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Gesellschaft Südstadt

Et jeiht widder loss – oder: Wird das Dixi-Klo den Südstadt-Karneval retten?

Dienstag, 6. November 2018 | Text: Markus Küll | Bild: Markus Küll

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Noch fünf Tage und es geht wieder los: der Elfte im Elften war in der Südstadt einer der großen Aufreger des Jahres 2017. Unmengen von feierwütigen „Immis“, ganze Bäche von flüssigen Ausscheidungen und der „Pinklerberg“ an der Severinstorburg verwandelten die sonst so ruhige Südstadt in eines der Feuchtgebiete des Karnevals – Meine Südstadt.de berichtete damals so… Wie wird es in diesem Jahr? Meine Südstadt.de hat mit der Stadt, Wirten und Passanten gesprochen. Die Resonanz ist einhellig: die Südstadt freut sich auf den Strassenkarneval und erwartet einen fröhlichen „Elften im Elften“ – ohne Katastrophenwarnung und ohne Katastrophenstimmung.

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Tom und Vince sitzen in der Nachmittagssonne vor der Ubier-Schänke. Beide sind sich einig: sie freuen sich auf den Auftakt der Session. Tom, der engagierte Karnevalist, ist Mitglied in einem Traditions-Korps und wird den Elften im Elften feiern, wie er es seit vielen Jahren tut: in einer Kneipe in der Südstadt – unbeeinflusst vom möglichen Trubel auf der Straße.

Tom feiert in der Kneipe.

„Für mich ist der 11.11. der Startschuss für die Fünfte Jahreszeit. Es verkörpert für mich so viel von dem, was wir Kölsche an Lebensfreude, an Freundschaft, an Liebe zu dieser Stadt, an Liedgut und Brauchtum haben. Es ist für mich der Auftakt zu einer der schönsten Zeiten des Jahres.“ Den besonderen Charme des Feierns in der Südstadt macht für ihn aus, daß „man hier mit den Menschen feiert, die auch hier leben. Es gibt allerdings auch viele Besucher, die den Karneval falsch interpretieren: als Gelage, als Besäufnis und als sexuelles Erlebnis. Der kölsche Fasteleer hat aber immer mit Würde, Respekt und viel Spaß zu tun.“

Vince würde nie vor einem Pub Schlange stehen.

Das musste Vince, Engländer aus Essex, der seit 20 Jahren in der Südstadt lebt, erst lernen, als er zu seinem ersten Karneval aus Engelskirchen in die Südstadt kam:“ As am Englishman I love carneval but over the years I had to learn how to deal with the special way of partying and everyone flirting with each other…But it’s not really in my soul as it is for the people living here.“ Obwohl Engländer, schreckt ihn das „Schlangestehen“ vor einer Kneipe ab: „ Standing in a queue for three hours in front of a pub – I’m never gonna do that.“

Die Wirte freuen sich auf den Elften im Elften

„Einen wunderschönen Tag, den wir schon seit 40 Jahren feiern“ nennt Peter Mathissen, Wirt der Traditionskneipe „Zum Pitter“ auf der Merowingerstraße, den Auftakt des Karnevals. Sorgen um den Charakter des Fasteleers im Veedel hat er nicht: „Ich denke, es wird jedes Jahr ein bisschen besser. Touristen sind auf jeden Fall auch gut – neue Gäste beleben das Geschäft“.

Peter Mathissen hofft auf gute Geschäfte.

Security vor der Kneipentür sorgt dafür, daß alle Gäste im „Pitter“ ausgelassen feiern können. „ Wer um ein Uhr nicht mehr laufen kann, muss leider nach Hause gehen.“ Zum Thema „Wildpinkler“ vertraut er auf die Maßnahmen der Stadt, die im Rahmen des „Runden Tischs“ beschlossen wurden.

Runder Tisch und 700 Dixi-Klos

Daniel Rabe, umtriebiger Südstadt-Gastronom („Bagatelle“, „Brasserie aller Kolör“) war Teilnehmer am „Runden Tisch“ und ist überzeugt, daß die Maßnahmen, die dort beschlossen wurden, greifen werden: „Der Runde Tisch der Stadt Köln war überraschend gut aufgestellt. Besonders die Vertreter von AWB, Polizei, KVB und vom Grünflächenamt sind überragend strukturiert in ihrer Arbeit. Wir konnten uns letztes Karneval schon anschauen wie die Maßnahmen gegriffen haben. Jetzt wird es noch besser werden. Überall Mülltonnen- und Container, die Toilettensituation wird weiter verbessert und Ordnungsamt und Polizei „sichern“ das Veedel.“ Konkret heisst das nach einer Pressemitteilung der Stadt Köln: Insgesamt werden am Karnevalsauftakt 700 Dixi-Klos in den Feier-Zonen aufgestellt.

„Freiwillige Glasabgabemöglichkeit

In der Südstadt wird eine „freiwillige Glasabgabemöglichkeit“ geben. „Feiernde können hier, wie in den Glasverbostzonen in der Altstadt und im Kwartier Latäng, den Inhalt ihrer Glasbehältnisse in von der Stadt Köln zur Verfügung gestellte Becher umfüllen und ihr Glas in bereitgestellte Müllbehältnisse entsorgen“, heißt es von der Stadt. Beim Straßenkarneval Anfang des Jahres hat Daniel Rabe beobachtet, daß sich die Party-People sogar gegenseitig disziplinieren: „Wenn an den Jecken Tagen im Februar jemand wild pinkeln wollte, standen immer direkt drei andere da und haben gesagt ,Alter, geh doch aufs Dixi‘. Da hat die Debatte schon etwas bewegt…“

Insel im Geschehen: Premiere für den „Weinladen Südstadt“

Für Sebastian, den Oberpfälzer und Gastgeber im „Weinladen“ ist es der erste Karneval als Wirt. Er stellt sich auf bewährte Elemente des Straßenkarnevals ein: erstmals gibt es Kölsch vom Fass im Weinladen – und Security vor der Tür. Er öffnet an diesem diesem Tag bereits um 09:00 Uhr für ein „Sekt & Mett-Frühstück“, um dann „in den normalen Karnevalsbetrieb“ überzugehen.

Sebastian ist beim Thema Karneval Romatiker. Noch.

„Wir haben die romantische Vorstellung, daß bei uns die Insel ist, wo nett gefeiert wird. Wir haben auch die Vorstellung, daß wir unseren Elften im Elften gegen 18 Uhr zu Ende bringen, bevor man nur noch das eskalative Publikum hat.“ Brauchtum, Eskalation und Dixi-Klos – ein normaler Karnevalsauftakt zwischen Severinsbrücke und Bonner Wall. Wir werden berichten.

Text: Markus Küll

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