Ein Abend mit Karl – ganz schön teuer
Dienstag, 10. Mai 2022 | Text: Markus Küll | Bild: Markus Küll/Sothebys
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Unerwartete Rekordumsätze gab es bei der Versteigerung des Nachlasses von Karl Lagerfeld. Meine Südstadt-Autor Markus war im Palais Oppenheim am Gustav-Heinemann-Ufer mit dabei – er hat nicht gesteigert, dafür aber gestaunt.
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Stadtgeschichten Köln – Besondere StadtteilführungenZum Zweiten, Zum Dritten: Macht 22 Millionen, sieben davon in Köln
Nachhaltigkeitsbewusste Käufer*innen finden in der Südstadt eine ganze Reihe von Second-Hand-Läden. Von Oxfam über den Fairstore bis hin zu Edelboutiquen für getragene Designer-Stücke. Die Versteigerung von Kleidung, Möbeln und Kunst aus dem Nachlass von Karl Lagerfeld jedoch, war ein Nachhaltigkeits-Erlebnis der besonderen Art. Standesgemäß inszeniert vom 1744 gegründeten Auktionshaus Sotheby’s.
Seit September 2021 residiert Sotheby’s im „Palais Oppenheim“, mit direktem Blick auf den Rhein und die Rheinuferstraße. Das Palais, erbaut 1908 für den Kölner Bankier Emil von Oppenheim, hat eine wechselvolle Geschichte mit zahlreichen verschiedenen Eigentümern und und Nutzungen. Bis 2009 beherbergte er u.a auch eine Verwaltungsschule, anschließend diente es als Veranstaltungs-Ort. Eifrigen DSDS-zuschauer*innen ist das Gebäude vielleicht seit 2009 als Austragungsort eines Castings in Erinnerung.
Millionen für Karl
Die Investition in diesen prachtvollen Rahmen scheint sich für Sotheby’s gelohnt zu haben. Die Presse-Nachschau der Auktion, die Meine Südstadt vorliegt, spricht von einem Rekordergebnis. Alleine die Kölner Auktion hat 4,2 Millionen Euro erzielt und damit die vorab gegebene Einschätzung erwarteter Erlöse um das Siebenfache übertroffen. Zusammen mit den Auktionen in Monaco und Paris kamen insgesamt mehr als 22 Millionen Euro zusammen.
Wer kauft sowas?
Bei der Vorab-Besichtigung der zur Auktion kommenden Gegenstände in den stilvoll-beeindruckenden Räumen des Palais fällt auf: Karl Lagerfeld hatte Geschmack. Und Begeisterung, für z.B. die grafische Kunst des frühen Zwanzigsten Jahrhunderts, die einen Hauptteil der zu versteigernden Kunstwerke ausmachte. Daneben gab es ikonische Kleidungsstücke des Modemachers: seine Handschuhe, einige Anzüge und auch einen Hausmantel. Anders als die vielen Aficionados und Aficionadas, die sichtbar beeindruckt von der Aura des Meisters durch die Hallen des Palais flanierten, schien Lagerfeld seine Stilisierung mit ironischer Distanz zu sehen. In einem großen Gespräch mit der ZEIT 2017 sagte er: „Ich kann nur deshalb keine Witze machen, weil ich ja selbst ein laufender Witz bin.“
Umso ernster nahm Sotheby’s die perfekt organisierte Veranstaltung und hatte im Vorfeld für erhebliche Publicity gesorgt. Offensichtlich erfolgreich: mehr als 2.000 Besucher*innen besuchten die Vorab-Ausstellung im Palais Oppenheim, mehr als 700.000 die Auktions-Website.
Behalten, was war
Beim Rundgang am Abend der Live-Auktion fiel auf, wie bunt gemischt die Besucher*innen waren: Frauen und Männer, die ihrem Idol äußerlich huldigten waren ebenso zu sehen wie stilsicher gekleidete junge Menschen, die ihrem Alter nach nur wenig Erinnerung an das Schaffen von Lagerfeld haben können. Besonders erfreut hat Sotheby’s die Tatsache, daß 50% der Teilnehmer*innen zum ersten Mal bei einer ihrer Auktionen mitgeboten haben.
Warum ersteigert man/frau ein Stück aus dem Nachlass? Ein Gedanke drängt sich dem Beobachter auf: Wenn man aber die aktuelle Weltlage voller Veränderung und Unsicherheit als „Zeitenwende“ betrachtet, so war der „Abend mit Karl“ eher der Versuch, etwas „von dem, was war“ zu behalten – und sei es nur eine Origami-Figur von Lagerfelds Katze „Coupette“. Schätzwert 50 – 80 Euro, versteigert für 2.722 Euro.
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IG Severinsviertel e.V. – Gutes tun für das VeedelFür weitere Memorabilia-Jäger*nnen ist es allerdings jetzt zu spät. Laut Sotheby’s wurden 96% der vorhandenen Objekte und Kunstwerke versteigert. Karl Lagerfeld hätte es wohl gefreut: „Ich sammle gern, aber ich mag nicht besitzen. Ich mag das Finden, nicht das Draufsitzen“ sagte er in einem Interview mit der ZEIT 2017.
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