Die Liebe – bitter schmerzhaft und herrlich komisch
Donnerstag, 28. Oktober 2010 | Text: Kathrin Rindfleisch
| Bild:
Klaus Kuschnereit
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Liebe ist wilde Begierde
und unbändige Wut. Liebe ist pures Glück
und rasende Eifersucht. Liebe hat unendlich viele Facetten und gestern Abend konnte man auf der Bühne des COMEDIA Theaters einen ausgesuchten Teil von ihnen sehen. Und sich freuen. Und sich ertappt fühlen. Wieder erkennen. Mit leiden. Nachfühlen.
In Fragmente einer Sprache der Liebe hält die Absolventengruppe des COMEDIA-Schauspieltrainings unter der Regie von Myriam Chebabi der großen Macht Liebe den Spiegel vor, und zwar so dicht und vielfältig, so wunderbar herrlich und gnadenlos tragisch, man hätte glatt mehrere Abende mit dieser Bandbreite an Gefühlslagen füllen können.
Dass diese Liebesfragmente keine bloße Aneinanderreihung einzelner Liebesszenen geworden sind, sondern vielmehr ganz im Gegenteil, das Stück als Ganzes mit all seinen widersprüchlichen Szenen und Gefühlen erst zeigt, was Liebe alles ist und was sie mit einem macht, ist der kreativen Regiearbeit Myriam Chebabis zu verdanken. Mit der Figur des Clowns, der als Verbindung zwischen den einzelnen Szenen einleitet, in Zusammenhang stellt, aber auch mit eigenen Gedanken zur Liebe weitere Fragmente beisteuert, hat sie den perfekten Moderator des Abends gefunden: eine Figur, die geschlechtslos über den Dingen zu stehen scheint, in Wahrheit ein weiteres Fragment der Liebe ist, die sich zum Narren halten lässt, die vernarrt ist, die tragisch und komisch zugleich sein kann.
Diese Figur trägt durch das Stück und erzeugt mit der Verbindung der unterschiedlichen Szenen eine Spannung, die den Abend unterhaltsam, rund und kurzweilig macht.
Die einzelnen Szenen wiederum sind geprägt von Myriam Chebabis Credo Jeder so, wie er ist, keiner soll etwas machen, wofür er sich schämt! Dieser sehr persönliche Bezug des Schauspielers auf seine Figur wurzelt in der Szenenentwicklung vorab und spiegelt sich in authentischem Spiel auf der Bühne. Basierend auf dem Buch Fragmente einer Sprache der Liebe von Roland Barthes, das Myriam Chebabi schon mit 18 Jahren nicht mehr losgelassen hat, hat sie den Schauspielschülern Liebesaspekte an die Hand gegeben, die diese dann mit eigenen Gefühlen und Ideen zu den einzelnen Szenen entwickelt haben. Manchmal so emotional und auf eigene Erfahrungen gegründet, dass die Rollen untereinander getauscht wurden, um nicht zu nah dran zu sein. Aber auch dann nicht aufgesetzt und sehr vielseitig. Vielseitig auch, weil das neue Konzept des COMEDIA Schauspieltrainings den Ablauf innerhalb des Trainings vom Grund- über den Aufbau- bis hin zum Inszenierungskurs auf einen Absolventenkurs erweitert hat, der den fortgeschrittenen Schülern die Möglichkeit bietet, über eine Inszenierung hinaus, in neuen Konstellationen durch zusammengelegte Schauspielgruppen, Stücke zu entwickeln und zu spielen.
Diese Bandbreite an unterschiedlichen Akteuren von 17 bis 47 Jahren tut dem Stück sehr gut, ja macht sie geradezu unverzichtbar, um die unterschiedlichsten Facetten der Liebe aufzuzeigen, dieser Kraft, die weder Alter, Verstand noch Erfahrung davon abhält, uns alle mitzureißen.
Myriam Chebabi, die Regiearbeit großartig findet und ohne Schauspiel nicht leben kann, reißt mit unbändigem Temperament und Humor nicht nur ihre Schauspielschüler mit, sie begeistert auch das Publikum immer wieder neu. Umso schöner, sie bald wieder auf und hinter der Bühne zu erleben! Im Dezember gibt es eine Premiere des COMEDIA Jugendtheaters zum Thema Sucht, im Frühjahr 2011 wird sie mit dem Stück 8 Frauen im COMEDIA Theater zu sehen sein und zur Zeit arbeitet sie an einem eigenen Comedy-Kabarett-Programm. Fans dürfen sich freuen auf Eine Brasilianerin in Köln.
Text: Kathrin Rindfleisch
Veröffentlich in Kultur mit Theater
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