Es droht Zoff: Neuer Bewerber für den Weihnachtsmarkt auf dem Chlodwigplatz
Donnerstag, 14. März 2019 | Text: Susanne Wächter | Bild: Stefan Rahmann
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
Der Winter ist gerade erst vorüber, das Osterfest naht, aber in der Südstadt stehen die Zeichen auf vorweihnachtliche Besinnlichkeit. Genauer gesagt befasst man sich gerade mit dem Weihnachtsmarkt. Und dieser birgt mal wieder Zündstoff. Der Chlodwigplatz gerät ins Visier. Nachdem sich die ABC und IG Severinsviertel nach langem Streit geeinigt haben, abwechselnd den Weihnachtsmarkt auf dem Platz auszurichten, kommt nun ein dritter Bewerber ins Spiel. Beworben hat sich auch die Mena Colonia Event GmbH um die Ausrichtung. Offenbar kein unbekannter Veranstalter von solchen Märkten, wie die beiden Interessengemeinschaften herausgefunden haben wollen.
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fbs – evangelische FamilienbildungsstätteEine eigene kurze Google-Suche bleibt weitgehend erfolglos. Webseite? Fehlanzeige. Wer sucht, findet lediglich Handelsregistereinträge und eine Geschäftsführerin mit dem Namen Charmaine Maria Lemoine. Der Name steht auch im Konzept, das Mena Colonia im Juni letzten Jahres beim Vergabeamt der Stadt eingereicht hat. Damals saß das Unternehmen noch in Porz-Zündorf. Seit dem 8. November 2018 lautet die Firmenadresse Hohenzollernring 57. Die Rufnummer der Eventagentur gehört allerdings zu Bedburg im Rhein-Erft-Kreis.
Fader Beigeschmack für die Interessenvertretungen
Für die Interessenvertretungen der Geschäftsleute in der Südstadt hat dies alles einen faden Beigeschmack. Sie haben selbst recherchiert und wollen herausgefunden haben, dass es sich um eine weit verzweigte Schaustellerfamilie handeln soll, die zwischenzeitlich offenbar häufiger Weihnachtsmärkte organisiert. Künftig vielleicht auch den auf dem Chlodwigplatz. Der Stadt sei die Eventagentur durch die Organisation von Straßenfesten bekannt, teilt Lars Hering vom städtischen Presseamt auf Nachfrage mit. Ob ein Antragssteller eine Webseite hat und/oder telefonisch erreichbar ist, scheint für die Stadt nicht relevant. „Die Daten der Antragssteller werden, sofern die Antragssteller nicht bereits bekannt sind, mit der Gewerbemeldedatei abgeglichen. Die Beurteilung der ordnungsrechtlichen Genehmigungsfähigkeit des Weihnachtsmarktes erfolgt aufgrund der eingereichten Unterlagen“, heißt es in der schriftlichen Antwort der Stadt weiter. Wie die Geschäftsführerin von Mena Colonia „Meine Südstadt“ auf Anfrage sagte, hat das Unternehmen in den vergangenen vier Jahren das Adventdorf am Dom veranstaltet.
IG Severinsviertel wäre eigentlich am Zug
Eigentlich wäre auf dem Chlodwigplatz in diesem Jahr die IG Severinsviertel am Zug. Davon ist auch deren Vorsitzender Dr. Thorsten Fröhlich bislang ausgegangen. So war es abgemacht. Doch es könnte alles anders kommen, weil es diesen weiteren Bewerber gibt. Fröhlich weiß nicht recht, wie er auf den Mitbewerber reagieren soll. Es sei sein gutes Recht, sich ebenfalls für den Weihnachtsmarkt zu bewerben. Verstehen würde er eine Zusage für Mena Colonia aber nicht. Auch weil ABC und die IG Severinsviertel jetzt eine friedliche Lösung gefunden haben, sich abwechselnd um den Weihnachtsmarkt zu kümmern. Aber auch, weil sein Konzept eine schöne lokale Lösung beeinhaltet. „Es wäre nur fair, wenn die Politik sich für unser Konzept entscheiden würde“, so Fröhlich.
„Wenn zwei sich öffentlich streiten, kommt ein Dritter ins Spiel“, kommentiert Bezirksbürgermeister Innenstadt, Andreas Hupke, die neue Sachlage um den Weihnachtsmarkt auf dem Chlodwigplatz. Nachdem sich die beiden Hauptakteure der Südstadt, die Aktionsgemeinschaft Bonner Straße, Chlodwigplatz (ABC) und die Interessengemeinschaft Severinsviertel einigten, den Platz mit einem Weihnachtsmarkt wechselweise zu bespielen, liegt den Bezirksvertretern der Innenstadt nun dieser dritte Bewerber vor. Wer den Zuschlag erhält, entscheidet die Bezirksvertretung Innenstadt in ihrer nächsten Sitzung am Donnerstag, 21. März, ab 16 Uhr im Spanischen Bau des Rathauses.
