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Bildung & Erziehung Neuigkeiten

Erweiterungsbau KiTa Oberländer Wall: Verwirrung oder Verschleierung?

Dienstag, 28. Juni 2011 | Text: Wassily Nemitz | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Die Entscheidung der Stadt Köln, die städtische Kindertagesstätte am Oberländer Wall 31 zu erweitern, stößt auf erheblichen Widerstand bei den betroffenen Eltern. Geplant sind zwei Maßnahmen zur Schaffung neuer Kindergartenplätze, insbesondere für Unter-3-Jährige: Zum einen soll in dem Bestandsgebäude bereits ab September eine zusätzliche, sechste Gruppe untergebracht werden; und zwar dort, wo sich jetzt der Sportraum der KiTa befindet. Zum anderen ist eine bauliche Erweiterung „in Leichtbauweise“ geplant (s. „Mehr Platz für die Pänz: Südstadt-KiTas werden erweitert“).
 

 

Blick auf der Gelände neben der KiTa, auf dem der Erweiterungsbau entstehen soll

 

Gegenüber beiden Planungen haben die Eltern erhebliche Bedenken. Beate Warneck, Mutter einer 4-jährigen Tochter, befürchtet zahlreiche Konsequenzen für die Kinder, sollte die sechste Gruppe tatsächlich im Bestandsgebäude angesiedelt werden: Aus ihrer Sicht heraus gäbe es dann zu wenige Toiletten, die Sicherheit der Kinder könne eventuell nicht mehr gewährleistet sein und darüber hinaus wäre die KiTa gerade im Winter, wenn draußen nicht gespielt werden kann, schlicht zu klein.

Dass mit einer baulichen Erweiterung des Kindergartens mindestens 40% der Spielfläche auf dem Hof verloren gingen, bringt Warneck mindestens genauso stark auf die Palme: Sie könne es nicht nachvollziehen, dass die Stadt keinerlei Alternativen in Betracht gezogen habe. Auch Edda Fischer, ebenfalls Mutter eines Kindergarten-Kindes, ärgert das Verhalten der Stadt. Zwar sei verständlich, dass händeringend nach einer Unterbringungsmöglichkeit für Unter-3-jährige gesucht werde. Dass nun an einer der ungünstigsten Stellen neu gebaut werden soll, sei jedoch nicht hinnehmbar.

 

Was auf jeden Fall ausbaufähig zu sein scheint, ist die Kommunikation seitens der Stadt über die geplante Erweiterung. Ein Info-Abend in der KiTa wurde derart kurzfristig angesetzt, dass gerade einmal eine Handvoll Eltern erscheinen konnten – und die fühlten sich dann auch noch völlig fehl am Platz. Die Veranstaltung sei vielmehr für Anwohner gedacht, sei seitens der städtischen Vertreter gesagt worden. Die Anwohner aber hatten überhaupt keine Information darüber erhalten, dass die Veranstaltung stattfand.

 

Von Seiten der Stadtverwaltung gibt es außer dem Hinweis, eine Machbarkeitsstudie sei in Auftrag gegeben worden, keinerlei Informationen über den Ausbau – offensichtlich herrscht bei der Stadt selbst Verwirrung darüber,  was genau geplant ist. Heike Ritico, ebenfalls Mutter, berichtet, dass städtische Vertreter überrascht gewesen seien, als sie die tatsächliche Größe des Kindergarten-Außenareals gesichtet hätten. In ihrer Vorstellung sei es viel größer gewesen.

Andererseits sind nach Angaben von Edda Fischer beim Info-Abend bereits Baupläne und ein Modell durch das Architekturbüro „Rheintreue“ vorgestellt worden. Diese hätten eine Verkleinerung der Kindergarten-Außenfläche um mindestens 40 % vorgesehen, berichtet Fischer – also eine kleinere Fläche für noch mehr Kinder. Unzumutbar, befinden Fischer und Warneck.

 

Gerade weil die Lösung nur als Provisorium für etwa fünf Jahre gedacht sei, wünscht sich Edda Fischer flexiblere, kreativere Lösungen. Konkret stellt sie sich das Gelände der ehemaligen Dom-Brauerei an der Alteburger Straße als mögliche Alternative vor – dafür sei allerdings eine engere Kommunikation zwischen Stadt und dem Land Nordrhein-Westfalen, dem das Grundstück gehört, erforderlich.

 

Neben den Bedenken der Eltern zum Wohl ihrer Kinder hinaus steht auch die Frage, ob die geplante Erweiterungsfläche überhaupt genutzt werden darf. Denn unmittelbar an die Außenfläche der KiTa grenzt der denkmalgeschützte Friedenspark. Schränkt ein Erweiterungsbau das Denkmals ein, wird es dadurch sogar beschädigt? Das Amt für Denkmalpflege war für eine Stellungnahme gestern nicht zu erreichen.

 

Klar ist also die Unklarheit: Bei der Stadt kann niemand gesicherte Informationen über den weiteren Prozess liefern, niemand scheint sich zuständig zu fühlen. Gerade in einer Kindertagesstätte sollte es möglich sein, frühzeitig mit Eltern in einen Kommunikationsprozess einzusteigen – auch, wenn die Stadt unter Zeitdruck steht, den sie nicht zu verantworten hat. Denn sonst bleiben Eindrücke wie dieser hier von Edda Fischer: „Für die Rechte von Hühnern wird gekämpft, aber dieser geplante Kindergarten erscheint uns wie eine Legebatterie. Die Kinder werden regelrecht eingesperrt.“

 

Text: Wassily Nemitz

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