Ein Hoch auf die Europameisterschaft
Donnerstag, 14. Juni 2012 | Text: Roger Lenhard | Bild: Meine Südstadt
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Der Fußball lebt! Mit Leidenschaft, Herz und Schmerz bei Spielern und Fans, trotz der nervigen Sponsoren- und Werbeblocks und trotz der hässlichen, gewalttätigen Nationalisten am Rande des Spiels Polen gegen Russland.
Die Europameisterschaft ist kaum eine Woche alt und begeistert die Zuschauer mit fesselnden Fußballspielen. Dem Turnierfavoriten Spanien werden im fantastischen Spiel gegen Italien (1:1) zum ersten Mal nach vier Jahren Dominanz die Grenzen aufgezeigt und an den Rand einer Niederlage gebracht. Die Polen trotzen dem Hochgeschwindigkeits-Fußball der Russen ein Unentschieden ab und laufen als gäbe es kein Morgen mehr. Die geschmähten Griechen wenden beherzt fast das Spiel gegen die Tschechen (1:2). Selbst die Iren mit ihrem anachronistischen Kick and Rush, den Kroaten hoffnungslos unterlegen (1-3), rühren die Zuschauer, weil Sie nicht aufgeben, sondern bis zum Ende alles versuchen. Die Ukraine dreht das Spiel gegen Schweden (2:1) wie im Märchen durch den alternden Heroen Shevchenko, der gar nicht mehr dabei sein sollte und seine Wiederauferstehung durch zwei grandios Tore erlebte. Einzig das lahme Remis Frankreich gegen England enttäuschte sehr.
Deutschlang : Holland – ein Höhepunkt
Einer der Höhepunkte der Vorrunde sollte mit der Begegnung Deutschland – Niederlande folgen. Nach der Auftaktniederlage standen die Holländer gewaltig unter Druck, und die Deutschen wollten mit einem zweiten Sieg in diesem Klassiker die Weichen für den Einzug ins Viertelfinale stellen. Dazu mussten sich die Deutschen nach dem mühevollen Sieg gegen Portugal steigern. Dabei vertraute Löw der Mannschaft aus dem ersten Spiel mit dem stark kritisierten Gomez als Sturmspitze, dem nicht ganz fit wirkenden Schweinsteiger als Strategen vor der Abwehr und dem blassen Podolski auf der linken Außenbahn. Der Trainer auf der anderen Seite, ?Bert van Marwijk?, nahm nur eine Veränderung in der Innenverteidigung vor und spielte wieder ohne Huntelaar, den Torschützenkönig der Bundesliga, weiter nur mit van Persie als zentralen Angreifer in der Mitte.
In den ersten Minuten waren die Deutschen unsortiert und ließen gute Möglichkeiten zu, danach jedoch fanden die Deutschen zur Ordnung und besetzen kollektiv die Räume. Alle arbeiteten effektiv gegen den Ball, das Mittelfeld war fest in der Hand von Khedira und Schweinsteiger. Immer deutlicher sichtbar wurde etwas ganz Wesentliches: Die deutsche Mannschaft trat als intelligente Einheit auf, während bei den Niederländern eine Zweiteilung zu erkennen war. Auf der einen Seite die Spieler, die sich nur um die Defensive kümmern, auf der anderen die Spielern, die nur für die Offensive zuständig waren. Während die niederländischen Offensivkünstlern mit Einzelaktionen vergeblich die exzellente Verteidigung zu knacken versuchten, gelang es den deutschen Spielern zunehmend besser auch in der Offensive Akzente zu setzen.
Das erste Highlight folgte in der 24. Minute, als Schweinsteiger Gomez an der Schnittstelle zum Strafraum anspielt und dieser in Weltklassemanier den Ball mit einer Drehung annahm und zum 1-0 am Torwart vorbei schlenzte. Nachdem in der 37. Minute Badstuber knapp scheiterte, war es wiederum Schweinsteiger, der Gomez auflegte. Mit einem satten Schuss verwandelte der viel Kritisierte zum verdienten 2:0.
In der 2. Halbzeit bot der Bondscoach mit van der Vaart und Huntelaar weitere Angriffspower auf. Viel änderte sich allerdings nicht. Im weiteren Verlauf wurde das deutsche Spiel zunehmend passiv, und Kontergelegenheiten wurden nicht konsequent genug ausgespielt. Spannend wurde es nochmals, als Van Persie eine der wenigen Gelegenheiten mit einem harten Präzisionschuss in der 73. Minute zum 2:1 nutze. Relativ ungefährdet verschleppte das deutsche Team das knappe, aber hochverdient Ergebnis über die Zeit.
Auch bei zwei Siegen ist die deutsche Mannschaft noch nicht automatisch fürs Viertelfinale qualifiziert. Wenn die Deutschen nicht gegen Dänemark verlieren, werden sie Gruppenerster. Verliert Deutschland und gewinnt Portugal gegen Holland, hätten Deutschland, Dänemark und Portugal sechs Punkte. Dann entscheidet die bessere Tordifferenz im direkten Vergleich. Wenn die Tordifferenz der drei Teams gleich ist, kommt das Kriterium der mehr geschossenen Tore zum tragen. Danach wird es noch komplizierter.
Vertrauen wir auf Jogi Löw und seine Mannen.
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