Form follows idea
Donnerstag, 20. Juli 2017 | Text: Sarah Koldehoff | Bild: Dirk Gebhardt
Geschätzte Lesezeit: 4 Minuten
„Noch sind die Wände und Ausstellungsflächen hier leer, das wird sich aber bis Donnerstag radikal ändern“, lacht KISD-Studentin Rebecca Bäumer.
In den Räumen der Köln International School of Design wird noch fleißig geplant, sortiert und umgebaut. Durch die Gänge laufen Studierende mit Werkzeug und in letzter Minute werden noch einige letzte Plakate ausgedruckt. Spätestens ab Donnerstag sehen diese Räumlichkeiten völlig anders aus: Vom 20. bis zum 23. Juli lädt die Hochschule ein zum KISDparcours, der jährlichen Werkschau von Semesterprojekten und Abschlussarbeiten.
“Organisiert wurde der Parcours, wie in den letzten Jahren auch, größtenteils von uns Studenten“, erklärt Carolin Schabbing während sie durch die im Umbau befindlichen Räume läuft und fährt fort: “Die Professoren nehmen da eher eine beratende Funktion ein und helfen mit Erfahrungswerten.“
Verteilt über das gesamte barrierefreie Gebäude werden mehr als 50 Arbeiten aus verschiedensten Themenbereichen ausgestellt, von eher praktisch orientierten Bereichen, wie Interface Design bis zu theoretischen Themenfeldern, wie Designtheorie. Unterschiedlichste Ergebnisse kann man betrachten: In einem Projekt geht es beispielsweise um Gesichtsvermessung, in einem anderen um alternative Werkstoffe.
Trotz des Aufbaustresses haben sich sieben Ausstellende, die an insgesamt drei Projekten beteiligt sind, bereit erklärt, ihre Werke exemplarisch vorzustellen.
Arrival City
Das Werk Arrival City ist ein Langzeitprojekt im Feld Designforschung, das sich mit dem Thema Ankunftsstätten beschäftigt. “Wir haben dazu über ein Semester eigene Feldstudien und Recherchen betrieben und uns verschiedene Ankunftsorte angeschaut. Diese Informationen haben wir dann in Gruppen- oder Einzelarbeit visuell aufgearbeitet“, erklärt Rebecca Bäumer und merkt an “unser Projekt gehört eher zum Bereich Designforschung, weshalb wir uns auf theoretischer Basis mit dem Phänomen der Verstädterung auseinandergesetzt haben. Unsere Ergebnisse werden in Form von großen Plakaten, Fotos und Videos ausgestellt.“
Reconnecting Things
Aus dem Fachgebiet Interface Design kommt das Projekt Reconnecting Things, in dem Marie Stute und Katja Trinkwalder gearbeitet haben. Im Zuge dessen setzen sie sich damit auseinander, dass immer mehr Dinge, die früher nur analog funktionierten, jetzt mit dem Internet vernetzt sind. Reconnecting Things hat die Aufgabenstellung, analoge Objekte, die nicht mehr genutzt werden, in diesem neuen digitalen vernetzten Umfeld darzustellen und dazu verschiedene Adapter zu entwickeln.
Ihre Arbeit ist eher kritisch gehalten, meint Marie Stute. Ihre Kommilitonin ergänzt: „Wir haben untersucht, wie Datenschutz in der Welt des Internet of Things aussieht. Objekte ziehen unbemerkt in unsere Wohnung ein und sammeln Daten, die dann verkauft werden. Wir als Nutzer merken das oft nicht und sind in unserer Privatsphäre eingeschränkt. Wir haben Objekte entwickelt, die uns helfen, unsere Daten zu schützen.“ Restriktionen in der Nutzung mobiler Geräte wollen die beiden aber vermeiden, da man von dem neuen Komfort auch oft profitiert.
