Ein neues Veedel für Köln
Donnerstag, 5. Februar 2015 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Tamara Soliz
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Bei dieser Pressekonferenz sparte niemand mit ganz besonders großen Worten. Den Startschuss für die größte Aufgabe der Stadtentwicklung in Köln, wollte Oberbürgermeister Jürgen Roters geben. Jahrhundertaufgabe nannte Baudezernent Franz-Josef Höing das Vorhaben. Beide stellten mit ziemlich vielen anwesenden Spitzenkräften aus der Verwaltung den Zeitplan für die nächsten Schritte der Entwicklung des „Stücks Stadt“ im Sanierungsgebiet zwischen der Luxemburger Straße und dem Rhein an der Südbrücke vor. Den Kölnern sollen Mitbestimmungsrechte eingeräumt werden wie nie zuvor in dieser Stadt.
Wir wollen auf offener Bühne über alle Dinge sprechen, sagte Höing: Es muss ein kultivierter Dialog zwischen Bürgern, Politik, Verwaltung und externen Beratern entstehen, bei dem wir alle schlauer werden. Er warnte allerdings auch vor allzu großen Begehrlichkeiten: Das wird keine Wünsch-Dir-Was-Veranstaltung. Das wissen auch Professor Klaus Overmeyer aus Berlin und Simon Hubacher aus Köln, die die Bürgerbeteiligungs-Veranstaltungen moderieren werden. Dabei ist Hubacher für die Dokumentation, das Verfahrensmanagement und die Öffentlichkeitsarbeit zuständig, Overmeyer übernimmt die Gesamtkoordination. Hier können wir gemeinsam modellhaft entscheiden, wie wir zukünftig leben wollen und können. Köln wird sich daran messen lassen müssen, wie gut das gelingt. Allerdings: Mit dem neuen Quartier landet kein UFO in der Stadt. Es geht um eine kluge, intelligente Weiterentwicklung dessen, was schon da ist. Als erstes werden wir zusammen mit allen Beteiligten ein zukunftsfähiges städtebauliches und freiraumplanerisches Grundgerüst entwickeln, beschrieb Overmeyer seine Absichten.
Wesentliche Mit-Akteure werden fünf Planungsbüros sein, die Höing und seine Mitarbeiter ausgesucht haben. Laut einer Mitteilung der Stadt handelt es sich um Astoc Architects and Planners (Köln), AS&P Albert Speer und Partner (Frankfurt), KCAP (Rotterdam), RMP Stephan Lenzen (Bonn) und West 8 Urban Design & Landscape (Rotterdam). Alle genannten Büros werden angesichts der Größe der Aufgabe mit weiteren Planungsbüros zusammenarbeiten.
Die städtebauliche Entwicklung der kaum vorstellbar großen 115 Hektar stelle alle Beteiligten vor Grundsatzfragen der Stadtentwicklung. Und auf die habe keiner der Beteiligten jetzt schon Antworten, so Baudezernent Höing.
Er nannte dann auch einige dieser Fragen: Was ist eigentlich eine urbane Mischung? Wie wollen wir wohnen? Wie wird die soziale Infrastruktur aussehen? Welche Qualität soll der Grüngürtel bieten? Wie dicht wollen wir wohnen und bauen vor dem Hintergrund, dass die Wohnungen bezahlbar sein sollen? Einige Pflöcke sind bereits eingerammt: Es sollen etwa 4000 Arbeitsplätze und mindestens 1500 Wohnungen entstehen. Die benachbarte Südstadt biete ein gutes Beispiel für verdichtete Bebauung mit hoher urbaner Qualität, könne allerdings nur bedingt als Blaupause für das neue Veedel dienen. Die geplante Verlängerung des Inneren Grüngürtels bis zum Rhein wird eine Fläche von 26 Hektar einnehmen. Mir ist wichtig, dass dieser Park auch deutlich als solcher wahrgenommen werden kann, beschrieb Höing ein ganz dickes Brett im freiraumplanerischen Grundgerüst, das im Bürgerbeteiligungsverfahren entwickelt wird.
Los geht das Verfahren irgendwann im April mit Stadtspaziergängen. Alle Beteiligten schauen sich gemeinsam die Flächen vor Ort an. Vor allem die Experten der Planungsteams sollen sich von den Menschen, die dort leben, arbeiten oder etwa im NeuLand-Garten ihren grünen Daumen hegen, deren Stadt zeigen lassen. Darauf folgen im Mai und Juni Themenabende, an denen man sich nochmal über die Spaziergänge und die in Rede stehenden Flächen austauscht. Im Juli sollen alle Beteiligten zu einer sogenannten Zielvereinbarung kommen. Die Planungsteams werden ihre erste Sicht auf das zu beplanende Gebiet vorstellen und nach der Sommerpause ein Gesamtkonzept Stadt- und Parkperspektive vorstellen, das in den Monaten darauf diskutiert wird.
Im Februar 2016 soll dann ein Rahmenplan präsentiert werden, an dem alle Beteiligten mitgewirkt haben. Danach geht das Beteiligungsverfahren weiter. Wie, steht noch nicht fest. In einem Jahr endet auch der Vertrag zwischen der Stadt und Overmeyer und Hubacher. Das Ganze ist ein Prozess. Und natürlich auch ein Risiko. Aber wer es ernst meint mit Bürgerbeteiligung, muss dieses Risiko eingehen, sagte Höing. Und das Büro für die Bürger, das der Stadtentwicklungsausschuss für die Dauer des Verfahrens beschlossen hat? Der Baudezernent gab sich entschlossen: Wir arbeiten daran, dass es dieses Büro werden gibt und dass es im Sanierungsgebiet Platz finden wird.
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