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Kultur

„Durch die Küche zur Kunst“

Freitag, 30. November 2012 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

 – Portrait des Fotografen Max Regenberg.

Oft ist der Weg zur Kunst kein gerader. Nach Amerika sollte es gehen, in die USA, nach der Lehrzeit in einer Fotoagentur in Köln. Denn an die großen Etats, das wusste Max Regenberg, würde man als Werbefotograf nur dann kommen, wenn man auch in den USA gearbeitet hat: Alle Cracks hatten das. Doch in die USA auszuwandern und dort so lange zu arbeiten, wie man möchte, ist heute und war damals schon sehr schwierig. Für drei Monate, das wäre schon gegangen, doch Regenberg wollte selbst bestimmt festlegen können, wie viel Zeit er dort verbringen mochte; damit aber bekam er kein Visum. Für Kanada aber schon – und das durch einen Zufall. Im Kölner Stadtanzeiger fand Regenberg nämlich 1977 eine kleine Anzeige, in der deutsche Konditoren für ein kanadisches Unternehmen gesucht wurden, die Interesse haben könnten, dort zu arbeiten. Und da viele Wege nach Rom – oder eben auch Amerika – führen können, meldete sich Max Regenberg, denn sein erster Lehrberuf war der des Konditors gewesen.

Mit 14 hatte er in einem Kasseler Hotel der Familie seine Ausbildung gemacht – mehr oder weniger, weil das eben die Familie so vorsah. Der etwas größere und stärkere Cousin wurde für die Ausbildung als Koch bestimmt, und er als Patissier. Nach der Ausbildung aber packte Max Regenberg die Reiselust, und er fuhr nach Frankreich, wo er seine erste Frau kennen lernte. Ihn zog es danach sehr nach Frankreich – seine Frau aber nach Deutschland, wo sie studieren wollte. Sie setzte sich durch, und so landete das Paar in Köln. Es war damals schwierig, eine Lehrstelle zu bekommen, noch dazu in der Fotografiebranche, doch die Chemie zwischen einem frankophilen Lehrmeister am Rhein und seinem Schüler Regenberg stimmte; so lernte der Kasseler in Köln in einem angesehenen Studio den Beruf von der Pike auf. Durch den Stand, den das Studio hatte, arbeitete er schon während der Ausbildung auf hohem Niveau und hatte die Möglichkeit, auch bei internationalen Aufträgen mitzuarbeiten.

Dass dies auch weiterhin möglich sein sollte, sollte also der geplante USA-Aufenthalt sicherstellen. Doch ging es nun stattdessen nach Kanada – als Patissier.
Sein Arbeitgeber dort durchschaute allerdings schnell, dass Regenberg im Grunde einen anderen Beruf im Blick hatte und nicht ewig bei ihm arbeiten würde, nahm ihn mitsamt Frau, Tochter und Hund aber mit ins gelobte Land. Regenberg versprach, das Geld für die Reise wieder herauszuarbeiten, und blieb vorerst. Dabei frischte er nicht nur seine Konditorenkenntnisse auf, sondern lernte viel von seinen international herumgekommenen Kollegen dazu. Und machte bei der Gelegenheit natürlich auch die Werbefotos für das kanadische Konditoreicafé.
 
Eines dunklen, kanadischen Wintertages dann zog es ihn in eine Fotoausstellung, in der Werke von August Sander, Robert Frank und James Agee gezeigt wurden. Was er sah, traf ihn wie ein Weckruf. Max Regenberg selbst hatte sich in seiner Eigenschaft als Fotograf eher als eine Art technischer Handwerker gesehen. Für Werbeaufträge galt es, sich in einen Kunden hineinzuversetzen und dessen Wünsche in eine geeignete Bildsprache umzusetzen. Hinterfragt hatte er diese Vorgaben aber nie. Köln war zwar zu dieser Zeit eine unglaublich pulsierende Kunststadt, aber das schien Regenberg und seine Ausbildungskollegen nicht zu betreffen: Sie nutzten die Kunstszene nicht für sich und hatten sich selbst nie als Künstler gesehen. 
Die Ausstellung zeigte ihm nun, wie Fotografen ihre eigene Bildsprache fanden, ihren eigenen Blick zeigten und nicht ikonographische, erhabene Motive zeigten, sondern das abbildeten, was der jeweilige Fotograf für abbildenswert hielt: das tägliche Leben war bildwürdig geworden. Dieser Moment markierte einen Wendepunkt im Leben von Max Regenberg. Er blieb noch lange Jahre als erwerbstätiger Auftragsfotograf im Brotberuf, begann aber seither, die Fotografie anders zu betrachten. Regenberg eignete sich ein umfangreiches theoretisches Wissen an, und vor allem nahm er sich seine Kamera aus der Ausbildungszeit und zog los, um sein eigenes fotografisches Auge, den eigenen Blick zu finden. Die angestrebte Karriere als Werbe- oder Modefotograf rückte in den Hintergrund, die Prioritäten verschoben sich.

Noch während der Zeit in Kanada fiel Regenberg bei seinen Streifzügen auf, dass die Werbung, allen voran die Plakatwerbung, dabei war, sich grundlegend zu verändern. Während anfangs nur ein Produkt verkauft wurde, ging es nun zunehmend um Emotionen und Lebensgefühle, die angeblich mit dem Produkt zusammen zu erhalten waren. Der Einsatz von großflächigen Fotografien transportierte zusätzlich einen Anspruch auf Wahrheit dieser Message. Besonders konsequent waren dabei die Werber der Zigarettenmarke Marlboro. Während sich die Landschaft immer mehr veränderte, setzten sie bildgewaltig auf die erhabene, unberührte Landschaft, ein Freiheitsgefühl und einer Verbundenheit mit eben jener Natur beim Genuss der Zigarette, und hielten an diesen Motiven fest. Indem sie damit die Innenstädte bepflasterten, griffen sie in deren Landschaft ebenfalls ein. Max Regenberg erkannte die Parallele zu den Fotografen, die im Rahmen der „New Topographics“ gerade nicht mehr die Idealvorstellung von Landschaft festhielten, sondern die von menschlichem Eingriff veränderte.

Aus der Serie M Come To Where, Köln, 1981. Silbergelatineabzug © Max Regenberg, courtesy Galerie Thomas Zander, Köln

 

Regenberg erkannte diesen grandiosen Zusammenhang, fotografierte viele dieser Botschaften in eigen gewählten Bildausschnitten und sammelte die Original-Plakate, wann immer es ging – selbst fasziniert von deren Suggestionskraft und dem Einfluss, den ihre Bildsprache und die Präsenz der Fotografien hatten. Als er  Ende der Siebziger-Jahre mit seiner Familie wieder nach Köln zurückkehrte, setzte er seine Motivreihe auch hier fort – inzwischen von seinem Atelier im Kunsthaus Rhenania aus.

Noch bis zum 19. Januar 2013 sind Max Regenbergs Marlborostudien in der Galerie Thomas Zander in der Schönhauser Straße zu sehen.

Text: Nora Koldehoff

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