„Deshalb haben wir Adapter entwickelt, die unsere echten Daten mit gefälschten vermischen. Dadurch können die Unternehmen nicht zwischen echten und gefälschten Daten unterscheiden, wodurch die echten Daten geschützter sind“, schildert Katja Trinkwalder. Hierfür haben die Studentinnen eine Art Kopfhörer entwickelt, die herkömmlichen Gespräche aufzeichnenden Voice Assistant Geräusche oder Gespräche zuspielt, welche dann zusätzlich aufgenommen werden. Alle Produkte, die im Rahmen von Reconnecting Things entwickelt wurden, sind funktionstüchtig und können ausprobiert werden.
Chablis
Dominik Schmitz, Johannes Welcher und Lisa Peter haben an dem vom Weinbaugebiet Chablis ausgerichtetem Wettbewerb teilgenommen. Das Unternehmen arbeitet regelmäßig mit Hochschulen zusammen. Insgesamt sieben Zweiergruppen haben zum vorgegebenen Thema Purity und Minerality Videoproduktionen erarbeitet. “Obwohl hier ungewöhnlicherweise ein Unternehmen hinter steht, waren wir in der Erarbeitung sehr frei. Der Grundansatz war der, eine Art Musikvideo zu erstellen, als eine Mischung aus abstraktem Kunstfilm und klassischem Musikvideo, berichtet Dominik Schmitz von der Kooperation. Ein Werbefilm sollte es aber nicht sein, es hat auch viel eher die Charakteristik von einem Musikvideo“, stellt Johannes Welcher klar und Lisa Peter ergänzt “Besonders wichtig war das Zusammenspiel von Audio und Visuellem.“
Auch das Projekt „Fire? Fence? Wall?“, das im Mai unter dem Namen „Unknown Autonomy“ auf dem Chlodwigplatz gezeigt wurde, ist Teil der diesjährigen Werkschau. In der Themenauswahl waren die Studenten relativ frei, “Es gibt immer ein Dachthema“, erzählt Katja Trinkwalder, „aber in der Auswahl, dann noch ein spezielleres Thema auszusuchen, ist man ziemlich frei. Das macht auch immer sehr viel Spaß, weil man sich dann mit dem beschäftigen kann, was einen auch wirklich interessiert.“
Insgesamt umfasst der Parcours zwölf verschiedene Designbereiche – laut Marie Stute sollte damit für jeden Interessierten etwas dabei sein. “Es ist ja auch das Konzept der KISD, dass man so viele verschiedene Designbereiche hat, dass man auch als Besucher die Möglichkeit hat, zu sagen: Das interessiert mich, das gucke ich mir an und anders lasse ich einfach aus“, meint sie und ergänzt „Alle sind herzlich willkommen, wir freuen uns über jeden Gast. Man bekommt auch gleichzeitig die Gelegenheit, sich die Schule anschauen und zu entdecken, was hier überhaupt gemacht wird – das ist sicherlich auch für die Zeit nach Abitur oder Ausbildung interessant.“ Falls beim Rundgang bei einigen Besuchern Verständnisfragen aufkommen sollten, können die Projekte zusätzlich zu den aushängenden Erläuterungen auch immer von anwesenden Studenten erklärt werden.
Wer die Ausstellung nicht eigenständig erkunden möchte, kann sich sich einer der von Studenten geleiteten Führungen anschließen.
Für Besucher ist die KISD Donnerstag von 18 bis 22:30 Uhr, Samstag von 12 bis 21 Uhr und Sonntag von 10 bis 15 Uhr geöffnet. Der Eintritt ist an allen Veranstaltungstagen kostenlos.
Donnerstagabend wird der KISDparcours 2017 im Rahmen einer Vernissage mit Sektempfang offiziell eröffnet. Danach gibt es geführte Rundgänge und eine kleine Modenschau, bei der in Kooperation mit Paper Costumes Mode aus Papier präsentiert wird, und zum Abschluss eine Band spielen wird. Geht alles nach Plan, sind die Wände bis dahin bestückt.
Wer außerdem an weiteren Infos zur Ausstellung oder genauen Termine der Führungen interessiert ist, wird unter www.kisdparcours.de fündig.
Köln International School of Design, Ubierring 40, 50678 Köln
Autorin: Sarah Koldehoff ist Nachwuchs-Autorin zwischen Abitur und Studium, Südstadt und dem Rest der Welt.
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