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Südstadt

Eine kleine Inschrift, ein bedeutendes Leben: Robert Stern

Donnerstag, 5. Dezember 2013 | Text: Gastbeitrag | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Beim Schlendern entlang des Römerparks wird der eine oder andere schon einmal einen Blick auf die hellen Fassaden der Altbauten in der Titusstraße 20-24 geworfen haben. Vielleicht haben Sie kurz innegehalten und die aufwendig gestalteten Hauseingänge bewundert, oder Sie haben die Stuckverzierungen zwischen den Fenstern entdeckt. Vielleicht. Oder – wahrscheinlicher – vielleicht auch nicht. Dabei würde sich ein Blick lohnen. Ein genauer Blick, bei dem man auf die versteckte Inschrift in der linken Ecke über der Haustür Nr. 22 stößt: • ROB • STERN • ARCH • 1913 • Was verbirgt sich hinter dieser Inschrift? Welche Geschichte kann man entdecken? Wer war dieser Rob Stern?
 
Der jüdische Architekt Robert Stern lebte und arbeitete hier zwischen 1913 und 1918. Von ihm bleibt nur eine kleine Inschrift in einem Südstädter Mehrfamilienhaus – die schnell übersehene Spur eines der bedeutendsten jüdischen Architekten Kölns bis zur NS-Zeit. 1885 wurde Stern in Köln geboren, durchlief bis 1933 eine erfolgsgekrönte berufliche Laufbahn und starb 1964 verarmt in New York: Sein Leben wurde durch die Machtergreifung des NS-Regimes verändert und geprägt.
 
In „Köln und seine jüdischen Architekten“, dem 2010 erschienenen Buch zur gleichnamigen Sonderausstellung des NS-Dokumentationszentrums, erfahren wir mehr: Robert Stern wächst als eines von sechs Kindern in der Nähe des Zülpicher Platzes auf, wo wegen der nahen Synagoge in der Roonstraße viele Juden leben. Durch den Kontakt seines Vaters, des Bauunternehmers Simon Stern, zu renommierten Kölner Architekten wird sein Berufswunsch schon in seiner Kindheit geprägt. Nach abgeschlossenem Studium eröffnet Stern 1909 ein eigenes Architekturbüro und realisiert in der Folge eine Vielzahl unterschiedlicher Gebäude in und um Köln, die die neoklassizistischen  und expressionistischen Strömungen seiner Zeit widerspiegeln. Bekannt geworden ist Robert Stern vor allem als wichtigster Architekt der jüdischen Synagogen-Gemeinde wie es in einem Artikel des Gemeindeblattes der Synagogen-Gemeinde Köln heißt: Zahlreiche Umbauten in der Roonstraße sowie der Neubau der Ehrenfelder Synagoge in den Jahren 1926/27 fußen auf seinen Entwürfen. Und auch die Friedhofs- und die Trauerhalle des jüdischen Friedhofs in Bocklemünd entstanden 1930 nach seinen Plänen.

 

Dieses Leben wurde durch das NS-Regime beendet. Mit der Machtübernahme der Nazis und der späteren Zerstörung vieler von ihm entworfener und mitgestalteter Gebäude, allen voran die Synagogen in Körnerstraße und Roonstraße, bricht Robert Sterns bisheriges Leben Stück für Stück auseinander. 1936 emigriert Stern mit seiner Frau Heddy nach London, kehrt jedoch danach noch mehrfach nach Köln zurück. Nach den Verwüstungen der Novemberpogrome 1938 bereitet Stern schließlich seine Emigration in die USA vor, bekommt ein Einwanderungsvisum für sich und seine Frau und findet Zuflucht in New York. Der einzigen Tochter des Ehepaares, Ilse Meta Salinger (*1912), ist dieser Weg verwehrt: Zusammen mit ihrem Mann und dem gemeinsamen Kind wird sie nach Auswitz deportiert und stirbt dort 1944. Diese brutale Auslöschung der Kinder- und Enkelgeneration zeichnet Stern schwer, und er verkraftet sie sein Leben lang nicht. Das neue Leben in New York ist zwar ein Leben – immerhin, jedoch eines, in dem der Verlust des verlorenen Lebens klafft. Stern findet nie mehr die Kraft zur weiteren Ausübung seines erlernten Berufs. Er arbeitet als Vertreter für Bürsten und Reinigungssachen und stirbt von harter Arbeit gezeichnet, vereinsamt und verarmt 1964 in einem New Yorker Krankenhaus.

Die Häuser in der Titusstraße sind die einzigen nach dem Krieg weitgehend original erhaltenen Bauten Robert Sterns in der Südstadt. Als „herrschaftliche Etagenhäuser“ und „vis-à-vis dem wundervollen Römerpark“ – so beschreibt er sie selbst in einem Inserat im Stadt-Anzeiger 1912 –  stehen sie noch heute und ziehen eine feine Spur zum Leben, Werk und Schicksal eines für Köln bedeutenden Mannes. Sie sind ein Zeugnis des einstigen jüdisches Lebens in der Südstadt, das in dieser Form heute nicht mehr existiert.
 

 

 

Sarah Nünning studiert seit vier Jahren Germanistik und Anglistik in Köln. Auf dem norddeutschen Land aufgewachsen, verschlug es sie nach dem Abitur erst einmal in die weite Welt. Nach Reisen, Arbeiten und jede Menge Erfahrungen in den USA landete sie schließlich in der Domstadt  – für sie heute neue, zweite Heimat. Sie schreibt gerade ihre Abschlussarbeit und jobbt nebenbei als Redaktionshilfskraft in einem Kölner Verlag. 

Text: Gastbeitrag

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