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Kultur Sport

„fan.tastic females“ im Fußball

Montag, 14. März 2022 | Text: Bettina Brucker | Bild: fan.tastic females / Bettina Brucker

Geschätzte Lesezeit: 3 Minuten

Die Wanderausstellung „fan.tastic females – football her.story“ zeigt die Geschichte und Präsenz von Frauen im Fußball. Oder genauer: von weiblicher Fankultur in Europa. Aktuell ist sie im Deutschen Sport & Olympia Museum zu sehen.

Die Ausstellung wurde schon an über 40 Orten in Europa gezeigt. Sie beschäftigt sich mit einem selbst für Fußballbegeisterte wenig bekannten Thema: Frauen als Fußballfans. Die Inhalte sind sorgfältig zusammengetragen, Statistiken wurden ausgewertet und liefern Zahlen und Fakten.

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Die Ausstellungseröffnung mit Beiprogramm, die im Twitch-Kanal des Jugendzentrums digital live gestreamt wurde, war vielversprechend. Die Ausstellung, so wie sie in Köln gezeigt wird, ist dagegen eine Enttäuschung. Sie besteht vor allem aus Bannern mit Portraitfotos von Frauen und Text. Viel Text. Doch es steckt durchaus mehr dahinter.

Weibliche Fans in Action / Grafic Nico Appel / fan.tastic females

Displays und QR-Codes

Der englische Titel „fan.tastic females – football her.story“ lässt einen rätseln. Es ist weder ein Fußball noch ein Fußballstadion zu sehen, noch sind Fangesänge zu hören. Videosequenzen auf Displays fehlen. Nichts zieht einen in die Ausstellung. Trotzdem betreten Schüler:innen der 9. Klasse der GHS Tiefental in Köln-Mülheim, die um die Mittagszeit im Museum sind, die beiden Räume . „Da geht es um Fußball“, sagt die Lehrerin. „Also um die Fans, wie zu Beispiel die Ultras. Ultras, das sagt dir doch was, oder?“ Sie schaut einen ihrer Schüler erwartungsvoll an. „Klar!“ Er blickt flüchtig auf eine der Aufsteller. „Ist ja alles auf Englisch. Das versteh ich nicht.“ Und schon hat er den Raum verlassen. Die deutschen Texte in unauffälliger Schrift übersieht er. Auf die Frage, warum sie sich die Ausstellung anschaut, antwortet die etwa 50-jährige Lehrerin: „Ich bin überrascht, dass das Thema Frau noch immer eine so große Rolle spielt. Bei mir – also auch schon in meinem Elternhaus – wurde nie ein Unterschied zwischen Männern und Frauen gemacht.“ Doch lange bleibt auch sie nicht. Den Hinweis auf die Videos nehmen weder sie noch die beiden Schüler in der Nähe wahr. Die Gruppe ist schon durch die Dauerausstellung gegangen. Mehr geht nicht.

Textlastige Ausstellung / Foto: Bettina Brucker

Draußen scheint verlockend die Frühlingssonne. Da fällt es schwer, sich auf die vielen Texte zu konzentrieren. Dabei ist es zum Teil witzig, was da steht. „Ich kann nicht singen, aber ich bin die Lauteste von allen.“ Oder man findet Lebensweisheiten wie: „Nur wenn man immer mal verliert, ist man auch geerdet.” Oder krasse Statements: „Fußball kommt vor Familie und vor allem anderen, es ist unsere erste Wahl.“ Auf dem dazugehörigen Video begleitet man dann die Frau in „ihr“ Stadion, mittenrein in die Atmosphäre eines Fußballspiels. Oder sie erzählt ihre ganz persönlichen Geschichten und Erlebnisse rund um den Fußball auf der Wiese vor dem Stadion. Die Filme vermitteln mit viel Herz und menschlicher Nähe Eindrücke aus einer für viele unbekannten Welt.

Unterhaltsame Statements

Wer keine Lust (mehr) zum Lesen hat, kann sich zu jedem Portrait ein kurzes Video ansehen. 81 sind es insgesamt. Über einen QR-Code gelangt man zum jeweiligen Film. Je nach Herkunftsland sind die Filme auf Deutsch, viele auf Englisch, aber auch z. B. auf Spanisch. Ein Untertitel (Englisch oder Deutsch) kann unten auf der Funktionsleiste unter CC dazugeschaltet werden.

Eine der „Ikonen der weiblichen Fankultur“: Arsenal-Fan Maria Petri ist über 80 und bekannt für ihre eigenen Fangesänge / Grafic: Nico Appel / fan.tastic females

Etwas Zeit sollten man sich für die Informationstafeln zur Geschichte des Frauenfußballs bzw. weiblicher Fans nehmen. Die Fotos und Berichte sind außergewöhnlich, sehr unterhaltsam und informativ. Aber auch das Material zur Kölner Fußballfanszene auf einem Tisch an der Wand ist durchaus sehenswert.

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Die Ausstellung ist sicherlich geeignet, damit Fans und Mitglieder von Fanprojekten abseits des eigenen Fußballfeldes ins Gespräch kommen können. Und so ist die Ausstellung auch gedacht. Deshalb wurde sie bisher fast ausschließlich an öffentlichen Orten wie Rathaus, Mensa, Kulturzentrum oder Freizeitheim sowie zum Beispiel in Lissabon beim europäischen Fankongress gezeigt. In ihrer Zweidimensionalität ist die preisgekrönte Ausstellung im Sport & Olympia Museum nicht gut aufgehoben. Hier ist der Besucher verwöhnt von echten Ausstellungsstücken in voller Größe, wie etwa das Segelboot im Foyer und der Möglichkeit, selbst sportlich aktiv zu werden. Filmegucken ist da zu wenig. Bisher fand auch nur eine Führung statt. Weitere Buchungen stehen aktuell nicht im Kalender des Museums.

 

Praktische Tipps und Hinweise:

• Geeignet für erwachsene Fußballbegeisterte und Fans.
• Zugang nur mit der regulären Eintrittskarte.
• Smartphone (oder Tablet) und Ohrhörer für die Videos mitbringen.
• Kostenloser WLAN-Zugang im Museum.
• Technische Infos auf dem Aufsteller am Eingang der Ausstellung lesen.
• Weniger ist mehr: Picken Sie sich Portraits heraus, zum Beispiel aus Ihrem eigenen Geburtsjahrgang. Oder suchen Sie nach der Frauenfangruppe aus Düsseldorf. Aus Köln ist leider keine Frau vertreten.
• Zum Abschluss eine Runde Kickern. Drei Tische stehen dafür bereit, den Ball gibt’s an der Kasse.
• Kostenloses Ticket mit Code fürs Filmeschauen zu Hause vom Infotisch mitnehmen.
• Umfangreicher Internetauftritt. https://www.fan-tastic-females.org/index.php/de/

Die Ausstellung geht noch bis zum 20. März.

Sport & Olympia Museum
Im Zollhafen 1
50678 Köln

Text: Bettina Brucker

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