Ein Büro für die Bürger oder etwa doch nicht?
Dienstag, 12. November 2019 | Text: Susanne Wächter | Bild: Susanne Wächter/Stefan Rahmann/Ortner&Ortner Baukunst
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
Eine der ersten Forderungen aus der Bürgerbeteiligung zur Parkstadt Süd in 2015, nämlich ein Stadtteil- oder Bürgerbüro im Entwicklungsgebiet rund um den Großmarkt, ist jetzt endlich da. Im alten Marktamt auf dem Großmarktgelände. Im Juni in Betrieb genommen, wurde es gerade offiziell von Baudezernent Markus Greitemann und seinen Mitarbeitern eröffnet.
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Aktionsgemeinschaft rund um Bonner Str./Chlodwigplatz e.V.Viele Bürger sind nicht gekommen. Ein paar Vorsitzende von Bürgervereinen etwa aus Zollstock oder Bayenthal/Marienburg. Und Bezirkspolitiker, eine Vertreterin des NeuLand-Gartens und das Netzwerk Köln mitgestalten waren vor Ort. Für Baudezernent Greitemann genug Publikum, um zu diskutieren und sich den Fragen in kleiner Runde zu stellen. „Ich freue mich auf den Dialog mit den Bürgern, da habe ich richtig Lust drauf“, sagte er in seiner Ansprache und kündigte an, einen solchen Termin alle zwei Monate im Bürgerbüro stattfinden zu lassen. Er wünsche sich „Impulse aus den Reihen der Bürger, um das Richtige zu tun“.
Das Büro werde bereits rege genutzt. Das zukünftig Begleitgremium aus Bürgern und Politikern hatte seine Auftaktveranstaltung dort und auch das Masterplangremium habe dort schon häufiger getagt. Erwünscht und angedacht war das Büro ursprünglich aber auch für die Initiativen, die sich planerisch in die Entwicklung der Parkstadt einbringen wollten. Davon ist jetzt nicht mehr die Rede.
Beteiligungsverfahren sei intransparent
So positiv die Eröffnung auch ist, und vor allem Greitemanns Ankündigung, regelmäßig mit den Bürgern diskutieren zu wollen, gab es aber auch viel Kritik aus den Reihen der Bürgervereine und Netzwerke. Das gesamte Beteiligungsverfahren sei zu intransparent. Viele Dinge, die längst versprochen und angekündigt wurden, immer noch nicht umgesetzt. Aus dem Leitspruch, das „Grün zuerst!“ zu entwickeln, ist immer noch nichts geworden und Zwischennutzungen seien auch nicht möglich, ließ das Stadtplanungsamt in jüngster Vergangenheit wissen. Auch die Frage, wo das Zwischennutzungs-handbuch geblieben ist, das Prof. Overmeyer, der das Verfahren anfangs begleitete, verfasst hatte, gab es wiederholt keine Antworten.
Ein weiterer Kritikpunkt, der an diesem Vormittag geäußert wurde, ist das Vorhaben der GAG, an der Sechtemer Straße die ersten Bauten im Areal der Parkstadt Süd zu errichten. Die Bürger vermissten sowohl Ausschreibung als auch Infoveranstaltungen. So dürfe es im weiteren Verlauf nicht weitergehen, merkte etwa Werner Keil vom Netzwerk Köln mitgestalten an. „Bürgerbeteiligung misst sich an der Qualität“, sagte er.
Schneller Startschuss musste sein
Dass auch die Ratspolitik das GAG Vorhaben kontrovers diskutiert habe, merkte Ratsfrau Sabine Pakulat an. Für die Grünen sitzt sie im Stadtrat und ist Sprecherin des Stadtentwicklungsausschusses. „Weil das Verfahren der Planung aber akzeptabel war, haben wir uns dafür entschieden“, sagte sie zur GAG-Planung und ergänzt: „Wir haben uns dafür entschieden, weil wir einen schnellen Startschuss wollen. Am Entwurf selbst war nichts auszusetzen.“ Für jeden weiteren Schritt in der Parkstadtplanung aber wollen sie so etwas nicht mehr haben. Bei den anderen Baufeldern sollen auch andere zum Zuge kommen.
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Aktionsgemeinschaft rund um Bonner Str./Chlodwigplatz e.V.Für Greitemann selbst ist die GAG-Planung ein „Real-Labor“ wie er sich ausdrückte. Daran ließe sich erkennen, was gut läuft und was man verbessern könne. Auch Eva Herr, als Nachfolgerin der obersten Stadtplanerin Anne Luise Müller, betonte, dass der „Sechtemer Block“ ein sehr wichtiges Quartier für die Parkstadt sei.
Auch weil es, von der Bonner Straße aus betrachtet, das Eingangstor zur Parkstadt sei. Dass grundsätzlich höher gebaut werden müsse, sei unbestritten. „Die Stadt, wie sie jetzt wächst, braucht höhere Dichten“, sagte Greitemann dazu. Er sei da sehr mutig, was Höhe angehe, werde aber regelmäßig von seinen Mitarbeiterinnen Eva Herr und Verena Weingarten sowie von der Politik ausgebremst. Eine Betonwüste werde die Parkstadt trotzdem nicht werden, so Greitemann, und verwies noch auf die 24 Hektar Grün, die es in der Parkstadt geben solle.
Mehr bezahlbarer Wohnraum gefordert
Die größte Angst der Bürger aber ist, dass die Parkstadt ein weiteres unbezahlbares Quartier werden könnte – ähnlich wie der Rheinauhafen. Sie wünschen sich mehr Kreativität bei den Vergaben der . So wie die Architektin, interessierte Bürgerin und Sprecherin der Rodenkirchener Gründen, Christiane Schmidt. Die Stadt habe an dieser Stelle die Chance, mal etwas ganz anders zu machen. Diese solle sie auch ergreifen. Zu bedenken gab sie auch, auf jegliche Tiefgaragen zu verzichten. „Das ist der größte Kostenfaktor bei Neubauten. Ohne Garagen kann man wesentlich preiswerter bauen.“ Und einen weiteren Nebeneffekt habe es auch noch, wer nämlich keine Abstellfläche für seinen Pkw mehr habe, schaffe ihn kurz über lang möglicherweise ab.
Wer sich in die weiteren Entwicklungen und Planungen einmischen möchte, sollte die „Sprechstunde“ im Bürgerbüro der Parkstadt wahrnehmen. Greitemann verprach zumindest, die Ideen mit- und ernst zu nehmen.
Der nächste Termin im Bürgerbüro auf dem Gelände des Großmarktes findet am Samstag, 14. Dezember, von 10 bis 12 Uhr im alten Marktamt, links vom Haupteingang der Markthalle, statt.
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