Vringsveedel-Advent mit Vier-Meter-Tanne
Auch Alice Baker Vorsitzende der ABC, ist bislang davon ausgegangen, dass die IG Severinsviertel den Weihnachtsmarkt ausrichtet. Und sie ist sauer. „Es gibt ein Platzkonzept für den Chlodwigplatz. In dem steht, dass die Fläche von Südstädtern für die Südstadt bespielt werden soll. „Antragssteller müssen laut Konzept aus der Südstadt stammen“, sagt Baker. Mena Colonia Event habe überhaupt keinen Bezug zur Südstadt und das Konzept, ja das sei auch nur abgekupfert von dem der ABC. Zwar sei die ABC für dieses Jahr raus, was die Weihnachtsmarktorganisation angehe, doch ein Aufreger ist die Angelegenheit für sie allemal.
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fbs – evangelische FamilienbildungsstätteDie IG Severinsviertel plant vom 25. November bis zum 23. Dezember dieses Jahres auf dem Platz einen „Vringsveedel-Advent“. 19 Hütten sollen den zentralen Mittelpunkt bilden, umrahmt von Tannengrün und einem vier Meter hohen Tannenbaum. Die Severinstorburg soll farbig angestrahlt werden, frei nach dem Motto: „Geschichte erleeve“. Dazu sollen Fotos, Filme und Texte auf die Torburg projiziert werden. Eine Bühne soll es nicht geben, dafür viel Lokalkolorit aus dem Veedel und Künstler und Händler aus der Südstadt, die sich wechselweise in die Buden einmieten können. „Wir achten dabei darauf, dass sich jeder die Miete leisten kann“, so Fröhlich dazu. Sozial will man sich ebenso engagieren. Pfand zum Bespiel kann zurückgegeben oder gespendet werden.
Mitbewerber soll Antrag zurückziehen
Lokalkolorit aber will auch Mena Colonia Event auf den Chlodwigplatz bringen. So heißt es in deren Konzept, dass die Mitglieder der beiden Interessenvertretungen Vorrang vor allen anderen Händlern haben sollen. Auch werde man sich mit den Interessenvertretungen zusammensetzen. „Wir gehören keiner Werbegemeinschaft an. Demnach können wir Mitglieder der Werbegemeinschaften Aktionsgemeinschaft rund um Bonner Straße/Chlodwigplatz e.V., sowie der IG Severinsviertel e.V. bevorzugt berücksichtigen. Alle Interessengemeinschaften werden von uns
angeschrieben und deren Mitglieder bevorzugt berücksichtigt“, heißt es im Vorwort des Bewerbungsschreiben an die Stadt. „Mit uns hat sich noch niemand in Verbindung gesetzt“, sagt Baker von der ABC. Auch mit Fröhlich hat noch niemand gesprochen. Für ihn komme auf es auf keinen Fall in Betracht, mit der Eventagentur zusammenzuarbeiten. Entweder entscheide sich die Politik für die IG Severinsviertel oder eben nicht. Dafür wurde offenbar eine der Interessenvertretungen der Geschäftsleute bereits aktiv, wie die Geschäftsführerin Charmaine Maria Lemoine auf schriftliche Nachfrage per Mail antwortet. „Mittlerweile sind wir von einem Mitglied kontaktiert worden, wir sollten doch unseren Antrag zurückziehen, den Zuschlag bekäme nur eine der beiden Interessengemeinschaften“, schreibt Lemoine der Rundschau. Und sie ergänzt, dass sie einen sehr weihnachtlichen Markt ausrichten wolle. Im Vordergrund soll die christliche Geschichte stehen und in der Mitte ein Weihnachts-Turm.
Das letzte Wort haben die Bezirksvertreter
Das letzte Wort haben nun die Bezirksvertreter am nächsten Donnerstag. Sollte keine Einigung für eines der beiden vorliegenden Konzepte erzielt werden, findet in diesem Jahr mal wieder kein Weihnachtsmarkt statt. „Wir werden das nach bestem Wissen und Gewissen entscheiden“, kündigt Bezirksbürgermeister Hupke an. Und erklärt weiter, dass ein solcher Weihnachtsmarkt die Geschäfte vor Ort stärken soll.
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Kommentare
Mit Verlaub: Aber sonderlichen Veedelsbezug hatte der letzte Weihnachtsmarkt auf dem Chlodwigplatz – allen entsprechenden Ankündigungen zum Trotz – nicht. Im Gegenteil: die meisten Buden waren genauso auch auf den anderen 217 Weihnachtsmärkten in Köln zu finden. Verwunderlich ist dies nicht, denn auch das Südstadtfest, welches so vielversprechend begonnen hatte, ist mittlerweile – zumindest in weiten Teilen – ein Fressbudenfest mit den üblichen kommerzielen Angeboten. Schade! Wer auch immer den Weihnachtsmarkt in diesem Jahr organsiert: Ich würde mir jedenalls wünschen, dass es in diesem Jahr einen echten Südstadt-Veedels-Weihnachtsmarkt gibt! Die Hoffnung stirbt bekanntlich zuletzt…