Ein Spielerpass für die Unsterblichkeit
Montag, 12. Dezember 2016 | Text: Gastbeitrag | Bild: Ernesto Solis
Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten
„Körperliche Präsenz“ hatte Trainer Stöger gefordert. Und das „konsequente Annehmen“ von Zweikämpfen. Seine Jungs haben ihn nicht enttäuscht und nach einer Viertelstunde war den edlen Technikern von Borussia Dortmund die Lust am Edlen vergangen. Präsent und konsequent hielten die Geißböcke Aubameyang und Co vom Tor weg und setzten Nadelstiche nach vorn. Als goldrichtig in der Defensive erwies sich Stögers Idee, nach zehn Minuten Dembele 30 Meter vor dem Tor durch Heintz konsequent in Manndeckung zu nehmen. Danach spielte der hochveranlagte Borusse die Bälle fast nur noch hinten rum. Ein Freistoß von Hector erreichte in der 28. Minute Rudnevs in einer nach Auswechslung von Pisczcek ungeordneten Dortmunder Abwehr. Der Lette verwandelte per Kopfball-Aufsetzer. Halbzeit.
Große Chance zum Zwei zu Null
Die Borussen machten ein bisschen auf und schon wurde der Ball durch eine aufgerückte Abwehr auf Modeste gesteckt. Der ging in höchstem Tempo an Weidenfeller vorbei, war dann aber von der eigenen Geschwindigkeit aus spitzem Winkel überfordert. Außennetz. Die Dortmunder erhöhten den Druck, die FC-Abwehr stand. Hin und wieder auch mal mit rustikalen Mitteln. Höger etwa trat Sokrates rotwürdig vom Platz. Handspiel der Kölner im Strafraum wurde auch nicht geahndet. Dann vertändelte Rausch in der letzten Minute den Ball an den wiedererwachten Dembele, und der über rechts steil geschickte Ramos passte den Ball flach in den Strafraum auf Reus, der ungehindert einschob. Ende.
Match-Glück ja und nein
In den vergangenen Monaten hatte ja der Begriff „fehlendes Match-Glück“ Konjunktur. Fehlte das beim FC jetzt auch? Die einen sagen so, die anderen so. „Wenn man uns vor dem Spiel ein Unentschieden angeboten hätte, hätten wir blind unterschrieben“, sagte FC Torwart Thomas Kessler. Na gut, ich sag mal: Unabhängig davon, dass seit Anfang der siebziger Jahre niemand mehr öffentlich über solche Angebote in der Liga gesprochen hat, kann ich den Keeper verstehen. Immerhin hat der FC ein Tor weniger vom BVB bekommen als drei Tage vorher Real Madrid.
20 Jahre Wilde Horde
War sonst noch was? Ja, der körperlich manchmal überpräsente FC-Sechser Öczan bekam kurz vor Schluss Gelb-Rot und fehlt dem FC im nächsten Spiel in Bremen genauso wie die Verletzten Horn, Maroh, Zoller, Bittencourt, Lehmann und Risse. Keeper Kessler hat eine interessante Idee, die Mannschaft zu verstärken, ohne für viel Geld auf dem total überhitzten Transfermarkt aktiv werden zu müssen: Falls jemand noch Fußballschuhe und einen Spielerpass hat: Wir trainieren unter der Woche am Geißbockheim. Die Wilde Horde präsentierte anlässlich ihres 20. Geburtstages ein riesiges Banner, das die gesamte Südtribüne bedeckte. Darauf war das alte Müngersdorfer Stadion zu sehen. Tradition ist der Horde wichtig. Die setzte sich auf dem Banner mit Schmähungen gegen Leverkusen, Dietmar Hopp und die Fußballverbände fort. Gekrönt wurde das eindrucksvolle Statement der eigenen Macht auf der Südtribüne durch einen Satz, der so nur in Großbuchstaben Sinn macht: DER SCHLÜSSEL ZUR UNSTERBLICHKEIT IST ES, EIN LEBEN ZU FÜHREN, AN DAS MAN SICH ERINNERT.“ Das kleine Karo können die bei der Horde nicht. Wäre ja auch langweilig. Aber ich habe einen Vorschlag: Vielleicht hat ja einer von den Wilden zu Hause ein paar Schuhe mit Schraubstollen und einen halbwegs gültigen Spielerpass. Auf zum Geißbockheim, mein Freund. Wenn es gut läuft, winkt Dir nächsten Samstag im Weserstadion nicht nur deine Horde, sondern mit einem Tor vielleicht auch die Unsterblichkeit. Wir berichten.
„Die 3. Liga ist einfach krank“
Unter der Woche hatte sich der „Fortunen-Tabellen-Doktor“ Kristoffer Andersen mit einer unorthodoxen Diagnose an die Öffentlichkeit gewandt: „Die 3. Liga ist einfach krank, jeder kann jeden schlagen.“ Sollte diese Krankheit auch den Tabellenführer MSV-Duisburg beim Heimspiel gegen die Südstadt-Legenden flachlegen? Nein. Die Niederlage der Fortuna mit zwei zu null war zwar keine Überraschung. Aber so klar, wie sich das anhört, war das nicht. Die Fortuna hatte Chancen. Und das zweite Tor fiel in der Schlussphase, nachdem die Südstädter hinten aufgemacht hatten und auf den Ausgleich drängten. Lassen wir die zu Wort kommen, die hautnah dabei waren: „Wir waren öfter bei denen vor dem Tor als die bei uns“, sagte Cedric Mimbala nach dem Abpfiff. „Wir hatten mehr Ballbesitz und mehr Torschüsse“, bilanzierte Christopher Theisen. Kult-Uwe Koschinat schränkte ein: „Uns hat der letzte Pass gefehlt. Wir sind eine der mutigsten Mannschaften der Liga beim Attackieren des Gegners, wenn der den Ball hat. Die Spitzenmannschaften tun optisch weniger, aber wenn sie explodieren, sind sie extrem präzise.“ Wie diese Kolumnen. Manchmal. Nächstes Wochenende gegen die Zweite aus Mainz. Die ist Tabellenletzter. Haut sie weg.
Um einen Spielerpass, ein paar Schraubstollen und die Unsterblichkeit bemüht sich diese Woche.
Der Wolf
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