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Gesellschaft Politik

Fast fertig: Übergangs-Heimat für Geflüchtete in Bayenthal

Sonntag, 14. Februar 2016 | Text: Judith Levold | Bild: Dirk Gebhardt

Geschätzte Lesezeit: 2 Minuten

Eins steht fest: Gemütlich ist anders. Aber Gemütlichkeit ist eben auch nicht prioritär bei der Erstmal-Unterbringung von nach wie vor vielen ankommenden Flüchtenden in NRW.
In einer Landesunterkunft, wie sie gerade an der Alteburgerstraße entsteht -die Hälfte der so genannten Wohnblöcke aus Containern steht schon, die doppelstöckige Reihe A bis E- sollen Flüchtlinge nach ihrer allerersten Registrierung bleiben, bis sie Kommunen zugewiesen sind und diese sich ab dann kümmern. Um Wohnraum, Schulbesuch, Asylverfahren etc. Im Idealfall soll also der Aufenthalt in solch einer Zentralen Unterbringungseinrichtung (ZUE) des Landes drei bis vier Wochen dauern, die Praxis sieht bislang anders aus und es werden gerne mal ein paar Monate daraus.

 

Toilettenhäuschen vor der Mensa der ZUE.

 

In dieser Zeit leben die Flüchtlinge hauptsächlich in Gemeinschaftsräumen, allein ihre Schlafzimmer sind mehr oder weniger privat, es gibt blitzsaubere, mit bunter Bettwäsche ausgestattete Vier- oder Achtpersonenzimmer mit Stockbetten, Tischgruppe und Spinden, „ein bisschen wie Jugendherberge“ bemerkte eine Anwohnerin aus Bayenthal, die mit kleiner Tochter und Großeltern der Einladung zu einer Besichtigung für alle Interessierten gefolgt war. „ich finde aber, wenn man hier ankommt, kann man sich schon erstmal wohlfühlen“ fügt sie hinzu. Der Leiter der Einrichtung, der junge Johanniter Olav Hoffmann, führt mit seinem Kollegen Patrick Quack, der für die pädagogischen Angebote im „Dorf“ zuständig ist, eine erste Gruppe in alle Bereiche der Unterkunft. BürgerInnen und Presseleute sehen Mensa, Kleiderkammer, Arztpraxis, Kindertagesstätte sowie Wohncontainer, sprich Schlafzimmer samt Sanitärbereichen.

 

Die Kleiderkammer, getrennt für Männer und Frauen.

 

Die Beschriftung ist an allen Orten mindestens sechssprachig.

 

Draußen ist noch Baustelle, es steht eben erst die Hälfte. Viele gemeinschaftlich genutzte und auch Verwaltungsräume sind deshalb provisorisch jetzt noch im weiter zu Rhein hin liegenden Festbau des ehemaligen Auktionshauses van Ham untergebracht. Manche Büros und Funktionsräume werden dort bleiben, andere näher Richtung  Wohnbereiche umsiedeln. Ab Ende Februar, Anfang März kommen voraussichtlich die ersten BewohnerInnen in die neue Einrichtung, die zuvor in Chorweiler auf einem Parkplatz als Zeltstadt betrieben wurde.

 

Wohncontainer für maximal 960 Menschen.

 

Das Kernteam des rund 120 Personen starken Personalpools ist im wesentlichen geblieben, die Mitarbeiter wirken jung, motiviert und schon erfahren im Umgang mit den unterschiedlichsten Menschen aus vielen Ländern und Kulturen. „Nein, wir trennen die Leute nicht etagenweise nach Herkunftsland oder Religion“ antwortet Hoffmann auf die Frage eines älteren Herrn. Man mische die Gruppen schon in den Wohnräumen, das sei der Beginn von Integration und klappe auch sehr gut, wie man schon in Chorweiler habe beobachten können. Natürlich belasse man Familien zusammen oder Grüppchen von menschen, die bereits als Gruppe geflohen sind oder sich auf der Flucht zusammen getan haben. Bei Einzelpersonen werde nur nach Geschlechtern getrennt untergebracht.

 

Schmuckloser Gang im Containerheim.

 


Vierbettzimmer in einem Wohncontainer. Hier würde eine Familie Platz finden.

 

Badezimmer für die Flüchtlinge.

 

Zur Zeit sieht es aus den Fenstern der Schlafzimmer schauend noch etwas „knastig“ aus, bedingt durch Bauzäune, Schotterflächen und schweres Gerät. Auch nach Fertigstellung -es entstehen übrigens auch Gebetsräume- wird die Unterkunft rund um die Uhr von einem Sicherheitsdienst bewacht, die Bewohner bekommen Bewohner-Pässe, mit denen sie ein- und ausgehen können, wie sie mögen. Das wirkt ein wenig wie eingesperrt, soll aber nicht so sein. Der Kontakt „nach draußen“ sei extrem wichtig, betonen die beiden jungen Mitarbeiter von den Johannitern. Deshalb biete man auch nicht nur innerhalb des „Dorfes“ verschiedenste Aktivitäten an, von Sport über Chor bis zu Kinderbetreuung und Sozialberatung, sondern freue sich auch über jedes externe Angebot – Ehrenamtler und ihre Ideen sind also sehr willkommen. Aktionen von Ehrenamtlichen werden durch das pädagogische Team koordiniert, jeder, der etwas machen will, kann sich am Eingang der Einrichtung an der Schönhauser Straße melden oder Elektropost schreiben an marcel.weber2@johanniter.de

 


Ausblick über den Bauzaun auf das Containerdorf.

Und übrigens: die beiden schmalen Türen an dem mit Holz und Werbeflächen verkleideten Zaun rund um das Gelände an der Seite der Alteburgerstraße sind keine Fluchtwege, sondern Zugänge im Rahmen des Brandschutzes. Auch wenn sie aussehen wie der Eingang einer Schrebergartenanlage. Apropos: begrünen könnte man das Dorf, dann sähe es auch gleich freundlicher aus…
 

Text: Judith Levold

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