekten aktiv und engagiert sich insbesondere für Benachteiligte und Ausgegrenzte, allen voran auch Flüchtlinge und Asylbewerber.
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