Die Seele der Lieblingsjeans lebt weiter – Natürlich in einem Pullover
Mittwoch, 14. Oktober 2020 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
10.000 Jeans sind es am Ende nicht geworden. Aber 2000 sind auch ganz schön viele. Der Anspruch ist in zwei Sätzen griffig formuliert: „Wir sehen diese Aktion als Startschuss für etwas Größeres. Textilien sinnvoll zu trennen und für neue Kleidung zu nutzen, spart wertvolle Ressourcen und schützt unsere Umwelt“, sagt Katharina Partyka, Initiatorin der Kampagne „10 000 Jeans“. Begonnen hat alles mit einem Aufruf zu Beginn des Jahres. Damals wurden die Kölner gebeten, ihren alten und deshalb meist kaputten Jeans nicht wegzuwerfen, sondern im IGLU von „kiss the inuit“ am Sudermanplatz 1 abzugeben.
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Die Südstadt tanzt! – Parties made by DJ YogiDer Laden gehört Katharina Partyka. 2000 Jeans wurden abgegeben. Im Raum für Nachhaltigkeit im Rheinauhafen wurden jetzt die Ergebnisse der Kampagne präsentiert: Die Köln-Sweater. Gefertigt zu einem großen Teil aus recycelten Jeans, Bio-Baumwolle und Tencel. Letztere ist eine Faser, die aus nachhaltiger Forstwirtschaft gewonnen wird. Die Firma Altex in Gronau hat sich darauf spezialisiert, Textilien wie Jeans so zu zerreißen und zu zerkleinern, dass man schließlich Fäden aus den Resten spinnen kann. Kein leichtes Unterfangen. Es müssen zum Beispiel die Reißverschlüsse von den Stoffmengen getrennt werden. Der Köln-Sweater wurde von“Blue LOOP Originals“ in Portugal produziert. “Das ist immer noch nachhaltiger, als die Textilien, die wir aus China und Bangladesh importieren“, relativiert André Weise von „Blue Loop“ den ökologischen Schönheitsfehler des Transportwegs quer durch Europa. 200 Stück hat man zunächst mal hergestellt. Drei Sweater-Farben stehen zur Auswahl: Indigo, Kurkuma und Careel.
Die Pullover, die Katharina Partyka auch in ihrem „kiss the inuit“-Laden an der Schillingstraße 11 in Nippes anbietet, kosten 59,90 Euro. „Diese Sweater beweisen: Ökologisch kann sehr modisch sein“, wirbt Katharina Partyka für ihr Produkt. Ein Logo gibt es auch. Das hat die Agentur „Hehlerei“ entworfen. Es zeigt die Kölner Skyline in einer Acht, die den Recycling-Kreislauf symbolisiert.
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Die Wagenhalle – außergewöhnliches Gasthauserlebnis in historischem Ambiente„Klamotten waren noch so billig wie heutzutage. In der Zeit zwischen 2000 und 2015 hat sich die Zahl der jährlich verkauften Kleidungsstücke verdoppelt“, weiß Katharina Partyka. Und die Nutzungsdauer hat sich dramatisch verringert. Entsprechend gewachsen ist die Müllmenge. Jeder Deutsche wirft pro Jahr etwa fünf Kilogramm Kleidung weg. Durchschnittlich kauft jeder pro Jahr 60 Kleidungsstücke. Mehr als eine Million Tonnen an Textilien werden nach einer Schätzung in Deutschland pro Jahr aussortiert und meist in einen Container geworfen. Hinzu kommt eine nicht bekannte Zahl an Kleidungsstücken, die schlicht im Hausmüll entsorgt werden, berichtet Thomas Ahlmann, Sprecher des Dachverbands Fairwertung, einem Netzwerk gemeinnütziger Altkleidersammler. André Weise ist überrascht vom Erfolg der Kampagne, die auf ganz Deutschland von Kiel bis Landshut ausgeweitet wurde: „Die Leute rennen uns mit ihren Jeans die Bude ein.“ Weise will spirituelle Motive bei der Abgabe der Hosen nicht ausschließen: „So lebt die Seele meiner alten Lieblingsjeans in einem Sweater weiter.“
Neue Sammelstelle für den Süden Kölns ist der Raum für Nachhaltigkeit im Kranhaus Nord im Rheinauhafen. Geöffnet ist der sonntags von 13 Uhr bis 18 Uhr. Wichtige Voraussetzung für Jeans-Recycling ist, dass die Hosen zu 90 Prozent aus Baumwolle bestehen.
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