Express yourself!
Dienstag, 23. Februar 2021 | Text: Bettina Brucker | Bild: Stefan Rahmann/Bettina Brucker
Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten
Orange, Gelb, Weiß. Intensiv leuchtet das Haus Nummer 16-20 am Severinswall. Links und rechts sind zwei Kinder abgebildet. Ein Hingucker ist der Fassadensockel des Flüchtlingsunterkunft seit Anfang des Jahres. Gucken, fotografieren, stehenbleiben und darüber reden ist hier gerade voll angesagt. Und was steckt hinter dem Kunstwerk?
Anzeige
Meine Südstadtpartner
Thai Gourmet am Ubierring – Köstlichkeiten aus Vietnam und ThailandVerantwortlich für die Wandgestaltung ist das Kölner Künstlerkollektiv BRAND. Nachdem das Kollektiv ein Stipendium erhalten hatte, kam es im letzten Sommer beim Gang durch die Südstadt zur entscheidenden Begegnung: Vor der Flüchtlingsunterkunft – damals noch dunkel, trist, beschmiert und beklebt – spielten Kinder. Sie taten so, als ob sie die Hauswand mit einem Edding taggen würden. Durch diese witzige Szene entstand die „Geschichte“, die hinter der Wandgestaltung steckt.
Ecken und Kanten verschwinden
Bei „Express yourself“ geht es um die Anfänge des Sprühens. Den Spaß dabei. Und dass man alles vergisst, was um einem herum passiert, wenn man ganz bei sich ist. So wie die beiden Kinder, die hier groß und fotorealistisch in Schwarzweiß dargestellt sind. Sie probieren sich aus – und werden beim Sprühen erwischt.
Das Mädchen lässt erschrocken die Sprühdosen fallen. Der Junge, links, hat noch nichts mitbekommen. Er ist noch ganz ins Sprühen vertieft. Wer genau hinschaut erkennt, dass die Wand aus vielen Vorsprüngen, Türen und Toren besteht. Es ist keine gefällige glatte Fläche, wie sie üblicherweise fürs Sprühen gewählt wird. Sie ist schwierig zum Gestalten. Doch die Künstler haben das durch ihr abstraktes Farb- und Formenspiel aufgebrochen. Die Ecken und Kanten „verschwinden“ aus der Wahrnehmung.
Jetzt immer Sauber
Die gesprühte Wandkunst kommt gut an, PassantInnen sind begeistert. Rolli-Wolli („Mich kennt hier jeder“) erzählt, dass es vor dem Haus jetzt immer sauber sei, während früher viel Müll rumgelegen habe. Er glaubt auch, dass die Wand nun nicht mehr beschmiert werde, weil sie so „toll angemalt ist“.
Anzeige
Meine Südstadtpartner
LutherkircheNoch ein kurzer „Blick hinter die Kulissen“ des Projekts: Der Name „BRAND“ wird deutsch ausgesprochen. Er steht symbolisch für die Farben Weiß über Gelb nach Orange, mit denen das Kollektiv arbeitet, und die an Feuer oder Sonnenuntergang erinnern. Beim Kollektiv BRAND schließen sich für einzelne Projekte immer wieder andere KünstlerInnen aus der Szene zusammen. Die einzelnen KünstlerInnen wollen nicht namentlich genannt werden, für sie steht das Kollektiv im Vordergrund. Für die Fotovorlagen des Jungen und des Mädchens standen Kinder aus dem familiären Umfeld der KünstlerInnen Modell. Es hätte aber auch jedes beliebige andere Kind sein können, so die KünstlerInnen. Die Stadt Köln, die dieses Wohnheim für Geflüchtet betreibt, die Eigentümerin des Gebäudes und das Kollektiv BRAND einigten sich schnell und durch das Stipendium konnten die KünstlerInnen dieses Urban Art-Projekt vollständig selbst finanzieren. Der Mehrwert der Arbeit liegt für die KünstlerInnen darin, dass sie etwas für Kids in einem Flüchtlingsheim in ihrer Stadt, und nicht einfach „nur etwas Schönes für einen Immobilienbesitzer“ gemacht haben. Einer der KünstlerInnen wohnt auch selbst in der Südstadt… Wer sehen will, wie die Wand gesprüht wurde, kann dies im Video EXPRESS YOURSELF, Brand X Love sehen.
Dir gefällt unsere Arbeit?
meinesuedstadt.de finanziert sich durch Partnerprofile und Werbung. Beide Einnahmequellen sind in den letzten Monaten stark zurückgegangen.
Solltest Du unsere unabhängige Berichterstattung schätzen, kannst Du uns mit einer kleinen Spende unterstützen.
Paypal - danke@meinesuedstadt.de
Artikel kommentieren