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Kultur

Ein Leben für Entenhausen

Mittwoch, 6. Oktober 2010 | Text: Gastbeitrag | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Irgendwann wird Don Rosa doch ungeduldig. Seit fünf Stunden sitzt er im „Comic Heaven“ am Chlodwigplatz hinter einem großen Schreibtisch und zeichnet, womit er berühmt geworden ist: Das lebende Inventar von Entenhausen, das er seit 1987 gestaltet. Stundenlang standen seine Fans bis auf die Straße hinaus Schlange, um sich Bücher signieren und Bilder zeichnen zu lassen. Pausen hat Rosa keine gemacht, nur Kaffee getrunken und einige Kekse gegessen.

Nach dem Tod von Carl Barks gilt der 59-Jährige als bedeutendster lebender Disney-Zeichner. Sieben Bände sind in der „Disney Hall of Fame“-Ausgabe allein ihm gewidmet. Der neueste ist gerade erschienen, Rosa wird ihn am Wochenende auf der Buchmesse vorstellen. Dazu kommen seine beiden legendären Dagobert-Duck-Biografien „Aus dem Leben eines Fantastilliardärs“ und „Onkel Dagobert – Sein Leben, seine Milliarden“ (Ehapa Verlag), die mit dem Comic-Oscar „Eisner Award“ ausgezeichnet wurde.

Genervt legt Rosa die Filzstifte schließlich beiseite und schüttelt müde den Kopf. Zwei kleine Jungen stehen noch vor ihm, gehen aber leer aus. Der blonde beginnt zu weinen.

Meine Südstadt: Beantworten Sie als Biograph von Dagobert Duck auch Fragen zu seiner Person? Wissen Sie, wie er die globale Finanzkrise überstanden hat???

 

Don Rosa: Nein, das weiß ich nicht. Ich kann nur Fragen beantworten, die sich auf meine Arbeit beziehen.

Ohnehin ist das Entenhausen, das Sie gezeichnet haben, eine Stadt der 50er-Jahre geblieben. Computer, Email, Mobiltelefone gibt es nicht. Hat Sie die Weiterentwicklung dieser berühmten Kommune nie interessiert?

Das liegt daran, dass ich eigentlich immer noch die Comics zeichne, die ich selbst Mitte der Fünfziger Jahre gelesen habe. Was ich heute zeichne, sind meine eigenen Interpretationen dieser Comicbooks. Meine ältere Schwester hatte Unmengen von Comics, das hat wohl dazu geführt, dass ich schon als Kind eigene Geschichten erfunden habe – das war immer ein Hobby. Ich habe gezeichnet, so lange ich mich erinnern kann. Trotzdem war mir irgendwann klar, dass ich die Baufirma meiner Eltern übernehmen würde, die mein Großvater gegründet hatte. Aber ich habe selbst dann noch weiter gezeichnet. Für die Schülerzeitung, das Collegemagazin und die Lokalzeitung in Louisville/Kentucky.

Und wie kommt man als Hobbyzeichner zum großen Disney-Konzern?

Gar nicht. Kein einziger Comic, den irgendjemand auf der Welt jemals gelesen hat, ist ein Produkt des Disney-Konzerns. Sie haben in den frühen 1930er-Jahren Lizenzen für den Namen Donald Duck an den US-Verlage Dell Comics verkauft. Und die haben dann die Aufgabe, Donald-Duck-Comics an Carl Barks vergeben. Er hat aber nie für den Disney-Konzern gearbeitet – genau so wenig wie ich und Hunderte andere Zeichner. Wir sind Freelancer. Wir erfinden alle Geschichten in Eigenregie. Und Carl Barks hat den gesamten Hintergrund, Entenhausen, die Familiengeschichte und alles andere erfunden. Und nachdem der Comic-Markt in den USA vollständig zusammengebrochen ist, haben europäische Verlage den Job übernommen. Ehapa in Deutschland ist heute der größte Produzent von Disney-lizensierten Comics.

Sie sind also völlig frei in dem, was Sie erfinden und zeichnen?

Ja, das ist großartig. Ich habe den Kopf völlig frei und kann die Geschichten weiter erzählen, die ich schon mein ganzes Leben lang gelesen habe.

Eine Zeitlang haben Sie sich aber geweigert, weiter zu machen, weil Sie mit der Qualität nicht einverstanden waren.

Ja, falsche Farben, falsche Soundeffekte, falsche Hintergründe. Die Disney-Comics verkauften sich hier in Europa so leicht, dass man sich keine Mühe mehr gegeben hat. Und sie fingen an, aus diesen schlecht gedruckten Geschichten große Comicbände zusammenzustellen – unter meinem Namen. Und ich war nicht einmal gefragt worden. Es ging mir nicht ums Geld, als ich dagegen protestierte, sondern darum, dass ich unter meinem Namen nur gute Comics veröffentlicht wissen wollte. Außerdem wurden die Texte schlecht übersetzt und die Bedeutung verändert. Inzwischen gibt es jemanden, der das für mich kontrolliert.

Wird man reich als Comiczeichner???

 

Nein, dann wäre ich Bauunternehmer geblieben. Ich habe zum Beispiel keinerlei Kontrolle darüber, was die Verlage mit meinen Geschichten anstellen. Das geht nur, wenn sie in Alben unter meinem Namen veröffentlicht werden. Den habe ich mir für Europa schützen lassen. Aber reich wird man auch damit nicht.

Inzwischen werden viele Comics mit Disney-Figuren von italienischen Zeichnern gestaltet. Fans beklagen, dass darin die Figuren keine Seele mehr haben. Stimmen Sie zu?

Nein, das kommentiere ich nicht. Mich interessieren nur meine eigenen Geschichten.

Und malen Sie dem weinenden Jungen jetzt doch noch einen Panzerknacker???

 

Don Rosa (stöhnt): Na gut, einen noch.

Das Interview führte Stefan Koldehoff. Er ist Autor und Redakteur beim Deutschlandfunk.

 

Text: Gastbeitrag

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