Dreigestirn im Vringstreff
Donnerstag, 24. Januar 2019 | Text: Judith Levold | Bild: Stefan Rahmann
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Ein Highlight, alle Jahre wieder – der Besuch vom Kölner Dreigestirn im Restaurant für „Arm Lück“, wie Pfarrer Hans Mörtter es in seiner angenehm knappen Ansprache sagte – dem Vringstreff. Seit 1998 gibt es das Restaurant für alle im Veedel, Besonderheit: Die, die mehr Knete haben, zahlen mehr fürs Essen. Und: Zum Restaurant gehört auch eine Anlauf- und Beratungsstelle für Bedürftige, meint: Menschen ohne Wohnung, überwiegend auch ohne nennenswert Geld, ohne Arbeit oder tragfähige Netzwerke. Den Mittagstisch gibts immer von Montag bis Freitag.
Prinzenspangen für alle
„Dieses Dreigestirn ist besonders: Prinz, Bauer und Jungfrau kommen aus drei verschiedenen Karnevalsgesellschaften.“ so Mörtter, der die Veranstaltung ein bisschen moderierte. Da dränge sich ihm die Botschaft auf, dass es eben keine Grenzen gebe, dass wir einfach alle nur „Minsche“ seien. Und dazu passt, dass das Dreigestirn seine begehrten Mitbringsel, die Prinzenspangen, nicht nur den anwesenden Honoratioren wie Musiker Wolli Anton, Künstler und Bronzener Rievkooche-Urheber Cornel Wachter oder dem schrill-prominenten Kriminalbiologen Mark Benecke überreichte.
Nein, das Trio verschenkte Spangen an die BesucherInnen, vor allem die Stammgäste. Und spendete auch noch 1000€ für den Vringstreff. Was aktuell besonders erfreulich ist, da noch die Spendenaktion der Diakonie des Kirchenverbandes Köln und Region läuft. Jeder gespendete Euro wir aus Kirchenmitteln verdoppelt.
Wichtig für Menschen ohne Obdach
Der Vrinsgtreff kann das dringend brauchen, denn er ist, wie viele soziale Einrichtungen im Grunde permanent unterfinanziert. Doch mit der Spendenaktion seien jetzt bereits etwa 80.000€ zusammengekommen, was allerdings die etwa eine halbe Million jährlicher laufender Kosten nicht annähernd zu decken vermag. Jutta Eggeling, von Beginn an Leiterin des Vringstreffs, betonte die Bedeutung, die der Vringstreff für Menschen ohne Obdach habe, allein die Möglichkeit, sein Handy aufzuladen, Ansprache und Beratung zu bekommen. Auch bietet der Treff die Möglichkeit, hier zu arbeiten und so eine leichtere Eingliederung in das Arbeitsleben zu finden. Ganz aktuell wird der Vringstreff sogar im Service des Restaurants zwei Mitarbeiter aus der „Szene“ anstellen können, Menschen, die sonst dem Druck der „normalen“ Arbeitswelt nicht standhalten könnten.
Vegane Ähzezupp
Durchaus passend sangen alle Anwesenden gemeinsam „In unserem Veedel“ und danach bekam dann auch das Dreigestirn etwas geschenkt: Drei bronzene Rievkooche für Bauer, Prinz und Jungfrau. Künstler Cornel Wachter hatte sie zuvor zu diesem Zweck dem Vringstreff spendiert. „Das ist einfach ein typisches Arme-Leute-Essen und deshalb passt das gut“ so Wachter. Überreicht haben die Rievkooche Mark Benecke, quasi Nachbar des Vringstreffs im Vringsveedel und Hendrik Biergans von der JT Int.Germany GmbH, der dem Vringstreff jetzt seit vier Jahren bei der Veranstaltung mit dem Dreigestirn, aber auch übers Jahr hinweg finanziell unter die Arme greift. Er ist wie Mark Benecke immer gerne dabei, wenn er diese wichtige Anlaufstelle unterstützen kann. Der Schwerpunkt, den das diesjährige Dreigestirn auf das Thema Toleranz lege – das habe ihm gefallen, sagt Benecke, denn nichts brauche man mehr als Toleranz. „Und die haben hier für mich die Ähzezupp heute vegan gekocht und sich die Würstchen extra rein getan – lecker war das!“ lobt Benecke.
Bei der Übergabe der schweren bronzenen Rievkooche an das Dreigestirn übernahm Benecke das Mikro von Hans Mörtter, dem er bescheinigte „Dich noch nie so aufgeregt gesehen“ zu haben, wie bei diesem hohen Besuch. Er selbst habe das als „sehr bewegend“ empfunden, hier dem Dreigestirn diese Auszeichnung überreichen zu dürfen. Dieses Miteinander, die Stimmung im Vringstreff – näher ans Herz gehe es kaum, so Benecke und fügt hinzu: „Das ist auf jeden Fall ein Moment, den ich nie vergessen werde!“.
Grundrecht Sauberes Klo!
Und derlei Momente kann man im Vringstreff oft erleben, auch Prinz Marc I. betonte die „Gute Atmosphäre“ und dass man deutlich merke, wie wohl sich hier die Leute fühlten. Was nicht wundert, denn hier werden auch Obdachlose wie Gäste behandelt, wie „Minsche“ eben. Was Hans Mörtter auch besonders hervorhob und dabei die Anekdote erzählte, dass ihm ein Obdachloser mal auf die Frage nach einem Wunsch geantwortet habe „Eine Toilette, die nicht stinkt“. Grund genug für Mörtter, hartnäckig seine Idee eines 7-Sterne-Hotels für Obdachlose voranzutreiben, die Pläne seien weit gediehen, auch die Stadt habe man ins Boot geholt und ein Grundstück im Auge. Schließlich gelte das Motto: „Jedem singe eijene Pott“.
Wer auch für den Vrinsgtreff spenden und diese Spende mit der Diakonie-Aktion verdoppelt wissen möchte:
Evangelischer Kirchenverband Köln und Region
Kreissparkasse Köln
IBAN: DE10 3705 0299 0000 0044 04
BIC: COKSDE33XXX
Kennwort: Vringstreff
Dieser Artikel entstand in Zusammenarbeit mit Jana Riegert, unserer aktuellen Redaktionspraktikantin.
Dir gefällt unsere Arbeit?
meinesuedstadt.de finanziert sich durch Partnerprofile und Werbung. Beide Einnahmequellen sind in den letzten Monaten stark zurückgegangen.
Solltest Du unsere unabhängige Berichterstattung schätzen, kannst Du uns mit einer kleinen Spende unterstützen.
Paypal - danke@meinesuedstadt.de
Artikel kommentieren