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Politik Wahlen

„Es kommt auf jeden Einzelnen an“

Sonntag, 11. Oktober 2015 | Text: Judith Levold | Bild: Barbara Siewer

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Unter den glorreichen Sieben, die für den Posten des/der OB kandidieren in Köln, ist auch jemand aus der Südstadt: Dr. Mark Benecke, international renommierter Kriminalbiologe, privat überzeugter Vegetarier und Freund intelligenter Satire. Er tritt für „DIE PARTEI“ an, deren NRW-Landesvorsitzender er zugleich ist. Ich habe Marky Mark, wie er E-Mails gerne signiert, in seinem Institut im Vringsveedel, dort in seinem Arbeitszimmer, getroffen – und nachdem die Fotografin fertig war mit Shooten, durfte ich mit ihm reden.

Meine Südstadt: Warum wollen Sie OB von Köln werden?
Mark Benecke: Ja, einer musset ja machen!

Das ist ja keine Antwort, denn „einer“ macht es ja sowieso…
Ja, okay, also dann eben: einer, der es kann!

Was macht Sie denn zum Könner?
Der Glaube an das Gute.

Das klingt aber ein bisschen mau…
Die anderen haben ja slogantechnisch nichts zu bieten, wir wollten etwas Schönes, Wahres…

Ist denn die OB-Kandidatur als Reaktion zu verstehen auf die gängige Politik?
Es ist eine ergänzende Erneuerung zu normaler Politik. Ich hoffe, dass ich gewählt werde, es wird alles eine Frage der Wahlbeteiligung. Je niedriger die Wahlbeteiligung, desto besser für uns, weil: unsere Leute wählen ja.

Haben Sie Pläne, etwa für einen Umbau der Verwaltung, damit es da geschmeidiger läuft?
Ich war in Hermannstadt (rumänische Stadt, politisch in der Hand der deutschen Minderheit siebenbürgischer Sachsen, Bürgermeister bis 2014 war der jetzige Staatspräsident Klaus Johannis; Anm. der Redaktion) und hab mir angeguckt, was der Kollege da gemacht hat. Und der hat es ja auch geschafft, das war vorher ein total korrupter Sumpf, wo jeder jeden deckt. Natürlich sind nicht alle in einer Verwaltung korrupt, da sind auch viele gute Leute, die aber nicht zum Zuge kommen. Da muss man das Gute fördern und die anderen feuern – das hat der Kollege in Hermannstadt ja gemacht und zwar evidenzbasiert: Wenn jemand nachgewiesen korrupt ist, wird er gefeuert, ohne Diskussion. Als OB mache ich das auch, anders geht´s ja nicht.

Klingt irgendwie bestechend, denke ich bei mir, und will gerade danach fragen, was denn seine genaue Definition von Korruptheit sei, da legt er mit einem anderen Thema los, bei dem viele wohl auch eine Menge Korruptheit vermuten, bei dem es aber nun schon gut sechs Jahre dauert, die genauen Vorgänge und Verantwortlichkeiten aufzuklären: Der Einsturz des Stadtarchivs an der Severinstraße, mutmaßlich Folge des Nord-Süd-Bahn-Baus.

Mark Benecke: Die KVB darf man ja nicht erwähnen im Wahlkampf, das ist ja quasi zensiert, obwohl da die Bauplanung und dann die Bauaufsicht ein Witz waren. Aber das ist ja schon ein alter Hut. Viel lustiger ist das Biotop, das sich da gebildet hat, wo das Stadtarchiv abgesoffen ist: Die Algen, die weißen Gebilde, die sich aus dem flüssigen Stickstoff zur Kühlung bilden – der Mensch guckt da rein wie in ein tropisches Bad. Eine Generation von Kindern wächst mit dem stinkigen Loch auf… das ist fast wie ein Märchen. Aber dieses Beharren am Bekloppten, das ist sehr Kölsch.

Was ist denn aber mit anderen, drängenden Problemen in der Stadt, wie mangelndem Wohnraum…
Bei drängenden Problemen kannst Du keine Maßnahmen wie ein Diktator durchdrücken. Die Bürger müssen -auch bei preiswerten Vermietungen- den Arsch hochkriegen, alle müssen mitmachen, und es kommt auf jeden Einzelnen an. Du kannst nur Vorbild sein, auf der Straße sein. Da muss man sich um die Stimmung kümmern, es muss gehen, wie die Kanzlerin sagt: Das kriegen wir schon hin.

Ja, aber eine Verwaltung hat doch auch Aufgaben, sie muss sich doch auch um die Handhabung kümmern, zum Beispiel um die Flüchtlinge…
Ich unterstütze nicht den Ruf nach der Stadtverwaltung, es kommt auf jeden einzelnen an. Bei den Flüchtlingen entscheidest Du selbst, ob Du Dich am Bahnhof wie ein Arsch verhältst oder „willkommen“ sagst. Eine Stadtverwaltung ist dazu da, die Bürgeraktivitäten zu fördern und die Mittel der Verwaltung sind da weitreichend. Es müssen Rahmenbedingungen in der Verwaltung geschaffen werden zur Kooperation mit den Bürgern, die Verwaltung muss den Bürgern zuhören und diese müssen hartnäckig bleiben.

Herr Benecke, danke für das Gespräch.

 

Unsere Zeit ist um, in Mark Beneckes Küche steht schon ein Kamerateam des WDR, um ihn zu portraitieren und mit ihm auf die Straße zu gehen. Till Quitmann hat den Film gemacht, zu sehen auf der Mediathek der WDR Lokalzeit aus Köln.
 

Text: Judith Levold

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