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Südstadt

Fair muss nicht viel kosten

Dienstag, 12. Dezember 2017 | Text: Nora Koldehoff | Bild: Tamara Soliz

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Bequem, schick, haltbar, nachhaltig und fair produziert und dann noch erschwinglich – kann das eine Kleidermarke leisten? Zwei Jungs wollen es mit einer eigenen Modefirma möglich machen.

Das in der Südstadt ansässige neue Label „Risto Saar“ für Kleidung im lässigen Skater-Stil  hat mit einem schlichten weißen Langarmshirt mit roten Ärmeln sein erstes Produkt auf den Markt gebracht. Das Besondere: Das Shirt kommt aus fairer Herstellung, deren Entstehungsweg von der Baumwollernte bis zum fertigen Produkt transparent dokumentiert ist.

Auf Zertifikate und Internetrecherchen allerdings wollten sich die beiden Gründer des Labels, Simon Baingo und Marken-Namenspate Risto Saar, nicht verlassen, und haben darum ihre Vertragspartner vor Ort aus- und aufgesucht.

Die beiden Jungunternehmer kennen sich seit Ewigkeiten, wie sie sagen: aus der gemeinsamen Zeit in der Waldorfschule in Chorweiler, an der sie erst im letzten Jahr Abitur gemacht haben. Zusammen hatten sie schon in der Schulzeit viele kreative Projekte umgesetzt. Daraus entstand der Wunsch, auch nach der Schule weiter zusammenzuarbeiten. Nach einer Indienreise gab Simon Baingo den ersten Anstoß: „Die Reise ging in eine Region, in der viele Firmen ihre Klamotten herstellen lassen. Vor allem konventionelle Sachen. Durch Zufall und persönliche Kontakte habe ich dann aber eine andere Werkstatt besucht, ein Frauenhilfsprojekt. Dort werden zum Beispiel Aufträge von dm und auch anderen, meist kleineren Firmen bearbeitet und Textilien biologisch und zu fairen Bedingungen hergestellt. Das war ein sehr beeindruckendes Erlebnis. Ich habe die Leute interviewt, einen kurzen Film gemacht und gesehen, wie es ihnen geht. Mich hat berührt, dass man in Sachen Textilindustrie auch gute Bespiele kennenlernen kann, weil man über diese Branche ja sonst eher Schlimmes hört und liest.“


Aus dem gemeinsamen Reiseerlebnis entstand die Idee.

Eine Produktion in Deutschland wäre nicht nur teurer, sondern würde sich auch insgesamt schwieriger gestalten. „In Indien“, gibt Simon Baingo zu bedenken, „ist die Industrie auf die Textilherstellung ausgerichtet, während es in Deutschland nur noch sehr wenige Nähereien, Strickerein und Färbereien gibt. Der vorgefärbte Stoff wird dann häufig doch von dort importiert, wo er eben hergestellt wird.

Zurück in Köln entstand aus dem gemeinsamen Reiseerlebnis die Idee, eine eigene kleine Mode-Linie herzustellen, die bequem ist, zum Skaten getragen werden kann und unter fairen Bedingungen hergestellt wird. „Erster Gedanke war dabei allerdings mal erst, vielleicht 50 Shirts herzustellen und im Freundeskreis zu verkaufen“, erzählt Baingo. „Aber der Gedanke wurde dann größer – und das Projekt auch.“ Darum sollte es noch einmal gemeinsam nach Indien gehen, um noch einmal die Werkstatt zu besuchen. Vor Ort stellte sich aber heraus, dass gerade dieses Unternehmen nicht über die Mittel verfügte, das herzustellen, was die beiden wollten und brauchten. Die vorhandenen Maschinen waren schlicht auf andere Produkte ausgelegt.

Ideenentwicklung mit Hindernissen

Auf der Suche nach einer neuen Werkstatt besuchten die beiden Kölner mehr als zwanzig Betriebe vor Ort. Alle hatten das Fairtrade-Siegel – aber mit keiner hätten die beiden ihren Prinzipien nach vereinbaren können, ihre Shirts zu produzieren. Einmal schien alles so passend und überzeugend – inklusive vorhandener anerkannter Biosiegel – dass ein Vertragsabschluss nur noch ein Formsache zu sein schien. Bis der vermittelnde Geschäftsmann sie darum bat, bei der Werkstattführung am nächsten Tag die arbeitenden Kinder doch bitte zu ignorieren und nicht zu filmen. Auch wenn sofort klar war, dass damit keine Geschäftsbeziehung zustande kommen würde, schauten Simon Baingo und Risto Saar sich den Betrieb trotzdem an und verfassten auf ihrer Homepage dazu einen Bericht.

„Es war in jedem Fall sehr interessant“, erinnert sich Risto Saar, „auch wenn es dann eher ein Negativ-Erlebnis war – und schockierend, das so zu sehen, gerade wenn alle Siegel und Zertifikate etwas anderes auszusagen scheinen.


Ein fairer Lohn gehört zu den Kriterien.

Von den umgerechnet etwa vier Euro, die ein Arbeiter in dem besichtigten Betrieb am Tag verdient, kann auch in Indien niemand seinen Lebensunterhalt bestreiten. Ein fairer Lohn aber gehört zu den Kriterien, die die beiden Überzeugungstäter aus der Südstadt als Grundvoraussetzung für eine Geschäftsbeziehung definiert haben –neben Rentenversicherung, Krankenversicherung, menschenwürdiger und gesundheitsverträglicher Herstellung der Textilien und einem Ausschluss von Kinderarbeit. Letztlich fand sich dann auch eine Werkstatt in Coimbatore, deren Arbeitsbedingungen die Freunde überzeugen konnte, und man wurde handelseinig.??

Learning by trying

Das fertige Produkt wird nun für 30 Euro angeboten – im Onlineshop von „Risto Saar“ und auch im gerade fertiggestellten Büro und Showroom in der Zwirner Straße, der einmal in der Woche zum Verkaufsraum werden soll.

Mit weiteren sowohl fair produzierten als auch erschwinglichen Produkten für Skater – darunter auch Boards – soll die Produktlinie fortgesetzt werde. Weil aber gut Ding entsprechende Weile braucht, setzt das junge Label auch auf eine Vernetzung unter Fairtrade-Anbietern. „Mit der konventionellen Modeindustrie können und wollen wir ja auch gar nicht konkurrieren“, sagt Risto Saar. „Und unter fairen und kleinen Anbietern ist es sinvoll und notwendig, sich zusammenzutun und die jeweils anderen Produkte im eigenen Programm zu führen.“ Dass nur Risto Saar Namenspate der Marke ist, stört übrigens Simon Baingo überhaupt nicht – im Gegenteil: „ Wir hatten uns so einiges als mögliche Markennamen überlegt, aber Ristos Name ist einfach so cool, das geht und passt auch gut als Marke.“

Mehr im Netz
ristosaar.cologne

 

Text: Nora Koldehoff

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