Essen aus Köln – Kongress in der Südstadt
Montag, 15. Januar 2018 | Text: Stefan Rahmann | Bild: Stefan Rahmann
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Die, die immer da sind, waren natürlich da. Und ziemlich viele von den anderen. Rund 150 Teilnehmerinnen und Teilnehmer wurden gezählt beim Barcamp „Essbare Stadt“ im Friedrich-Wilhelm-Gymnasium. Eingeladen hatten die Agora, bekannt geworden als Organisatorin der Tage des guten Lebens, der Kölner Ernährungsrat und der Verein „Taste of Heimat“. Pünktlich zur Veranstaltung präsentierten die Veranstalter einen Aktionsplan „Essbare Stadt Köln“, an dem 100 Personen aus unterschiedlichen Initiativen und Privatleute mitgeschrieben haben.
Aktionsplan soll verbessert werden
Martin Herrndorf, der gemeinsam mit Anna Wissmann das Eröffnungsplenum in der der Aula des FWG moderierte, erklärte, dass der aktuell vorgelegte Plan ein vorläufiger sei: „Jeder ist aufgerufen, den Plan zu verbessern. Die Abstimmung in den Gremien der Agora und des Ernährungsrates sowie mit den Stellen der Stadt sind noch nicht abgeschlossen.“ Anna Wissmann ergänzte, dass es in absehbarer Zeit Ziel sei, den Aktionsplan zur Grundlage eines Ratsbeschlusses zum Thema „Essbares Köln“ zu machen.
Worum geht es?
„Bei der Essbaren Stadt Köln geht es um Erzeugung von Lebensmitteln für Mensch und Tier, mit Menschen aus und in der Stadt und im städtischen Umfeld“, lautet die Arbeitsdefinition derer, die an dem Plan mitgeschrieben haben. „Dies leistet einen konkreten Beitrag zu einer anderen Ernährung aber auch zu einem neuen Bewusstsein für Ernährungsfragen, für Nachbarschaft und Gemeinschaft, für Empowerment und das Erlernen neuer Fähigkeiten, Gesundheit, Klimaschutz sowie die Bewahrung und Förderung von Artenvielfalt und Biodiversität“ heißt es weiter. Gefordert werden mehr Gemeinschafts- und Firmengärten, die Anpflanzung von essbaren Pflanzen in öffentlichen Grünanlagen. Private sollen befähigt werden, in Hausgärten, auf Balkonen und Fensterbrettern zu gärtnern. Die Schrebergärtner seien, so der Aktionsplan, „die Pioniere der Essbaren Stadt“. Die Autoren des Aktionsplan wünschen sich eine Erweiterung bestehender Kleingartenanlagen um zehn Prozent. Gärtnern zum Beispiel in Schulen und anderen öffentlichen Einrichtungen soll den Menschen die Themen Gärtnern und Ernährung näher bringen.
30 Sessions beim Barcamp
Das geschah beim Barcamp in den 30 sogenannten Sessions, die früher Workshops hießen. Aber Essen ist ja ein generationenübergreifendes Projekt. Das war wohl gemeint, als Moderator Herrndorf die Anwesenden um Kooperation bat: „Die unter Dreißigjährigen erklären den über Dreißigjährigen, was ein Hashtag ist. Dafür erklären die über Dreißigjährigen den Jüngeren, was Widerstand ist.“
Vorerst kein Wein an der Torburg
Petra Krubeck zum Beispiel erklärte in ihrer Session zum Thema Permakultur, dass damit nicht das Gärtnern in Terra-Preta-Boden gemeint ist, sondern „eine Planungsmethode für Gärten, um Kreisläufe in Anlehnung an die Natur zu gestalten“. Bei allem, was man im Garten anstelle, müssten unter den Bedingungen von Permakultur Ursache und Wirkung beachtet werden. Ein Baum neben einem Teich werfe Schatten und verhindere die Algenbildung, die in einem stehenden Gewässer bei ungehinderter Sonneneinstrahlung unweigerlich zum Problem werde. Krubeck, Mitarbeiterin im Permakultur Institut, nannte es absurd, „wenn manche Zeitgenossen im Garten das Laub in Säcke packen, das dann zur Müllkippe fahren und auf dem Rückweg beim Baumarkt Rindenmulch kaufen, um ihre Beete zu mulchen“. In weiteren Workshops erfuhren die Teilnehmer von Stefanie Breil und Iris Pinkepank, wie man dafür sorgt, dass es Bienen in der Stadt besser geht. Manfred Kreische erläuterte das Konzept des globalen Dorfs, Gärtner der Kölner Gemeinschaftsgärten erklärten, wie man einen ebensolchen gründet. Stadtwinzer Thomas Eichert berichtete wortreich von seinem Versuch, den Pinkelberg an der Severinstorburg zum Weinberg aufzuhübschen. Nachdem die politischen Gremien grünes Licht gegeben hätten, ständ die Ampel seit kurzem wieder auf Rot. „Die haben mir geschrieben, dass die Gefahr bestehe, dass mir ein Stein aus der Mauer auf den Kopf fällt, wenn ich an den Weinstöcken arbeite. Das habe ein Gutachter bestätigt. Jetzt müsse die Mauer erstmal gründlich untersucht werden.“
Die Frage aller Fragen
Der Weg zur essbaren Stadt bleibt steinig. Und die Antwort auf die alles entscheidende Frage, die im Zentrum des Barcamps stand, ist auch noch nicht gegeben: „Köln – eine Stadt errichtet auf fruchtbarstem Boden, mit privilegiertem Klima, eine Stadt, die den ersten Ernährungsrat der Republik etabliert hat, die Himmel und Erde isst, mit einer Sprache, die man trinken kann, mit einer engagierten Oberbürgermeisterin und einer Million klugen Köpfen, eine Stadt, die allem Lebendigen seinen Raum lässt, könnte das eine Stadt sein, in der das wieder in die Mitte der Stadt rückt, was doch der Anfang von allem ist – unsere Lebensmittel und ihr Anbau?“
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