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Sport

Ein Besuch bei Fortuna Köln: Radio von Fans für Fans

Donnerstag, 12. Oktober 2017 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann

Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten

Eine Stunde vor Spielbeginn steigt bei Katrin Arnoldy die Spannung. Netz oder kein Netz? Ist die Leitung stabil? Es sind die beiden immer gleichen Fragen, die sie sich samstags gegen 13 Uhr stellt. Katrin Arnoldy  ist Kommentatorin des Fanradios von Fortuna Köln. Und während die Fans unter wolkenlosem Himmel entspannt ihr erstes Kölsch zischen, hat sie keinen Blick für die familiäre Gemütlichkeit rund um das Südstadion. Wir haben uns am Vereinsheim getroffen und gehen nun zügig zu den Plätzen für Berichterstatter auf der Haupttribüne.

Dort, direkt unter der Kabine des Stadionsprechers, wartet Lars Georg Kiefer, den alle Welt in Zollstock und der Südstadt nur als „Oma Arschgeburt“ kennt. Warum? Das tut an dieser Stelle nichts zur Sache, ist für diese Geschichte ziemlich unerheblich. Wir wollen ihn der Einfachheit halber aber weiter Oma nennen. Oma ersetzt an diesem Spieltag am Mikrofon zwei Kommentatoren, die mit Katrin schon länger beim Fanradio aktiv sind, aber an diesem Wochenende Termine haben, die angeblich noch wichtiger sind. Ja, auch das gibt es. Der echte Fan mag es kaum glauben. Oma ist schon mehrfach im Internet on air gewesen. Worum ging es in den Sendungen? „Punkrock!“. Noch eine Dreiviertelstunde bis zum Anpfiff.

Netz oder nicht Netz?

Jetzt gilt es, zunächst einmal die Internet-Leitung zu verlegen. Katrin reicht Oma das Netzwerk-Kabel aus dem Fenster der Sprecherkabine, Oma stöpselt unten ein. Katrin kommt zurück und stellt mit einem Blick auf den Laptop fest: „Wir haben Internet.“ Nicht ganz unwichtig für Internet-Radio. Aber noch lange kein Grund, sich zu sicher zu fühlen, wie sich später zeigen wird. Die Leitung, für die die Sportstätten GmbH der Stadt zuständig ist, bricht immer wieder zusammen. Das lähmt und behindert auch die Arbeit in der Geschäftsstelle der Fortuna am Stadion. Und auch diesmal: Pünktlich zum Spielbeginn geht die Internet-Leitung in die Knie. Muss halt wieder das Smartphone von Katrin als Verbindung in das weltweite Netz herhalten. Macht aber nix: „Die Ton-Qualität leidet erstaunlicherweise nicht“, sagt Katrin. Möglich macht das alles der Sponsor „tippen4you“, um dessen Nennung sie bittet, „weil ohne die wirklich nichts geht“. Aber auch das Domradio unterstützt das Projekt. Zwei Mikrofone hat man den Fortuna-Kollegen als „Dauerleihgabe“ überlassen.

Freunde in Magdeburg, Münster und Stuttgart

Angefangen hat alles in der Saison 2015/2016. Die Kölner trafen sich mit Fanradio-Machern von Preußen Münster. Mit denen teilt man sich heute noch den Server für die Übertragungen. „Im Prinzip haben wir viel von denen abgeguckt“, erinnert sich Katrin. Gute Kontakte haben die Fortunen auch zu den Radiofans vom FC Magdeburg und den Stuttgarter Kickers. Deren Mannschaft kickt allerdings aktuell in der 4. Liga. Mittlerweile ist das Fortuna-Radio auch bei den Auswärtsspielen vor Ort. Mehrere hundert Fans pro Spiel nutzen die Möglichkeit, ihrem Club auch in der Ferne nah zu sein.

