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Bildung & Erziehung

„Ein bisschen schief – wie das Leben“

Dienstag, 4. November 2014 | Text: Aslı Güleryüz | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Die Schreinerei StadtwaldHolz öffnet ihre Werkstatt für den „Grundlehrgang Schreinern“ von und mit Tischlermeister Hauke Schmidt. Meine Südstadt hat für Euch dessen gleichnamigen Wochenend-Workshop zum Schnuppern besucht.

Hauke Schmidt ist seit 22 Jahren als Tischlermeister tätig. Der 49-jährige Kölner hat seinen „Grundlehrgang Schreinern“ vor 10 Jahren an der VHS angeboten. Zum ersten Mal bietet er den After-Work-Schreiner-Kurs selbstständig an. Er hat Materialien für ein Holzkästchen und ein Holztablett für den Schnupper-Wochenend-Workshop vorbereitet. Am 15. und 16. November besteht noch einmal die Chance, an einem Wochenende in einer Schreinerei das wesentliche über Arbeiten mit Holz zu erlernen.

Ich betrete die Werkstatt vorsichtig an einem Sonntagnachmittag. Es herrscht Stille. Sehr konzentriert arbeiten vier Frauen und vier Männer. Es wird gehämmert, gesägt, geklopft, gezeichnet & natürlich gemessen. Genauigkeit ist gefragt.

„Es gibt einen Streber in der Gruppe. Er hat das Holzkästchen schon fertig und baut jetzt das Holztablett. Als Einziger,“ erklärt mir Simone gleich und lacht. „Nein, ich bin kein Streber. Ich arbeite schnell, aber ungenau,“ widerspricht Thomas. „Ich bin der Älteste und bringe Lebenserfahrung mit. Aber so professionell habe ich noch nie gearbeitet. Es macht tierisch Spaß. Es herrscht eine schöne Atmosphäre. Und man lernt viel hier,“ erklärt der 60-jährige mir.

Ich lerne, dass Schwalbenschwanzverbindungen mit einem Stecheisen gestemmt werden. Die Schwalbenschwänze werden ausgestemmt. Etwas angespannt wirken die acht Kursteilnehmer schon. Es ist Sonntagnachmittag. In wenigen Stunden ist der Wochenend-Workshop zu Ende – doch nicht alle Arbeiten befinden sich auf der Zielgeraden. „Wir haben schon überlegt, einen Fernseher für den „Tatort“ aufzustellen“ lacht Simone. „Ich finde Holz toll! Und dieser Grundkurs für Anfänger ist super,“ ergänzt sie.

„Ich habe einen Fehler gemacht“ gibt Jutta zu. „Daher bin ich zeitlich zurückgefallen. Ich habe falsch gezeichnet. Hauke hat mir geholfen und mich gerettet, so dass ich mein Kästchen heute noch mit nach Hause nehmen kann“. Sie ist erleichtert.

 

„Mir ist beim Anpassen ein Stück angerissen. Deswegen habe ich das geleimt und ein Klebeband drübergeklebt. Ich habe ein bisschen gepfuscht,“ lacht Frank.
Die 32-jährige Bernadette hat schon etwas Erfahrung mitgebracht: „Ich habe mit Speckstein gearbeitet und gemalt. Aber noch nicht geschreinert. Das Kästchen ist einfacher als das Tablett. So ein Anfängerkurs ist klasse. Interesse haben bestimmt Viele, aber man braucht eine Werkstatt und die Werkzeuge. Das alles gibt es hier“. Außerdem wird jede Menge Wissen vermittelt. „Am ersten Tag haben wir viel Theorie gehabt. Zuerst haben wir mit Kiefer gearbeitet. Das ist einfacherer zu verarbeiten. Dann haben wir die Schwalben geübt. Dafür hat Hauke uns Platanenholz gegeben. Gestern haben wir geübt. Heute haben wir japanische Roteiche benutzt. Es ist interessant zu sehen, wie lange es braucht, ein Stück aus Holz herzustellen.“
Auch Jutta ist kein unbeschriebenes Blatt: „Ich arbeite gerne handwerklich. Wir haben ein altes Haus. Da macht man ständig was – Fliesen legen, Wasserrohre verlegen…Ich dekoriere auch viel. Das ist total interessant hier. Man lernt, wie man skizziert. Etwas aufschreibt und aufmalt. Das muss man sich einmal von einem Fachmann erklären lassen und dann geht es ganz einfach“. Ich frage Jutta, an wen ihr Kästchen gehen wird? „Mein Kästchen wird verschenkt. Mein 8-jähriger Sohn ist ein großer Kästchen-Fan. Ihm werde ich das Kästchen für seine Schätze schenken“. „Mein Kästchen wird auch ein Geschenk“ wirft Bernadette ein. „Aber für wen, weiß ich noch nicht“.

Jutta greift wieder zum Hobel. Der Hobel sieht sehr elegant aus. Ich befrage Hauke danach. „Das sind englische Hobel. Die habe ich extra für diesen Kurs gekauft. Die kann man einstellen, ohne einen Hammer benutzen zu müssen. Sie sehen edel aus, sind aber sehr schwer“. Überhaupt geht es sehr international zu bei diesem Workshop – zumindest bei den Materialien und beim Werkzeug: Die Sägen stammen aus Japan („Die muss man ziehen. Die deutschen Sägen drückt man“), der Hobel aus England und die Roteiche ebenfalls aus Japan. Wo kommt der Hammer wohl her?

Den After-Work-Schreiner-Kurs bietet Hauke Schmidt ab jetzt in Kooperation mit der Werkstatt StadtwaldHolz an. „Jeder hat irgendwo im Keller noch ein Brett stehen, womit er immer schon etwas machen wollte. Jeder kann sein Projekt mitbringen und hier daran arbeiten“ erklärt Hauke Schmidt. „In dem Grundlagen-Workshop vermittele ich die basic skills wie Werkzeughandhabung und erkläre Holzverbindungen wie Schlitz und Zapfen oder Zinken.

Endspurt. Die Teilnehmer verleimen, hobeln und ölen. Simone lacht: „Irgendwie ist mein Kästchen verzogen. Es ist nicht rechtwinklig. Es ist ein bisschen schief – wie das Leben“.

 

Los geht’s am Samstag, 15. November
10 bis 17:30 Uhr

Kosten: € 189,-
Anmeldung per mail: schmidt@bauhandkunstwerk.de?
Weitere Infos unter www.bauhandkunstwerk.de.
StadtwaldHolz
Koblenzer Straße 15

T: 0221 5462218

 

Text: Aslı Güleryüz

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