Die Südstadt sagt: Tschö Weinladen!
Dienstag, 26. April 2022 | Text: Markus Küll | Bild: Markus Küll
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Der Weinladen Südstadt hat geschlossen. Stephanie Döring, Sommelière und Frau hinter Idee & Theke, nimmt Abschied von der Südstadt und konzentriert sich auf ihren Laden auf St. Pauli.
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Lund Languages – ein Ostfriese in der SüdstadtLaue Sommernächte, spannende Begegnungen, besondere Weine
Nach einem kurzen Text über die „Paradies-Apotheke“ war das Interview mit Stephanie und Sebastian erst mein zweiter Artikel für Meine Südstadt im Juli 2018. Ich war damals restlos begeistert: Tolle, engagierte Menschen mit jeder Menge Sachverstand und ebenso viel Enthusiasmus für das Thema Wein. Eine wunderbare, bislang für die Südstadt unbekannte Mischung aus Weinladen (Stephanie nannte es damals „Späti“) und Wein-Kneipe. So manche laue Sommernacht habe ich danach auf den bunten Metallstühlen gesessen, bin mit wildfremden Menschen ins Gespräch gekommen und habe gerne die großzügig ausgeschenkten Weine getrunken. Es gab immer wieder Entdeckungen: Naturweine, Weine aus Amphoren, unbekannte Winzer*innen, einen Birnen-Sekt, der tatsächlich gut schmeckte und, und und…
Irgendwann wurden die Besuche seltener, es gab Wechsel bei den Gastgeber*innen, und die Weine wurden etwas teurer. „Da sollten wir nochmal hingehen“, sagten wir öfter. Dann gab es aber andere spannende Neueröffnungen, andere Treffpunkte mit Freunden oder es war einfach kein Platz auf den wenigen Stühlen draußen zu ergattern.
Einzugsgebiet Chlodwigplatz?
Und nun der Abschied des Weinladens. Wie jeder Abschied wirft auch dieser Fragen über die Gastro-Szene in der Südstadt auf: Wie schaffen Gastro-Neueröffnungen eigentlich, sich in der Südstadt zu etablieren? Ist das Angebot rund um den Chlodwigplatz bereits zu groß? Oder muss man –wie man an der Dönerläden-Schwemme sieht- auch in der Südstadt die zehnte Version von Bekanntem liefern, um erfolgreich zu sein? Schaffen es Neugründungen in der Südstadt, auch Besucher*innen anderer Veedel anzuziehen oder bleibt man im „Dorf“ unter sich? Im Gespräch mit Meine Südstadt berichtet Stephanie Döring, dass sie viele Besucher*innen gefragt haben, ob sie nicht auch einen Weinladen in Ehrenfeld oder Sülz aufmachen könne – dann würde man da sicher auch öfter hingehen.
Schade. Auch wenn es wunderbare Begegnungen mit wildfremden Menschen auch an anderen Orten geben wird: Der Weinladen Südstadt war ein St. Pauli-Import, der dem Viertel gutgetan hat.
Zum Abschluss ein kurzes Gespräch mit Stephanie Döring, das zweite nach Juli 2018.
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Capricorn (i) Aries BrasserieWas ist Deine schönste Erinnerung an die Südstadt-Jahre für den Weinladen?
Die wunderbaren, lauen und unbeschwerten Sommerabende auf unserer Weinladen-Terrasse mit der lebendigen Mischung von großartigen Gästen aus dem Veedel – das werde ich nie vergessen. In besonderen Momenten schien dies der Himmel auf Erden zu sein.
Welche Faktoren haben zu der Entscheidung, den Weinladen zu schließen, beigetragen?
Neben einer lebendigen Weinbar war der Weinladen Südstadt ja auch eine Weinhandlung. Neben der Herausforderung, als Weinbar der Kölsch-Kultur standzuhalten, gab es im gewachsen Veedel der Südstadt vielleicht auch schon ausreichend gute, etablierte Weinhandlungen. Möglicherweise wurde deshalb der Weinladen Südstadt auch niemals als Weinhandlung richtig angenommen.,
Wie vergleichst Du die Südstadt mit St. Pauli? Was war schwieriger, was war anders?
Sowohl St. Pauli wie auch die Südstadt sind einzigartige Stadtteile, Kieze, Veedel – Soziotope. Das friedliche Nebeneinander von Menschen mit unterschiedlichen kulturellen und sozialen Hintergründen zeichnet beide Orte aus. Wobei ich glaube, dass die Südstadt etwas „erwachsener“ ist als St. Pauli; die Infrastruktur gewachsener und irgendwie auch bodenständiger. Und während wir Gastronomen in Hamburg einen existenziellen Kampf um die Nutzung von Parklücken für die Außengastronomie führen müssen, ist dies in Köln selbstverständlich. Köln hat eben ein größeres Herz für die Gastronomie.
Wie geht es weiter mit dem Ladenlokal im Ferkulum?
Wir haben damals nicht nur viel Herzblut in den Weinladen gesteckt. Die Ausstattung ist auch vom Feinsten und natürlich hoffen wir, dass wir eine*n Nachfolger*in finden, die/der dies zu schätzen weiß. Die Gespräche mit Interessenten laufen gerade.
Vielen Dank und „Tschö Stephanie, tschüss Weinladen!“. Oder, wie wir rund um den Chlodwigplatz sagen: Mer sueht sich.
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