Kommentatoren im Publikum

Der Schiri pfeift an. Es geht gegen Halle. Die Fortuna ist noch ungeschlagen. Das heißt aber nichts. Man fängt sich ein frühes Gegentor. Zeit für Omas erste Fluppe. Das Spiel nimmt eine Richtung, die den Zigarettenkonsum auf den Radio-Reporter-Rängen anheizen wird. Als Minuten später der Ausgleich für die Südstadt-Legenden fällt, jubeln die Kommentatoren des Fan-Radios mit den Fans. Letztlich sitzen sie ja mitten unter ihnen, getrennt nur durch den Tisch, auf dem der Laptop steht. Oma bespielt das Mikrofon kontrolliert offensiv mit einem Mix aus robustem Selbstvertrauen und profunder Sachkenntnis. „Vorbereiten muss ich mich nicht.“ Katrin mittlerweile auch nicht mehr so intensiv wie früher. Sie hat eine Liste mit den Verletzten beider Teams mitgebracht und einigen Neuigkeiten zu den Mannschaften. Lange vor Spielbeginn hat sie vom Verein die Aufstellungen schriftlich erhalten. Das Wechselspiel des Kommentatoren-Pärchens klappt ausgezeichnet. Vor allem, weil Katrin die Atempausen des zu Monologen neigenden Oma geschickt für eigene Anmerkungen zu nutzen weiß. Halbzeit, eins zu eins.

Der lange Weg zur Fortuna

Der Weg von Katrin Arnoldy zur Fortuna war lang, und am Anfang wäre sie beinahe komplett falsch abgebogen. „Als Kind bin ich mit der Familie immer zum FC gegangen“, erinnert sie sich an eine aus Fortuna-Sicht unrühmliche Verirrung in ihrer Biografie. Doch als die Fortuna in die Verbandsliga gehen musste, hatte sie Mitleid und wurde als Schülerin Mitglied, ohne vorher je ein Spiel gesehen zu haben: „Die Mitgliedschaft hat damals 40 Euro gekostet. Nicht wenig für eine Schülerin.“ Es hat ein Jahr gedauert, bis sie nach ihrem Vereinseintritt das erste Mal im Stadion war.

Es ging in der Verbandsliga gegen Mannschaften wieWesseling-Urfeld und Westwacht Aachen. Und trotzdem: „Es war um mich geschehen. Es war, wie nach Hause kommen“, erinnert sich Katrin. Sie studiert Englisch und Geschichte auf Lehramt. Aber mittlerweile nimmt die Fortuna breiten Raum in ihrem Leben ein. Sie schreibt Texte für Sponsoren, eine Kolumne in der Stadion-Zeitung und mittlerweile sogar ein Buch: Es geht um 111 Gründe, die Fortuna zu lieben. Wer sie kennenlernt, kann sich gut vorstellen, dass sie keine Mühe hat, mindestens doppelt so viele Gründe zu finden.

Ein Tarzan-Schrei vom Bezirksbürgermeister

Die zweite Halbzeit ist arm an Höhepunkten. Tore fallen nicht mehr, gelbe Karten werden im halben Dutzend verteilt. Die herausragende Leistung des Spiels erleben die Besucher der Sitzplatz-Tribüne in der 70. Minute. Da ertönt ein derart lauter und lang anhaltender Fortuna-Tarzan-Schrei, dass man jeden Moment mit dem Eintreffen der Elefanten aus dem Zoo rechnet, die helfen, die Halle-Defensive zu überrennen. Absender des Schreis ist Andreas Johnny Weismüller Hupke, im wahren Leben Bezirksbürgermeister in der Innenstadt. Hilft nix. Auch der letzte Versuch von Katrin, den Fußballgott auf ihre Seite zu ziehen, scheitert. „Immer, wenn ich aufs Klo gehe, schießen die ein Tor.“ Doch bei ihrer Rückkehr hat das Unentschieden immer noch Bestand. In der 80. Minute zieht sie ihre Jacke aus und beginnt, ihren rechten Unteram mit der linken Hand, zu kneten. Die Fortuna kann seelisches wie körperliches Unbehagen erzeugen. Katrin hat mal einen Pulsmesser getestet. „Normalerweise habe ich einen Ruhepuls von 70. In Situationen wie jetzt komme ich auf 130/140.“

Trost nach einem lauen Kick

Hilft aber alles nichts. Das Spiel endet mit einem Unentschieden. Oma kann dem trotzdem etwas Gutes abgewinnen: „Wenn die Fortuna aus Düsseldorf morgen verliert, sind wir die beste Mannschaft im Rheinland.“ Das ist agensichts der aktuellen Drittklassigkeit der Fortunen eine kühne These. Aber sie spendet Trost nach einem Kick von überschaubarer Qualität. Danke Oma. Nachklapp: Die aus dem Düsseldorf haben Oma am Tag darauf den Gefallen getan und tatsächlich verloren.
 

Text: Stefan Rahmann

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